Flüchtlingshilfe in Schliersee: Integrationsbeauftragte plant Neustart für Helferkreis
Neue Integrationsbeauftragte, neuer Helferkreis: Die Flüchtlingshilfe in Schliersee stellt sich komplett neu auf. Den Auftakt macht ein Info-Abend.
Schliersee – Auf den Begriff „Flüchtlingswelle“ reagiert Sabine Baresel (62) allergisch. „Das suggeriert eine Endlichkeit, die es so leider nicht gibt.“ Denn angesichts der aktuellen Lage auf der Welt sei ein Abebben dieser Welle keinesfalls in Sicht, betont die neue Integrationsbeauftragte der Marktgemeinde Schliersee.
Eine ungeschönte Einschätzung, die Baresel beim Info-Abend am Montag, 5. Februar, im Forum der Vitalwelt auch den an einer Mitwirkung im Helferkreis interessierten Bürger vermitteln möchte. Alle Ehrenamtlichen müssten sich im Klaren sein, dass ihre Hilfe nicht nur für ein paar Monate gebraucht wird. Umso wichtiger sei es, die Unterstützungsbereitschaft und -kapazität von Anfang an ehrlich zu kommunizieren. Lieber langfristig für eine Stunde pro Woche etwas tun, als mit Vollgas zu starten und dann aus Überforderung bald wieder abspringen.
So ähnlich sei es nach 2015 gewesen, als der anfangs auch in Schliersee große Asyl-Helferkreis bald auf einen harten Kern zusammengeschmolzen sei. Heute seien davon nur noch sie selbst und Angela Mai übrig, berichtet Baresel. Letztere müsse aus Altersgründen mittlerweile auch ein bisschen kürzertreten, was Baresel voll und ganz nachvollziehen kann.
44 weitere Flüchtlinge kommen im März nach Schliersee
Was hingegen nicht weniger geworden ist, sei der Unterstützungsbedarf. Schon die Betreuung der 18 in Neuhaus untergebrachten Geflüchteten sei eine Herausforderung. Ganz zu schweigen von den 44 weiteren, die bald in einem leer stehenden Gebäude der früher hier beheimateten Firma Warnecke & Böhm im Ortsteil Breitenbach einziehen werden. Baresel ist erleichtert, dass sich der Termin laut Landratsamt auf März verschoben hat. „Das verschafft uns zumindest ein bisschen Luft, uns neu aufzustellen.“
Schritt eins ist bereits passiert: Die 62-Jährige ist die erste Integrationsbeauftragte in der Geschichte der Marktgemeinde. Sie selbst habe dem Rathaus die Schaffung dieses bezahlten Ehrenamts nahegelegt, erklärt Baresel. Nur so lasse sich eine zielgerichtete und nachhaltige Koordination eines Helferkreises bewerkstelligen.

Damit der gleich zum Start mit genug Ehrenamtlichen bestückt ist, lädt die Integrationsbeauftragte zusammen mit Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer zum besagten Treffen in der Vitalwelt ein. Ab 18.30 Uhr seien alle willkommen, die an einer konkreten Mitarbeit interessiert seien, aber auch jeder, der sich zunächst nur mal informieren oder Erfahrungen austauschen möchte. Ziel des Helferkreises sei es, „das Ankommen, Einleben und die Integration der Geflüchteten so reibungslos wie möglich zu gestalten“, heißt es in der Ankündigung. Gesucht würden vor allem Menschen, „die die Neuankömmlinge bei den Bedürfnissen des täglichen Lebens in Schliersee unterstützen wollen“.
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Kommunikation als Schlüssel für Integrationsarbeit
Baresel selbst setzt dabei vor allem auf gute Kommunikation. Mit einem Newsletter will sie alle Helfer stets auf demselben Wissensstand halten. Auch der Kontakt zu den Nachbarn der neuen Flüchtlingsunterkunft ist ihr wichtig. Wer früh genug und vor allem offen mit den Anwohnern über ihre Sorgen spreche, könne Gegenwind wie in Hausham und Warngau von Anfang an aus den Segeln nehmen.
Die 62-Jährige selbst ist eigenen Angaben nach 2015 in ihr Ehrenamt eher unvorbereitet „hineingeplumpst“. Doch sie fuchste sich in die immer wieder neuen Herausforderungen hinein und ließ sich während der Corona-Pandemie auf eigene Kosten in einem Online-Kurs zur Integrationsberaterin fortbilden. Ihre dort erworbenen Kenntnisse – nicht zuletzt auch im rechtlichen Bereich – könne sie nun gewinnbringend in ihrem neuen Amt als Integrationsbeauftragte einsetzen und mit den anderen Ehrenamtlichen teilen.
Die ebenfalls wichtigen interkulturellen Kompetenzen habe sie vor allem im Online-Deutsch-Unterricht erworben. Wie die gelernte Industriekauffrau berichtet, zählen dort internationale Fachkräfte aus aller Herren Länder zu ihren „Schülern“.
sg
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