Notunterkünfte für Geflüchtete: Weilheim-Schongau hat ausreichend Kapazitäten

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40 Betten stehen im alten Gasthaus Schnitzer in Bernbeuren für Geflüchtete bereit. Vorerst werden nicht alle Plätze belegt sein, das kann sich aber durchaus ändern. Auch in anderen Gemeinden ist Platz für Menschen in Not. © Kuchler

Ein Bus mit 50 Geflüchteten erreicht am Mittwoch den Landkreis. Platz hätte man für mehr. Sobald wieder mehr Menschen eine Flucht auf sich nehmen, werden die freien Betten wohl dringend gebraucht.

Landkreis – Das Landratsamt spricht von einer „Winterdelle“. Wegen der eisigen Temperaturen und der rauen Wellen wagen gerade weniger Menschen die ohnehin extrem gefährliche Flucht über das Mittelmeer. Das macht das Leid der Menschen nicht minder, hat aber zur Folge, dass etwa halb so viele Geflüchtete als während der Sommermonate den Landkreis erreichen. Dennoch: Aktuell leben etwa 3250 Geflüchtete und damit rund 850 mehr Menschen als vergangenes Jahr im Landkreis.

Am morgigen Mittwoch kommen weitere Menschen an. Ein Bus mit 50 Personen wird durch die Region fahren und an den neuen Notunterkünften in Schwabsoien, Bernbeuren und Ingenried halten. Je ein Drittel der Ankömmlinge werden in den Thermohallen, beziehungsweise dem Gasthaus Schnitzer in Bernbeuren, untergebracht. In Zahlen bedeutetet das 15 bis 18 Menschen pro Gemeinde, die dort übergangsweise ein Dach über dem Kopf bekommen.

Platz hätte man sogar für mehr: Immerhin wurden in den vergangenen Monaten auch Thermohallen in Wessobrunn und Penzberg errichtet. Die Gemeinden Wildsteig, Antdorf und Eglfing stellen ebenfalls Notunterkünfte bereit.

Bernhard Pössinger, der im Landratsamt für Asyl und Integration zuständig ist, geht davon aus, dass auch diese Unterkünfte bald gebraucht werden – immerhin sei es unwahrscheinlich, dass der Flüchtlingsstrom langfristig abreißt. Er erwartet, dass in rund zwei Wochen der nächste Bus mit Geflüchteten ankommt. „Wir müssen noch besprechen, ob wir die Unterkünfte dann nachbelegen oder andere Thermohallen belegen“, sagt Pössinger.

Anfangs war bekanntlich nicht jede Gemeinde begeistert, als Pössinger und sein Kollege Helmut Hartl mit dem Anliegen aufschlugen, Platz für Geflüchtete zur Verfügung zu stellen. Beispielsweise in Bernbeuren reagierte der Gemeinderat skeptisch, als das Landratsamt die Fläche an der Auerberghalle für den Bau einer Thermohalle vorschlug. Weil zunächst keine Alternative angeboten wurde, drohte der Gemeinde die Zwangszuweisung.

Landratsamt setzt auf „Solidarität der Gemeinden“

Das sei ein „Druckmittel“ gewesen, das glücklicherweise nirgendwo im Landkreis zum Einsatz kommen musste. „Wir haben auf die Solidarität der Gemeinden gesetzt und sie erreicht“, sagt Pössinger. „Das Thema einer Zwangszuweisung konnten wir umschiffen.“ Bei der Gemeinde Bernbeuren habe man zwar anfangs „mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen“, dafür gelinge die Zusammenarbeit nun sehr gut. „Wir sind froh, dass es so gekommen ist.“

Das gelingt nicht überall. Etwa im Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wurden der Gemeinde Greiling zwangsweise Geflüchtete zugewiesen. Der Ort erhob Klage – und erhielt am vergangenen Freitag Recht vor dem Verwaltungsgericht München. Vorläufig darf das Landratsamt Greiling keine Geflüchteten zur Aufnahme und Unterbringung in eigner Zuständigkeit zuweisen.

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Bernbeurens Bürgermeister Karl Schleich fühlt sich durch das Gerichtsurteil bestätigt. „Das entspricht auch unserer Rechtsauffassung“, sagt er und spricht für seinen Gemeinderat. Für Schleich war die Zwangszuweisung durch das Landratsamt eine „reine Drohkulisse“. Nun, da man eine Lösung gefunden hat und übergangsweise der alte Schnitzer-Gasthof als Notunterkunft zur Verfügung stellt, sind auch für den Bürgermeister die Unstimmigkeiten vom Tisch. Schleich sagt: „Für uns steht nicht in Frage, dass wir solidarisch sind und den Menschen helfen.“

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

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