Das „Flixbus“-Business in die Ukraine läuft dieser Tage besonders gut. 17 Abfahrten allein aus Berlin Richtung Kiew bietet das Unternehmen täglich an. Viele junge ukrainische Männer kommen derzeit nach Deutschland – aus Angst, zum Krieg eingezogen zu werden. Andere hier fahren auf Kurztrip in die Heimat.
Ukrainer in Berlin: Für Dokument für den Kater nach Hause
Maksim und seine Frau Julia (Namen geändert) sind am Terminal, um Maksims Mutter zum Bus zu bringen. Sie wird einige Tage in die alte Heimat fahren. "Was sie durchgemacht hat, will keiner wissen. Sie hat die ganzen Jahre in Charkiw ausgeharrt, sich vor den Bomben der Russen versteckt.“
Maksim und Julias Familie sprechen Russisch, so, wie viele Menschen aus der Ostukraine. Maksim kam einen Tag vor Kriegsbeginn nach Deutschland. Seither wagte er sich nicht mehr in die Heimat, denn der heute 32-jährige Mann würde zum Krieg eingezogen.
"Ich möchte meine vier Kinder aufwachsen sehen“, sagt Maksim. Das Ehepaar hat Kinder zwischen vier und elf Jahren. "Deshalb gehe ich nicht kämpfen.“ Auch sein Bruder wolle nicht. Der ist 22 und gerade in Deutschland angekommen.
Verstecken vor den Rekrutierungskräften
Der Bruder musste sich vor dem „TCR“ verstecken – dem "Territorial Recruitment Center“, den Rekrutierungskräften der ukrainischen Regierung. Diese führen durchs Land und fahndeten nach Deserteuren, behauptet Maksim. Jetzt ist er froh, dass der jüngere Bruder in Berlin sicher ist.
Aber was denkt er über die Forderung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), dass junge Männer in der Ukraine kämpfen sollten?
Merz tat das vor dem Hintergrund, dass sich die Zahl von Einreisen junger Ukrainer von Juni bis September mehr als verdoppelt hat, seit die Regierung des Landes Ausreisen für 18- bis 22-Jährige erlaubt hat.
„Er kann gut das sagen“, kommentiert Maksim Merz‘ Forderung. „Aber wer will wirklich im Krieg sterben? Ich werde nicht kämpfen.“
Maksim hat bislang noch kein Jobcenter aufgesucht
Maksim und Julia wollen nie wieder in die Ukraine zurück. Er war dort Reifenmonteur, aber "auf den Job habe ich keine Lust mehr“, sagt er. Bislang lebt die sechsköpfige Familie vom Bürgergeld. Aber sie wissen, dass sich das ändert.
"Wenn sie das Bürgergeld stoppen, ist es auch ok“, sagt Maksim und fügt hinzu: "Deutschland hat mehr für uns getan als die Ukraine.“ Er würde gern Dachdecker werden oder ein anderes Handwerk lernen. Ein Jobcenter hat er trotzdem noch nicht aufgesucht. "War ja nicht notwendig“, sagt er, "uns geht es gut so mit dem Bürgergeld.“
Bürgergeld zu beziehen, war einfacher, als einen Kater einreisen zu lassen
In ein paar Tagen wird Maksims Mutter zurückkehren. Auch sie ist mittlerweile in Berlin gemeldet. Und sie wird den Kater dabeihaben, wenn alles glatt läuft. Sie wird dafür nicht mit einem "Flixbus“ reisen, weil die keine Tiere erlaubten, sagt Maksim.
„Aber sie braucht noch die Papiere, dass der Kater einreisen darf“, berichtet er. Auch das gehört zur Wahrheit: Bürgergeld zu erhalten, scheint für Ukrainer einfacher gewesen zu sein, als einen Kater einreisen zu lassen.