Bernbeuren braucht jetzt eine kurzfristige Asyl-Lösung
Wie kaum ein anderes Thema beherrscht die Frage nach der Unterbringung von Geflüchteten die Gemeinderatssitzungen im Landkreis. Nach der vergangenen Sondersitzung hat Bernbeurens Bürgermeister Karl Schleich nun zwei bekannte Gäste an den Auerberg eingeladen.
Bernbeuren – Man könnte die Asylbeauftragten des Landkreises mittlerweile fast als regionale Berühmtheiten bezeichnen. Helmut Hartl und Bernhard Pössinger haben in den vergangenen Monaten schon so manches Rathaus von innen gesehen. Am vergangenen Dienstag bahnten sie sich ihren Weg durch das Schneegestöber, um auch den Bernbeurern ihre dringliche Botschaft zu übermitteln.
Nachdem sie ihren üblichen Vortrag über die aktuellen Zugangszahlen von Geflüchteten gehalten und dabei erklärt hatten, dass der Landkreis in diesem Jahr wohl noch zwei Busse mit jeweils 50 Geflüchteten zu erwarten hat, kamen sie auf die Ursache ihres Besuchs zu sprechen. „Wir haben wirklich Not“, betonte Pössinger. Die Geflüchteten „stehen bei uns vor der Tür, und wir müssen sie unterbringen“, beschrieb er die sich zuspitzende Situation.
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Hätte man zuletzt nicht einige Gasthöfe angemietet, würde man die Flut an Neuankömmlingen womöglich gar nicht mehr bewältigen können. Es sei daher an der Zeit, dass sich auch in Bernbeuren zeitnah etwas tut. Denn die einst angesetzte Bedenkzeit ist eigentlich schon lange abgelaufen.
Kurzfristige Lösungen müssen her
In mancherlei Hinsicht bestünden zwischen ihnen und der Gemeinde zwar sicherlich Meinungsverschiedenheiten, dennoch wolle man selbstverständlich niemanden ärgern, sagte Hartl. Durch die privat untergebrachten Asylsuchenden habe man in der Vergangenheit zumindest „viel Zeit gewonnen“.
Das reiche nun aber nicht mehr aus: Angebote wie beispielsweise ein viel diskutierter Umbau des alten Gasthof Filser seien zwar gut gemeint, jedoch mit langen Bauzeiten verbunden, erklärte Pössinger. „Wir brauchen kurzfristige Lösungen.“ Eine Unterkunft, die voraussichtlich erst in einem Jahr bezugsfertig wäre, „hilft uns momentan überhaupt nicht“. Hinzu kämen unter anderem Probleme mit Brand- und Denkmalschutz.
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Als langfristige Lösungen möchte Bernbeurens Bürgermeister aber auch andere vorgebrachte Möglichkeiten zumindest „weiterverfolgen“. Die vielgenutzte Fläche an der Auerberghalle kommt für die Ratsmitglieder als Standort einer Thermohalle weiterhin nicht in Frage. Ein derartiges Konzept, das in kurzer Zeit zu realisieren sei und inklusive der Anbauten wie Küchenzelt und Waschcontainern etwa 1000 Quadratmeter in Anspruch nehmen würde, sehen die Männer vom Landratsamt als kurzfristige Lösung allerdings am geeignetsten. Außerdem habe man die Hallen „schon in der Hinterhand“, hieß es.
Thermohalle oder Wohnmodule
Diese seien zwar die „schnellste Lösung“, aber nicht die einzige. Stünde ein geeignetes und zeitnah bezugsfertiges Gebäude parat, käme auch das in Betracht. „Das muss halt in einem besseren Zustand sein als der Filserhof“, lautete Pössingers Antwort auf die Nachfrage von Gemeinderat Erich Kraut.
Während eine Thermohalle übergangsweise für einige Monate bestehen bleiben würde, könnte derweil der Um- beziehungsweise Ausbau eines anderen Gebäudes oder die Errichtung von Wohnmodulen erfolgen, erklärten Hartl und Pössinger und verwiesen beispielsweise auf das Vorhaben der Gemeinde Schwabsoien. Ferner müssten die Modulbauten nach Ende der Flüchtlingswelle nicht zwingend abgebaut werden. Eine Weiternutzung durch die Gemeinde sei denkbar.
Den Bürgern die Angst nehmen
Die für eine Thermohalle genutzte Fläche würde nach dem Rückbau natürlich auch wieder in ihren Ursprungszustand gebracht werden, sagte Hartl. „Wir stehen zu unserem Wort“, beteuerte er auch in Bernbeuren.
Des Weiteren versuchten Hartl und Pössinger, den Bürgern die Angst vor reinen Männergruppen an Geflüchteten zu nehmen. Man favorisiere selbstverständlich eine Mischbelegung sowie abgeschlossene Wohneinheiten.
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Bald darauf entwickelte sich auch schon eine Diskussion zu eventuell geeigneten Flächen und deren Strom- und Wasseranbindung. Diesbezüglich schlug Rathauschef Schleich vor, sich im nichtöffentlichen Teil der Sitzung zu beratschlagen. „Es ist klar, dass wir unseren Teil beitragen“, verkündete er. „Der Wille ist bei Euch ja da“, zeigte sich auch Hartl überzeugt. Auch wenn laut Pössinger zum Jahreswechsel wohl noch nichts stehen werde, möchte er gerne schnellstmöglich passende Flächen in Augenschein nehmen. „Kurzfristige Sachen anpacken“, laute jetzt die Devise.
FLORIAN ZERHOCH
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