Nach kleinen Umbauarbeiten: Gasthaus Sonne in Ingenried ist bereit für Geflüchtete
Kräftig gewerkelt wurde am Montag noch im „Gasthaus Sonne“ in Ingenried, denn die Zeit drängte. Seit Dienstag haben die ersten 16 Geflüchteten in der ehemaligen Dorfwirtschaft eine vorübergehende Bleibe gefunden, und, bis dahin mussten die Arbeiten beendet sein.
Ingenried – Transparenz ist Ingenrieds Bürgermeister Georg Saur sehr wichtig. Deshalb lud er, zusammen mit Bernhard Pössinger vom Landratsamt, alle Bürger ein zur Begehung der ehemaligen Dorfwirtschaft in Ingenrieds Ortskern. Um ihnen zu zeigen, wie die Gasträume nun aussehen, was alles gemacht wurde, und vor allem, damit die Bürger ihm und dem Asylbeauftragten Fragen stellen konnten.
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Denn: „Das Thema Asyl wird auch in unserer Gemeinde unterschiedlich betrachtet“, fasste Saur die Stimmung im Dorf diplomatisch zusammen. Deshalb sei es ihm wichtig, die Bürger, und da vor allem diejenigen mitzunehmen, die Vorbehalte und Bedenken haben. „Ich weiß, dass der Zuzug von 16 neuen Bürgern ziemlich viel auf einmal ist“, meinte der Bürgermeister einleitend, denn das „normale“ Bevölkerungswachstum in Ingenried belaufe sich auf circa 14 neue Einwohner pro Jahr.
Ganz klar die Rede von neuen Mitbürgern
Als solche, nämlich neue Einwohner, möchte Saur die Asylsuchenden künftig sehen. Und auch so benennen: „Ich werde nicht von Asylanten oder Flüchtlingen sprechen, denn für mich sind das unsere neuen Mitbürger.“

Auch wenn diese vermutlich erst einmal nur ein paar Wochen in Ingenried verweilen, denn bei der „Sonne“ handelt es sich um eine Notunterkunft. Das heißt, dass seitens des Landratsamtes geschaut wird, die Bewohner möglichst schnell in feste, dauerhafte Unterkünfte zu bringen. „Je nachdem, wie schnell wir geeignete Gebäude umbauen oder neue Wohnmodule bauen können, ist die Verweildauer zwischen vier Wochen bis maximal drei Monate“, erklärte Bernhard Pössinger.
Kleine Maßnahmen sind schnell zurückgebaut
Um in dieser Zeit, die geflüchteten Menschen einigermaßen vernünftig unterzubringen, wurde die Dorfwirtschaft ein wenig umgebaut. Die Elektrik wurde auf Vordermann gebracht, Heizungen an den Zimmerdecken wurden installiert, und an einigen Stellen wurde dem Brandschutz Rechnung getragen. Alles in allem aber eher kleine Maßnahmen, die bei einer Reaktivierung der Wirtschaft ohne Probleme zurückgebaut werden können.
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Die ehemalige Wirtsstube wird der Aufenthaltsraum sein, im Nebenzimmer sowie im Saal im ersten Stock stehen etliche Stockbetten, die noch mit Paravents abgetrennt werden sollen. Auch in den Räumen der ehemaligen Pächterwohnung sind Betten aufgebaut.
Sanitär-, Wasch- und Küchenanhänger
„Diese werden aber erst zu einem späteren Zeitpunkt belegt, wenn wir Familien zugewiesen bekommen“, erklärte Saur. Denn bei den Erstankömmlingen handelt es sich erst einmal um alleinstehende Männer.
Hinter dem Gasthaus stehen Sanitär- und Waschanhänger sowie einer mit Küchenausstattung. Insgesamt bieten die knapp 400 Quadratmeter des Gasthauses Platz für bis zu 40 Menschen.
Das Gebäude ist also nun bereit für die Aufnahme der Geflüchteten. Sind es die Bürger auch? Die anschließende Fragerunde lässt darauf schließen, denn die zahlreichen Anwesenden wollten eigentlich nur „Kleinigkeiten“ wissen. Wie beispielsweise, woher die Asylsuchenden kommen. Antwort: Unter anderem aus Afghanistan, der Türkei, Jordanien, Syrien und der Ukraine. Und sie wollten wissen, wer das Ganze bezahlt. Nämlich der Freistaat Bayern. Oder, was sie den ganzen Tag machen.
Am besten wäre ein Helferkreis
An diesem Punkt möchte sich Bürgermeister Georg Saur einschalten: „Es wäre sehr wünschenswert, wenn sich ein Helferkreis bilden würde. Quasi als Schnittstelle zwischen den neuen und den eingesessenen Mitbürgern. Auch wenn diese Menschen nicht lange bei uns bleiben, können wir ihnen helfen, sich zu integrieren. In Deutschland.“
Der erste Eindruck ist seiner Meinung nach entscheidend. „Ich freue mich darauf, dass etwas Neues in Ingenried passiert, dass neue Kulturen zu uns kommen“, gibt er unumwunden zu und sieht darin auch eine Chance des Zusammenwachsens.
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Deshalb ist Ingenrieds Rathauschef auch nach dem „Zwangszuweisungs-Urteil“ nicht bange: „Möglicherweise müssen wir härtere Diskussionen über die langfristigen Unterkünfte führen. Aber wenn es nach mir geht, fahren wir die Schiene der Solidarität und Menschlichkeit weiter in Ingenried.“
CHRISTINE WÖLFLE