„Gamechanger“: Medikament soll Darmkrebs „wegschmelzen“ – Forscher begeistert
Forscher sind überzeugt: Ein revolutionäres Medikament könnte Tumore im Darm effektiv beseitigen und womöglich sogar eine Operation überflüssig machen.
Kassel – Darmkrebs ist die weltweit zweithäufigste Krebs-Erkrankung, wie das Bundesgesundheitsamt berichtet. Viele fühlen sich bei einer Diagnose zum Tode verurteilt, doch es gibt Hoffnung. Laut einer neuen klinischen Studie, die die Verabreichung des Antikörper-Präparats Pembrolizumab (Keytruda) untersucht, könnten Patienten sogar ohne Operation wieder krebsfrei werden. Das Verfahren ist bereits erfolgreich bei der Behandlung von Hautkrebs- und Lungenkrebs-Patienten, wie das Portal krebsgesellschaft.de berichtet. Nun könnte auch Menschen geholfen werden, die an Darmkrebs erkrankt sind. Junge Menschen erkranken immer häufiger an Krebs, gerade Darmkrebs wird erst sehr spät diagnostiziert.
Immuntherapie gegen Krebs: Wie funktioniert das neue Medikament und warum ist es so effektiv?
Einige Krebsarten stellen ein spezielles Protein her, das die körpereigenen Immunzellen daran hindert, Krebs effektiv zu erkennen. Das Medikament Keytruda soll dazu führen, dass der Krebs wieder zum Vorschein tritt und effektiv bekämpft werden kann. Mark Saunders Onkologe im Krebszentrum „The Christie NHS Foundation Trust“ ist von der Wirkung überzeugt: „Die Immuntherapie vor der Operation könnte, für Patienten mit dieser Art von Krebs ein ‚Gamechanger‘ darstellen.“
Prüfarzt Dr. Kai-Keen Shiu ergänzt: „Eine Immuntherapie kann Tumore vor der Operation verschwinden lassen. Wenn man den Krebs vor der Operation wegschmelzen lässt, verdreifacht man normalerweise die Überlebenschancen.“
Keytruda-Medikament erspart Krebs-Patienten eine konventionelle Chemotherapie
Nicht nur die Ergebnisse sind besser, sondern die Behandlung erspart den Patienten womöglich auch eine konventionelle Chemotherapie, die oft mit mehr Nebenwirkungen verbunden ist, heißt es in einem Bericht des Krebszentrums The Christie. Der Experte ist davon überzeugt, vielen Menschen auf optimalen Weg helfen zu können. „In Zukunft könnte die Immuntherapie sogar eine Operation ersetzen“, so Saunders.
Das Keytruda-Medikament ist laut der Krebsgesellschaft bereits für die Behandlung von schwarzem Hautkrebs, dem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs, und dem Hodgkin-Lymphom (eine Art Lymphknotenkrebs) zugelassen. Die Immuntherapie lässt sich bei Hautkrebs sogar als Impfung injizieren.
So vielen Menschen konnte bereits geholfen werden: Das sind die ersten Studienergebnisse
Eine britische Forschungsgruppe hat eine Studie mit 32 Patienten durchgeführt, die an Darmkrebs im zweiten oder dritten Stadium und einem spezifischen genetischen Profil litten. Vor ihrer Operation erhielten diese Patienten neun Wochen lang Keytruda anstelle der üblichen Chemotherapie. Anschließend wurden sie über einen längeren Zeitraum überwacht.
Meine news
Ergebnisse der Studie sind mehr als vielversprechend: 59 Prozent der behandelten Patienten zeigten nach der Immun-Therapie keine Anzeichen von Krebs mehr. Bei den übrigen 41 Prozent wurde der Krebs während der Operation entfernt. Laut The Christie bedeutet dies, dass alle Patienten der Studie nach der Behandlung als krebsfrei galten.
Im Laufe der nächsten Jahre sollen im Rahmen der Studie auch das Gesamtüberleben und die Rückfallraten untersucht, wobei für die kommerzielle klinische Phase-2-Studie NEOPRISM derzeit noch Patienten rekrutiert werden. (cg)