Streit um Flugzeug: Höhere Kosten und kaum Fallschirmsprünge in Franz-Josef-Strauß-Kaserne

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Die M-28, mit der die Luftlandeschule seit Jahren den Großteil ihrer Fallschirmausbildung betreibt, muss derzeit am Boden bleiben. © Hans-Helmut Herold

In der Altenstadter Franz-Josef-Strauß-Kaserne gibt es Probleme mit den Flugzeugen, die die Fallschirmsprung-Ausbildung massiv beeinträchtigen.

Altenstadt – Vor dem absehbaren Ende der altehrwürdigen Transall stellte sich bei den Fallschirmjägern in der Altenstadter Franz-Josef-Strauß-Kaserne vor rund zehn Jahren die Frage, wie denn der Ausbildungsbetrieb in der Luftlande-/Lufttransportschule weiter aufrechterhalten werden soll. Denn das Nachfolgemodell, der Airbus A400, war damals gerade mit den ersten Exemplaren an die Bundeswehr ausgeliefert worden und noch weit von der Zulassung für den Fallschirmsprungdienst entfernt.

Die Lösung war die M-28 Skytruck, eine vergleichsweise kleine Maschine, die aber für die Bedingungen in Altenstadt ideal waren. Je nach Gepäck passen zehn bis 14 Fallschirmspringer in die Maschine, und, was wichtig ist: Sie konnte auch direkt auf dem kleinen Altenstadter Flugplatz landen – es gab extrem kurze Wege. Die Transall nämlich war damals in Penzing stationiert, dorthin mussten die Fallschirmspringer aus Altenstadt immer erst hingefahren werden. Mit dem privaten Besitzer der M-28 wurde ein langfristiger Vertrag geschlossen, der Betreiber aus Ostdeutschland konnte auch kurzfristig angefordert werden, was bei der Transall schon komplizierter war.

Luftfahrtbundesamt legt Veto ein: „Hieß, dass das Fallschirmspringen mit der Maschine nicht mehr genehmigt wird“

Seit Mitte 2017 ist die M-28 nun in Altenstadt im Einsatz, und mit Ausnahme einiger Anwohner, die sich über das im Gegensatz zur brummenden Transall lautere Fluggeräusche ärgern und den häufigeren Einsatz aufgrund der geringeren Größe, lief alles reibungslos – bis Mitte des vergangenen Jahres offenbar das Luftfahrtbundesamt völlig überraschend sein Veto einlegte, wie am Rande des Neujahrsempfangs von einem Insider zu erfahren war: „Es hieß, dass das Fallschirmspringen mit der Maschine nicht mehr genehmigt wird.“

Von einem Tag auf den anderen mussten die Fallschirmsprünge über Altenstadt – mit einer kurzen Unterbrechung, als es doch wieder erlaubt war – eingestellt werden. Seitdem streiten sich offenbar das Luftfahrtbundesamt und das Luftfahrtamt der Bundeswehr, der Fall soll es mittlerweile bis in die oberen Kreise des Verteidigungsministeriums geschafft haben. Auf Anfrage sagte eine Sprecherin des Ministeriums gestern, in der Kürze der Zeit könne man dazu keine Stellungnahme abgeben, das dauere bis zu zwei Wochen.

„Eine Stunde mit der M-28 kostet ohne Treibstoff 6000 Euro, beim Airbus sind es 60.000 Euro“

Um die Fallschirmsprungausbildung einigermaßen aufrecht zu erhalten, war zuletzt öfter der mittlerweile für den Fallschirmsprung zugelassene A400 über dem Landkreis zu sehen. Das Problem dabei: „Eine Stunde mit der M-28 kostet ohne Treibstoff 6000 Euro, beim Airbus sind es 60.000 Euro“, weiß der Insider. Bei einer Anflugdauer von eineinhalb Stunden aus dem niedersächsischen Wunstorf, wo der A400 stationiert ist, macht das nur mit Hin- und Rückflug satte 180 000 Euro, ohne dass ein einziger Fallschirmspringer gesprungen ist.

Der Weg für den A400 nach Altenstadt ist weit – und teuer.
Der Weg für den A400 nach Altenstadt ist weit – und teuer. © Merkur

Landen kann die Maschine nach der Schließung von Penzing nur in Lechfeld oder, wenn eine Enteisung nötig ist, in Memmingen, was eine vorherige Anfahrt der Fallschirmspringer von 40 bzw. 75 Kilometer bedeutet. Da bekommt die Entscheidung der Bundesregierung vom März 2022, anders als geplant keine A400 dauerhaft in Lechfeld zu stationieren, nochmal eine ganz andere Note.

Im Juli 2021 absolvierten Altenstadter Fallschirmjäger die ersten Sprünge aus der A400.
Im Juli 2021 absolvierten Altenstadter Fallschirmjäger die ersten Sprünge aus der A400. © Hans-Helmut Herold

Seit dem Ukraine-Krieg hat die Bundeswehr wieder einen anderen Stellenwert bekommen, die Fallschirmjäger sind ein wichtiger Teil der Einsatzkräfte, die schon oft im Ausland im Einsatz waren – da kommt der Streit um die Flugzeug-Zulassung zum unpassendsten Zeitpunkt. Bisher sei Altenstadt bei der Priorität der A400 auf einer Skala von 1 (hochprioritär) bis 8 (nachrangig) auf der 8 gelegen, sagt der Insider. „Seit die M-28 vorübergehend stillgelegt werden musste, sind wir zwar auf Platz 6 hochgestuft worden“, sagt er.

Doch klar sei, dass vieles andere vorgehe. So sei die A400 zuletzt bei der Evakuierung im Sudan im Einsatz gewesen, nach dem Überfall der Hamas auf Israel sei eine Maschine auf Zypern stationiert gewesen – da laufen Anforderungen aus Altenstadt ins Leere. Deshalb hoffen sie inständig, dass endlich bald eine Lösung gefunden wird.

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