Unnötige Einsätze: Feuerwehren appellieren an Eigenverantwortung der Bevölkerung

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Hatten viel zu besprechen: die Teilnehmer der diesjährigen Kommandantendienstversammlung der Feuerwehren im Landkreis Miesbach im Schlierseer Bauerntheater. © GER

Einen überproportionalen Anstieg haben die Feuerwehren im Landkreis 2023 bei den technischen Hilfeleistungen verzeichnet. Nicht alle Einsätze wären wirklich notwendig gewesen.

Landkreis – Über 2200 Einsätze und damit 244 mehr als im Vorjahr, neue Alarmierungstechnik und Ausbildungsvorgaben sowie die Wahl eines neuen Kreisbrandrates: Spannend im Rückblick auf 2023 und im Ausblick auf 2024 gestaltete sich die Kommandantendienstversammlung der Leiter der Freiwilligen Feuerwehren und Werksfeuerwehr des Landkreises Miesbach im Schlierseer Bauerntheater.

Weil der scheidende Kreisbrandrat Anton Riblinger erkrankt war, verlas Kreisbrandinspektor Andreas Schwabenbauer den Bericht über alle Aktivitäten in 2023. Er handelte von Versammlungen und Tagungen, Treffen und Besichtigungen, Übungen und Abnahmen von Brandmeldeanlagen sowie von Fahrzeugweihen, Ehrungen und Staatsempfängen. Aber auch von den Abschieden von Kameraden wie den drei jungen Floriansjüngern, die am 25. Juli bei einem Betriebsunfall in Weyarn ihr Leben ließen. In einer Schweigeminute gedachten ihrer die Kommandanten und ihre Gäste, Landrat Olaf von Löwis, Schliersees Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer, Vertreter der Leitstelle Rosenheim, der Polizei, Kriminalpolizei, des Technischen Hilfswerks (THW) und Mitarbeiter des Katastrophenschutzes.

Schwabenbauer stellte die neuen Kommandanten in Hausham, Holzkirchen, Hartpenning, Irschenberg und Kreuth sowie die Wiedergewählten in Agatharied und Gmund vor und machte daran einen Generationenwechsel fest. Die Jahresstatistik 2023 aller 36 Freiwilligen Feuerwehren und der Werksfeuerwehr Louisenthal wies insgesamt 1992 aktive Männer und Frauen aus – 53 weniger als 2022 –, 45 Gerätehäuser und 164 Fahrzeuge.

Überproportionaler Anstieg bei den technischen Hilfeleistungen

Mit Blick auf die insgesamt 2 207 Einsätze und dem überproportionalen Anstieg bei den Technischen Hilfeleistungen von 1105 (2022) auf 1431 (2023) stellte Schwabenbauer fest: „Es ist ein allgemeiner Trend, dass die Belastung der Ehrenamtlichen steigt. Aber die Feuerwehren werden oft auch zu Einsätzen gerufen, die der Bürger selbst erledigen könnte.“ Beispielsweise nach einem Sturm einen Ast von der Straße räumen oder nur ein Zentimeter hoch stehendes Wasser aus dem Keller wischen. Schwabenbauer warb für „Hilfe zur Selbsthilfe“ und monierte überdies 278 Fehlalarmierungen, zu denen nicht nur unnötig ausgelöste Meldeanlagen gehörten, sondern auch „böswillige Fehlalarme“.

Insgesamt waren die Floriansjünger 2023 zu 427 Bränden (105 weniger als 2022) ausgerückt. 256 Personen wurden versorgt, 160 gerettet (37 über Feuerwehrleitern). 37 Bürger wurden beispielsweise nach Wohnungsöffnungen hilflos vorgefunden, 47 medizinisch erstversorgt.

Neuerungen bei den Ausbildungs- und Prüfungsmodalitäten stellte Kreisbrandmeister Peter Schlickenrieder im Jugendbericht vor, Kreisbrandmeister Thomas Gegenfurtner erklärte im Atemschutzbericht, dass „Bartträger“ künftig nicht mehr zu ABC-Übungen zugelassen würden. Ein Update zum Schiedsrichterwesen gab Kreisbrandinspektor Johann Schüller mit der Bitte an die Kommandanten, die „Ausbildung noch weiter zu verstärken“. Über 47 000 Euro soll 2024 in die Aus- und Fortbildungen investiert werden – der Löwenanteil des 58 100 Euro umfassenden Haushalts, den Ehren-Kreisbrandinspektor Karl Limmer präsentierte.

Dank und Anerkennung für Leistung der Feuerwehren

Landrat Olaf von Löwis dankte den Feuerwehren für die „Aufgaben, die ihr Tag und Nacht für uns ausübt“ und für die „stetige Bereitschaft“ der Floriansjünger: „Auf euch ist immer Verlass.“ Zudem berichtete Löwis von den zehn Millionen Euro, die der Landkreis in den neuen Zehn-Jahres-Plan für den Katastrophenschutz stecke. Dem Lob des Landrats schloss sich Schnitzenbaumer an und betonte, wie wichtig es sei, dass sie Feuerwehren in der Gesellschaft verortet wären: „Gott sei Dank streikt Ihr nicht!“, sagte Schnitzenbaumer und äußerte Unverständnis darüber, das Feuerwehrler im Einsatz mancherorts beschimpft würden.

Nachdem Robert Pauer vom Brand- und Katastrophenschutz die Kameraden zum Thema Funk und Alarmierung und die 1800 neuen Pager informiert hatte, folgten weitere Grußworte: Stefan Ertl von der Integrierten Leitstelle Rosenheim bedankte sich ebenso wie die Miesbacher Inspektionsleiterin Katharina Schreiber im Namen aller Polizeidienststellen im Landkreis und Kriminalhauptmeisterin Manuela Schröck für die „großartige Zusammenarbeit“.

Danach brachten sich die Kreisbrandmeister Thomas Gegenfurtner und Christian Probst sowie der frühere Irschenberger Kommandant Tom Niggl als potenzielle Nachfolger für Kreisbrandrat Riblinger in Stellung. Gewählt wird am 10. Dezember.

ak

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