Von Asyl bis Haushalt: Andrea Jochner-Weiß spricht über wichtige Landkreis-Themen

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Landrätin Andrea Jochner-Weiß mit zahlreichen Abteilungsleitern und Presse-Vertretern. Wolf: Zwei eigene „Rissgutachter“ Turnhallen-Abriss ab Ende Februar © Ralf Ruder

Die komplette Themenpalette ihres Amtes sprach Landrätin Andrea Jochner-Weiß bei ihrem Jahrespressegespräch am Dienstag an.

Landkreis – Eine ganze Palette an Abteilungsleitern hatte die Landrätin zu dem Gespräch mitgebracht. Sie schnitt auch jedes Themengebiet mehr oder weniger ausführlich an.

Thema Asyl: Bei diesem Thema, das im vergangenen Jahr viele Bürger umgetrieben hat, wollte sich Jochner-Weiß bei den Bürgermeistern bedanken: „Ohne die gute Zusammenarbeit hätte das alles nicht geklappt, es gab da zum Teil ja auch viel Ärger vor Ort.“ Ihr großes Ziel sei, die Belegung von Turnhallen zu verhindern, und das habe bisher gut funktioniert. Insgesamt sechs große Thermohallen mit 100 (Penzberg) bzw. 50 Plätzen (Antdorf, Eglfing, Schwabsoien, Wessobrunn und Wildsteig) seien aufgestellt worden oder werden noch errichtet, bezogen ist allerdings bisher nur die Halle in Wessobrunn.

Grund sind auch rückläufige Flüchtlingszahlen, wie es sie im Winter regelmäßig gibt. „Bei uns kommen derzeit nur die Hälfte der sonst üblichen Zahl an“, sagte Jochner-Weiß, also 50 statt 100 pro Monat. „Doch ab April/Mai wird das wieder ansteigen, deshalb lautet die Devise der Regierung von Oberbayern weiterhin: anmieten, anmieten, anmieten“, so Jochner-Weiß.

Landrätin Jochner-Weiß im Jahresgespräch über Themen in Weilheim-Schongau

Mittlerweile gebe es im Landkreis fast 200 Unterkünfte für Flüchtlinge. Ein großes Ziel sei, dieses Jahr die Container am Weilheimer Leprosenweg durch eine modernere Unterkunft zu ersetzen. „Die sind absolut nicht mehr zeitgemäß“, sagte Jochner-Weiß. Zudem sollen möglichst viele Modulbauten und Tinyhäuser errichtet werden, die irgendwann einmal von den jeweiligen Gemeinden genutzt werden können.

Thema Krankenhaus: „Bei dem Thema war es für mich ein schwieriges Jahr“, gab die Landrätin mit Blick auf die geplante Schließung des Krankenhauses Schongau und der Kündigung von 200 Mitarbeitern kurz vor Weihnachten zu. Doch wenn man sich die Lage der Krankenhäuser allgemein anschaut, gehe es den meisten schlecht – „wir sind nur mit die ersten, bei denen das aufgeploppt ist“. Am 1. März soll der Transformationsprozess abgeschlossen sein: Schongau soll zum Ambulanzzentrum umgewandelt werden, Weilheim der Schwerpunktversorger werden.

Naturschutz in Weilheim-Schongau: Mensch soll über dem Wolf stehen

Thema Soziales: Die Jugendbefragung sei mit mehr als 3000 Fragebögen gut gelaufen, die Ergebnisse sollen auch den Gemeinden zur Verfügung gestellt werden. Es gibt dieses Jahr Ende Juli wieder das Hammersound-Festival in Peißenberg, zu dem mehrere tausend Besucher erwartet werden und dem ein Band-Contest vorgeschaltet ist.

Thema Naturschutz: Der Landkreis ist landschaftlich schön, aber der Mensch steht trotzdem im Mittelpunkt – so leitete Jochner-Weiß das umstrittene Thema Wolf ein. Drei getötete Nutztiere und zwei gerissene Wildtiere gehen nachweislich auf den Wolf zurück, und die Landrätin weiß, dass vor allem am Nachweis scharfe Kritik geübt wird – wenn es zu lange dauert oder aufgrund von Verunreinigungen nicht mehr eindeutig festgestellt werden kann, ob wirklich ein Wolf das Tier gerissen hat. Zumindest bei diesem Thema ist Besserung in Sicht: „Aktuell absolvieren ein hauptamtlicher und ein ehrenamtlicher Mitarbeiter unserer Naturschutzbehörde die erforderlichen Schulungen und sollen ab Februar offiziell vom Landesamt für Umwelt als sogenannter Rissgutachter bestellt werden“, sagte Jochner-Weiß.

