Beinahe-Unglück bei Taubenvertreibung, Lagerhaus-Kino geschlossen
Viel Mühe wendet die Stadt Schongau auf, um der Taubenplage Herr zu werden. Doch die jüngste Aktion hat Folgen: Bei der Vertreibungsaktion von 120 Tieren aus dem Lagerhaus wurde eine Zwischendecke beschädigt. Das Lagerhaus-Kino muss deshalb vorerst geschlossen bleiben. Glück hatte wohl die Taubenbetreuerin.
Schongau – Die Schließung des Dachgiebels im historischen Lagerhaus in der Schongauer Altstadt, um den Tauben dort ihre Nistplätze und den Unterschlupf zu nehmen, war eine komplizierte Angelegenheit. Ende November hatte die Schongauer Feuerwehr die ehrenamtliche Taubenbetreuerin der Stadt per Drehleiter in luftige Höhen transportiert, da der Einstieg in den Speicher des 500 Jahre alten Gebäudes nur von außen her möglich ist. Sabine Helbig musste durch das enge Fenster ins Innere, um dafür zu sorgen, dass auch wirklich keines der Tiere im Inneren des Dachbodens zurückbleibt, bevor Mitarbeiter des Bauhofs die drei Giebelfenster auf Dauer für die Tauben verschlossen.
Taubenbetreuerin hatte sich in große Gefahr begeben
Wie sich im Nachgang herausstellt, hatte sich Schongaus Taubenbetreuerin bei der Aktion in große Gefahr begeben. Schon damals berichtete Helbig darüber, dass sie den Bodenbrettern zwischen den Trägerbalken irgendwann nicht mehr so recht traute. Zurecht: „Sie hat die Kinodecke durchgetreten“, so Georg Werner, Betreiber des direkt darunter befindlichen Lagerhaus-Kinos, der auch das Strarlight-Kino in Weilheim betreibt. Und die Ehrenamtliche hatte Glück, dass sie unverletzt blieb: „Das war unvernünftig, sie hätte auch abstürzen können“, so Werner. Etwa fünf Meter Platz sind schätzungsweise zwischen provisorischer Decke und Kinoboden.

Was sich vielleicht wegen der zehn bis 15 Zentimeter hohen Schicht Taubenkot nicht gut erkennen ließ: Der Dachboden des Lagerhauses ist nicht etwa eine tragende Fläche, die sich eignet, um darauf herumzulaufen, sondern nur eine leichte, eingezogene Konstruktion direkt über dem zweiten Stock – montiert 1989 vor Start des Lagerhauskinos. Diese Fläche ist nun stark beschädigt. Selbst die provisorische Sicherungskonstruktion, die Pächter Edi Ljuskovic angebracht hatte, nachdem man erste Schäden bemerkte, hilft nun nicht mehr. Die Rigipsplatten weisen mittlerweile großflächig Risse auf, die Decke löst sich an mehreren Stellen über dem Vorführraum. Es rieselt bereits der Kot der Tauben aus dem Dachboden auf die Bestuhlung, mittlerweile riecht man ihn auch.
Aus Sorge um Sicherheit der Kinobesucher ist der Vorführraum geschlossen
Aus Sorge um die Sicherheit seiner Kinobesucher hat Werner nun die Reißleine gezogen und alle weiteren Vorführungen abgesagt. Mitarbeiter der Stadt Schongau seien bereits vor Ort gewesen, aber über die Weihnachts-Feiertage sei leider nichts passiert. Wie groß der Schaden ist, lasse sich nur schwer schätzen, meint Werner. Abgesprochen sei, dass nun ein Gutachter hinzugezogen werden soll und der Schaden dann von einem Zimmerer behoben wird. Wann das Kino wieder öffnen kann, weiß Georg Werner nicht. Er rechnet damit, dass sich das alles hinzieht.
„Die Stadt ist versichert und hat der Versicherung den Sachverhalt bereits mitgeteilt“, betont Bettina Schade, Geschäftsführerin der Stadt Schongau. Eine Einschätzung liege noch nicht vor, man habe aber gar nicht mehr groß mit der Angelegenheit zu tun.
Dass sie bei der Stadt als Ehrenamtliche versichert sei, setzt Sabine Helbig „als selbstverständlich voraus“. Es sei allen Beteiligten bereits bei der ersten Begehung klar gewesen, „dass man zwischen den Trägerbalken nicht laufen kann, dass man aufpassen muss, wo man hintritt“, erinnert sich die Taubenbetreuerin. Sie sei daher etwas verdutzt gewesen, als sie nun darauf angesprochen wurde. „Wenn ich wirklich durchgebrochen wäre, hätte ich das schon bemerkt.“
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Abdecken des Dachs wäre aufwendiger gewesen
Die Alternative zu ihrem Einsatz wäre das wesentlich aufwendigere Abdecken des Dachs gewesen. Sie habe sich gerade so durch das kleine Fenster durchschlängeln können, die leibesmäßig stärker gebauten Männer des Bauhofs aber sicherlich nicht. Zum Glück vielleicht auch für die Mitarbeiter des Bauhofs – bei einem schwereren Menschen hätte die Rigipsverschalung der Kinodecke vielleicht sofort nachgegeben. Die Taubenbetreuerin sieht den Vorfall pragmatisch: „Das muss man nun von unten her neu verschalen und fertig ist die Kiste.“
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