Tierrettung Oberland braucht neues Fahrzeug - „Fahren mit Schweißperlen auf der Stirn“
Zu rund 60 Einsätzen im Monat rückt die Tierrettung durchschnittlich in der Region aus. Doch ihr Fahrzeug braucht nun dringend Ersatz.
Schongau – Als Hans Zwick die Tierrettung Oberland vor zwölf Jahren gründete, plante er, vor allem verletzten Tieren im Raum Weilheim-Schongau zu helfen. „Braucht’s das?“, bekam er damals oft zu hören. „Wir mussten uns sehr beweisen. Es ist das schönste Kompliment, wenn wir jetzt hören: Wir haben euch gerufen, weil ihr verlässlich seid und wisst, was ihr tut.“
Das Einsatzgebiet reicht mittlerweile weit in die Landkreise Landsberg und Garmisch-Partenkirchen hinein. Auch aus Orten darüber hinaus erhält das vierköpfige Team oft Anrufe, erzählen Hans Zwick und seine Tochter Franziska. Zuletzt etwa aus Ravensburg. „Da fahren wir aber nicht hin.“
Behörden fordern oft Hilfe der Tierrettung an
Denn auch so sind die Ehrenamtlichen viel unterwegs. Im Umkreis von 100 Kilometern würde es sonst keine Tierrettung geben. Die nächste sei in München. Da sei man, mit Universität und angehenden Veterinären im Rücken, freilich ganz anders aufgestellt. Einen Tierarzt rund um die Uhr zu stellen, der immer zu Unfällen mitfährt, sei nicht leistbar, so Zwick.
Aber alle Mitglieder der Tierrettung verfügen über Ausbildungen zum Tierrettungssanitäter bzw. -assisstent und über Sachkundenachweise. Franziska ist zusätzlich auch noch gelernte Tierpflegerin. Regelmäßig müsse man Weiterbildungen machen und werde vom Veterinäramt geprüft.
Zu rund 60 Einsätzen werden die Tierretter aus Schongau durchschnittlich gerufen – „im Monat“, betont Zwick. Und die Ehrenamtlichen werden längst nicht mehr nur wegen kranker bzw. verletzter Tiere gerufen. Mittlerweile seien es häufig Behörden, Polizisten und Rettungskräfte, die die Tierrettung zur Unterstützung hinzurufen. Zum Beispiel wenn es darum geht, einen Haftbefehl zu vollstrecken und bekannt ist, dass die Person Tiere hat. Oder wenn eines mit in einem verunfallten Fahrzeug saß.
Tierrettung Oberland - Der Dienst ist fordernd
Die Tierrettung kümmert sich dann um die Erstversorgung des Tiers, um die Diagnose – wird ein Tierarzt benötigt oder nicht – hält (insofern möglich) mit dem Halter Rücksprache und kümmert sich um die Unterbringung des Tiers, erklärt Zwick, etwa im Tierheim. Zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Letztere bringe freilich spezielle Herausforderungen mit sich. Die Tierkliniken in der näheren Umgebung seien personalbedingt nachts nicht mehr besetzt, dann muss man nach Augsburg oder München ausweichen.
Der Dienst ist generell fordernd, weiß Zwick. Einige, die mitarbeiten wollten, hätten schnell wieder aufgegeben. Es ist nicht nur der zeitliche Aufwand, der hinter dem Ehrenamt steckt. Immer eine Person hat das Notfalltelefon und muss dann schnell entscheiden: „Fahr ich hin? Alleine, oder fordere ich Unterstützung an? Braucht das Tier einen Arzt – und Tiere neigen natürlich dazu, Schwächen zu verstecken“, zählt Zwick auf. Wenn man sich dazu entscheide, zu einem Einsatz an den Walchensee zu fahren, sei man natürlich auch lange unterwegs.
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Fahrzeug der Tierrettung kaputt - Ersatz dringend nötig
Und aktuell „fahren wir mit Schweißperlen auf der Stirn“, sagt Zwick. Das Fahrzeug der Tierrettung fiel im Dezember mehrere Tage aus. Mittlerweile wurde es repariert. „Aber es wird nicht mehr durch den TÜV kommen“, so Zwick.
Als das Auto ausfiel, nutzte man Privatautos. Auf Dauer ist das aber kein Ersatz für das ausgemusterte Rettungsfahrzeug, auf das man bisher zurückgriff. Sowohl für Rettungskräfte, als auch für die Bevölkerung sei es wichtig, dass auf den ersten Blick erkennbar ist, dass es sich um ein Einsatzfahrzeug handelt. Um etwa am Stau vorbei zum Unfallort zu kommen, erklärt Zwick. „Und auch für die Eigensicherung.“ Der Wagen wird, anders als etwa ein Privatfahrzeug, nicht übersehen, so Zwick.
Außerdem befinde sich Ausrüstung für den technischen und medizinischen Bereich im Fahrzeug. „Das kann man nicht im Fußraum transportieren.“ Für sämtliche Einsätze ist man gewappnet. Neben Haustieren kümmere man sich auch um Wildtiere wie etwa Greifvögel. Da brauche es spezielle Handschuhe, selbst ein Feuerwehrhandschuh schütze nicht vor den Krallen.
„Hilfe und Rettung muss man sich leisten können“
Auch wegen Schlangen werde man immer wieder gerufen – meist entpuppen die vermeintlich riesigen Tiere sich als harmlose Ringelnattern. Doch Franziska und Hans Zwick mussten auch schon Kornnattern einfangen. Oder eine Python, die wohl ausgesetzt wurde, und es sich auf einem warmen Misthaufen gemütlich gemacht hatte. Nicht zuletzt sei die Transportkapazität des Fahrzeugs wichtig. So kam es schon vor, dass man von der Kripo wegen einer Katze hinzugerufen wurde und am Ende elf aus dem Haus zog. Oder man nach einem Unwetter 17 verletzte Störche einsammeln musste. „Hilfe und Rettung muss man sich leisten können“, an diesem Grundsatz hält Zwick fest. Pro Einsatz verlange man rund 70 Euro. Das decke die Kosten. Große Sprünge seien aber nicht möglich. Die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs könne man damit nicht stemmen. Er hofft, dass sich nun der ein oder andere Spender findet.
Spenden an die Tierrettung Oberland
Spenden an die Tierrettung Oberland (TRO gGmbH) sind möglich auf folgendes Konto bei der Raiffeisenbank Pfaffenwinkel: IBAN: DE67 7016 9509 0000 5218 84; BIC: GENODEF1PEI. Oder per Paypal (paypal.me/Tierrettungoberland).