Dächer reichen nicht aus: Tannerhof Bayrischzell will 500 Solarmodule auf Wiese stellen

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Blick in die Zukunft: der Tannerhof mit dem noch nicht realisierten Badehaus (r.). Dort soll auf einer Wiese die PV-Anlage entstehen. © Tannerhof

Weil die Dächer nicht ausreichen, plant der Tannerhof in Bayrischzell eine Freiflächen-Photovoltaikanlage für den Eigenbedarf. Die Gemeinderäte wünschen sich eine ortsverträglichere Gestaltung.

Bayrischzell – Vor Kurzem schaute Burgi von Mengershausen mal wieder im Bayrischzeller Gemeinderat vorbei, dem sie einst selbst angehörte. Die Betreiberin des Naturhotels Tannerhof verfolgte dort die Behandlung ihrer Anfrage zur Errichtung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage. Am Ende verließ sie die Sitzung aber ohne einen konkreten Beschluss in der Tasche: Das Gremium stellte die Entscheidung zurück und will sich bei einem Ortstermin zunächst selbst ein Bild machen.

Wie Geschäftsleiter Josef Acher den Gemeinderäten erklärte, plant der Tannerhof an einem Hang eine frei stehende PV-Anlage in drei Reihen in Süd-Ost-Ausrichtung mit insgesamt 504 Modulen. „Jede Reihe misst rund 73 Meter“, erläuterte Acher und verwies dabei auf die Gestaltungssatzung der Gemeinde: „Da steht drin, dass PV-Anlagen grundsätzlich nur auf Dächern zulässig sind.“ Eine Abweichung müsste über den Bebauungsplan geregelt werden. Bei dieser Dimension sei er sich aber nicht sicher, ob das überhaupt funktioniere.

Tannerhof braucht mehr Strom

Dann erteilten die Gemeinderäte Mengershausen ein Rederecht, um selbst Stellung zu ihrem Projekt nehmen zu können: „Wir planen schon recht lange, wie wir den Tannerhof zukunftsgerichtet, energetisch gut versorgen können“, berichtete die Hotel-Betreiberin. Dafür brauche es selbst erzeugten Strom. Auch deshalb, weil die Hackschnitzelheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt werden solle. Der hohe Verbrauch werde selbst dann nicht abgedeckt, wenn alle verfügbaren Dachflächen mit Photovoltaik belegt werden. Daher die Idee der Freiflächenanlage. Mengershausen versicherte hierbei eine Mischnutzung: „Unsere Tiere könnten darunter grasen und unterstehen“.

Willy Kravanja (parteilos) erkundigte sich nach dem geplanten Badehaus, das ebenfalls in dem Bereich entstehen soll (wir berichteten). „Dann wäre wieder mehr Dachfläche da.“ Mengershausen betonte, dass diese schon eingerechnet sei.

Bürgermeister Georg Kittenrainer (CSU) konnte die Idee prinzipiell nachvollziehen: „Wenn man selbst Flächen hat, und will darauf Strom erzeugen, ist das ein verständliches Anliegen.“ Große Bedenken hat er jedoch, dass damit ein Präzedenzfall geschaffen wird: „Wie handhaben wir das zukünftig?“, fragte der Rathauschef insbesondere mit Blick auf Landwirtschaftsbetriebe, die auf Pachtflächen angewiesen seien. „Man weiß, dass verpachtete Flächen mit PV wesentlich höhere Preise bringen. Da bin ich in gewisser Sorge.“ Kittenrainer schlug dem Tannerhof deshalb vor, seine Parkplätze mit PV-Modulen zu überdachen. Damit werde keine freie Fläche vergeudet: „Da könnte ich wesentlich leichter mitgehen.“

Gemeinderäte uneins über Standort für PV-Anlage

Vor einer Grundsatzentscheidung sah Klaus Weilbach (CSU) den Gemeinderat. „Es geht um die Energiewende, wir wollen weg von den fossilen Brennstoffen.“ Da bleibe neben Windrädern und PV nicht viel, womit Strom erzeugt werden könne. „Letztendlich ist es eine optische Geschichte“, betonte er. Eine Versiegelung erkenne er nicht, da die Anlage auf Ständern stehe.

Als „PV-Fan“ outete sich Vize-Bürgermeister Egid Stadler (CSU). „Aber ich habe ein Riesen-Problem mit Freiflächen“, stellte er klar. Erst wenn in Bayrischzell alle Dächer und Parkplätze genutzt würden und es immer noch Bedarf gebe, „können wir die schönen Bergwiesen anpacken, aber nicht vorher“. Hanno Acher (FWG) pflichtete Stadler bei: „Zuerst alles andere ausschöpfen, bevor man was aufs Feld baut.“ Isidor Scharmann (FWG) schlug vor, die PV-Anlage unter dem Haupthaus auf der Schafwiese zu platzieren: „Da sticht sie nicht so brutal ins Auge.“

Kittenrainer gab sich am Ende zuversichtlich, eine Lösung für eine „ortsverträgliche Gestaltung“ zu finden. Diese soll der Gemeinderat vor Ort eruieren.

dwe

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