Beim Vertragsnaturschutz bewirtschaften mittlerweile 750 teilnehmende Landwirte 2950 Feldstücke mit 2650 Hektar, dafür werden 1,85 Millionen Euro ausgegeben. Das ist bereits Rekord in der 40-jährigen Erfolgsgeschichte des Programms, dieses Jahr sollen weitere 100 Hektar dazukommen.

Nach Hagelunwetter 2023: Landkreis will 20 Notdächer anschaffen

Thema Klimaschutz und Mobilitätswende: Da steht der Radweg durch Hohenpeißenberg im Fokus, ansonsten gibt es mangels Finanzen nur kleinere Maßnahmen. Der MVV-Beitritt Ende des Jahres sowie der Alpenbus seien große Erfolge, bei der Moor-Renaturierung kommen 24 Hektar Flächen dazu. Der Landkreis hat sich auch bei einem Moorforschungsprogramm der EU beworben; da wird nächste Woche entschieden, ob der Landkreis in die nächste Runde kommt. Dazu kommt die erstmalige Teilnahme am Klimafrühling, die Mitfahrplattform MiO soll per Internet-Präsenz ausgebaut werden.

Thema Katastrophenschutz: Aus Angst vor Blackouts während der Energiekrise wurden einige analoge Funkgeräte als Ersatz für den Digitalfunk angeschafft, außerdem zwei Satellitenfunkgeräte. Nach dem Hagelunwetter, das auch Wildsteig sowie Habach, Sindelsdorf, Obersöchering und Antdorf getroffen hat, sollen allein beim Landkreis 20 Notdächer angeschafft werden.

Thema Haushalt: Es wurde viel gekürzt, um einen Haushalt genehmigt zu bekommen. Man gehe mit einer Kreisumlage von 55 Prozent in die Haushaltsberatungen, sagte Jochner-Weiß, die weiß, wie weh jeder weitere Prozentpunkt die Gemeinden schmerzt, die das finanzieren müssen. „60 Prozent wären schön für uns, aber das ist natürlich nicht realistisch“, scherzte die Landrätin. Am 22. März soll der Haushalt im Kreistag verabschiedet werden. Projekte werden trotzdem noch einige umgesetzt, zum Beispiel der Neubau der beiden Gymnasiums-Turnhallen in Weilheim – da soll der Abriss bereits Ende Februar beginnen.

Beim Hallenbad Weilheim steht erneute Dachkontrolle an

Für die komplizierte Lage am Schulzentrum Penzberg, wo Gymnasium und Realschule aus allen Nähten platzen, deutete Jochner-Weiß an, dass es eher auf einen Neubau der Realschule hinauslaufen könnte. Bis dieses „große Projekt“ soweit ist, müssten die Schüler und Lehrer mit „temporären Häusern“, wie Container umschrieben werden, vorlieb nehmen. „Wir haben da noch welche an der alten Berufsschule in Weilheim, die werden wir mit den Penzberger Verantwortlichen bald mal anschauen“, so die Landrätin – „damit die sehen, dass man da gut unterrichten kann“.

Daumen drücken wird die Landrätin bei der nach vier Jahren wieder fälligen Dachkontrolle im sanierungsbedürftigen Weilheimer Hallenbad. Vergangene Woche musste an zwei Tagen der Badebetrieb eingeschränkt werden, weil es einen personellen Engpass gab. „Natürlich ist die Situation schwierig“, so Kämmerer Norbert Merk.

Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.

Reine Freibäder wie Peiting, die nur im Sommer betrieben werden, stünden bei der Beliebtheit der Bade-Fachkräfte an letzter Stelle, nur knapp vor alten Hallenbädern wie in Weilheim. Deshalb gebe es ja eine Kooperation Weilheim/Peiting, um sich gegenseitig auszuhelfen. Das neue Piorama-Bad in Penzberg habe dem Landkreis aber kein Personal abgeworben, so Merk. Immerhin ist der Optimismus groß, dass es das Weilheimer Hallenbad auch in dreieinhalb Jahren noch gibt: Mit einer Ausbildungsoffensive sollen nämlich im Herbst 19 Lehrlinge statt bisher zwölf eingestellt werden – darunter auch ein Fachangestellter für Bäderbetriebe. Wenn sich ein Interessent findet.

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

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