„Ich sehe das gelassen“: Haushamer Kinderarzt über geplante Streichung von Homöopathie als Kassenleistung

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Globuli sind fester Bestandteil der homöopathischen Behandlung. © Claus Schunk

Ein Großteil der gesetzlichen Krankenkassen bietet freiwillige Leistungen im Bereich der Homöopathie an, obwohl deren Wirkung wissenschaftlich nicht belegt ist. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will das künftig verbieten.

Landkreis – Kinderarzt Johannes Schiffer hält diesen Vorstoß für falsch. In seiner Praxis in Hausham bietet er die Homöopathie als Ergänzung zur Schulmedizin an – „und die meisten nehmen das dankend an“, sagt der Arzt im Interview. Ihnen die Kostenübernahme zu verwehren, hält er nicht für zielführend.

Herr Schiffer, waren Sie von der Ankündigung des Gesundheitsministers überrascht?

Nein. Es ist bekannt, dass Karl Lauterbach diese Auffassung hat. Und den gleichen Vorstoß gibt es alle paar Jahre. Aber warten wir mal ab, was die Zukunft bringt. Ich bin gespannt, ob er sich damit wirklich durchsetzt.

Kinderarzt Johannes Schiffer aus Hausham.
Kinderarzt Johannes Schiffer aus Hausham. © MM

Sie halten den Vorstoß für falsch. Warum?

Die Medikamente sind vergleichsweise günstig und können Kosten sparen. Im Vergleich verordne ich viel weniger Antibiotika, im Praxisalltag aber über 90 Prozent meiner Patienten irgendwann homöopathische Mittel. Gerade in der Kinderheilkunde wird das Zusatzangebot von den Eltern sehr gerne angenommen. Für sie wäre es schade, wenn das nicht mehr finanziert wird.

Rechnen Sie damit, dass dann viele Patienten ausbleiben?

Ich denke, die meisten der Menschen, denen es wichtig ist, würden dafür zur Not auch selbst zahlen. Ein gewisser Teil tut das jetzt schon – nicht alle Krankenkassen decken die Behandlung in ihren Verträgen ab. Und diejenigen, die bisher nichts bezahlt haben, aber gerne zu mir kommen, kommen künftig hoffentlich trotzdem. Aber ja, sicher werden auch ein paar Patienten verzichten – zumindest auf die klassische Homöopathie mit einer einstündigen Anamnese.

Fürchten Sie in der Folge finanzielle Einbußen?

Ich sehe dem eher gelassen entgegen. Mit der Kostenübernahme ist es schon immer ein Auf und Ab. Ich rechne damit, dass es viele Ausnahmen gibt, in denen die Behandlung trotzdem übernommen wird. Existenzängste habe ich überhaupt nicht. Die Akzeptanz und die Erfolgserlebnisse in der Homöopathie sind viel zu groß, als dass die Patienten irgendwann ausgehen.

Die Erfolge sind allerdings nicht belegt.

Es gibt keine hundertprozentige Trefferquote, aber manchmal funktioniert es sehr gut. Anders als beispielsweise in der Naturheilkunde wird das Mittel nach den individuellen Reaktionsmustern des Patienten ausgesucht, nicht nach der Diagnose. Das ist ein ganz eigenes Therapiekonstrukt, das auf dem Ähnlichkeitsprinzip nach Samuel Hahnemann basiert. Deswegen ist es nach gängigen wissenschaftlichen Studienmaßstäben schwer bewertbar. Letztendlich zählt die Verbesserung für den einzelnen Patienten. Es wäre doch schade, wenn diese Möglichkeiten nicht genutzt werden.

nap

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