In einer emotionalen Sonderausgabe des „MUT-Talks“ sprach der bekannte Psychologe und Islamismus-Experte Ahmad Mansour mit Gastgeberin Tijen Onaran und FOCUS-online-Chefredakteur Florian Festl über die aktuellen Herausforderungen in Deutschland. Die Live-Aufnahme im Rahmen des „Mut Maker Awards“ in Karlsruhe bot Mansour eine Bühne, um offen über seine Ängste, die jüngsten Diffamierungen und seine neue Rolle als Berater der Bundesregierung zu sprechen.
Mansour wird persönlich: Angst, Kampf und die Wahlheimat Deutschland
Obwohl er als unermüdlicher Kämpfer für Demokratie und gegen Extremismus gilt, enthüllte Mansour eine private Seite: Er sei „ein sehr ängstlicher Mensch“ und müsse täglich die Entscheidung treffen, ob er schweige oder in die Öffentlichkeit gehe. Trotz der enormen Belastung, die auch seine Familie trage, sei er motiviert. Mansour betonte seine tiefe Verbundenheit mit der Bundesrepublik: „Ich habe diese Gesellschaft gewählt, ich bin nicht hier geboren und aufgewachsen, ich lebe seit 20 Jahren, das ist meine Wahlheimat.“ Er sehe es als seine Pflicht, die Gesellschaft zu schützen, was „nicht zum Nulltarif“ zu haben sei.
Abrechnung mit Correctiv: „Eine glatte Lüge - ich bin Shitstorm-Experte“
Mansour ging scharf auf die jüngsten schweren Vorwürfe aus dem linken Spektrum ein, die ihm und seiner Frau pauschalisierenden Rassismus im Umgang mit Migranten unterstellen. Er bemerkte sarkastisch, er könne sich mittlerweile als „Shitstorm-Experte“ bezeichnen, verteidigte seine Arbeit jedoch entschieden.
Der jüngste Vorwurf der Rechercheplattform „Correctiv“, Fördermittel für das von ihm und seiner Frau Beatrice betriebene Projekt seien politisch „durchgewunken“ worden, sei „einfach eine glatte Lüge“ und treffe nicht nur ihn, sondern auch sein 20-köpfiges Team, so Mansour. Er kritisierte jene „Schreibtischtäter, die noch nie in solche Milieus gegangen sind“ und ihm Rassismus vorwerfen, obwohl er versuche, Menschen Demokratie und Menschenrechte zu vermitteln.
Debattenkultur und Migration: „Unsere Debattenkultur ist so kaputt“
Mansour beklagte den Verfall des politischen Diskurses: „Unsere Debattenkultur ist so kaputt.“ Er forderte dazu auf, politische Debatten zu führen und nicht sofort mit Empörung oder Beleidigungen zu reagieren. Das „sehr schnelle Abstempeln von Menschen“ helfe der Demokratie nicht weiter.
Mansour reflektierte über seine eigene Ankunft in Deutschland im Jahr 2004 und zog Parallelen zur heutigen Migrationspolitik: „Wir haben keine Vorstellung von Migration und von Integration. Wir haben keine Strategie.“ Es fehle an einer klaren Strategie, wie man aus Fremden Demokraten mache.
Zur Diskussion um das Stadtbild äußerte er Verständnis für die emotionale Reaktion, stellte aber klar, dass es nicht um Herkunft gehe, sondern um kriminelle Verunsicherung: „Es geht nicht um Herkunft, es geht nicht um Hautfarbe... sondern es geht um Zustände, die wir im Stadtbild haben.“
Mansour in Dobrindts Beratergremium: Kampf gegen Islamismus
Erst am Aufzeichnungstag war bekannt geworden, dass Mansour Teil eines Beratergremiums im Innenministerium wird. Er kündigte an, Islamismus „nicht verharmlosen“ zu wollen, da er es als eines der größten Probleme in Deutschland sieht. Sein Ziel ist klar: „Schneller zu sein als die Radikalen ist die Hauptaufgabe dieses Gremiums.“
Appell zum Schluss: „Mut ist ganz anders als Gratismut“
Mansour appellierte abschließend an das Publikum und forderte die Menschen dazu auf, Haltung zu zeigen: „Mut bedeutet, da die Stimme zu erheben, wo es unbequem ist.“ Er grenzte dies scharf vom „Gratismut“ ab, bei dem man nichts zu befürchten habe. Er warnte vor Kräften, die den Vertrauensverlust in Institutionen bewusst ausnutzen und schloss mit einem eindringlichen Appell: „Machen Sie mit und warten Sie nicht, dass die anderen es tun.“
Den Talk mit Ahmad Mansour sehen Sie auch auf Spotify.