Harry G auf Heimattour: Die „Isarpreißn“ weiter in der Reißn
Unfassbar komisch: Harry G plaudert wieder schonungslos aus dem Eingemachten. Zielscheibe des Spotts sind abermals die „Isarpreißn“ - und ein bisschen auch er selbst.
Miesbach - Trotz Virusinfekts, trotz Verlagerung der Spielstätte aus Brandschutzgründen und trotz des nigelnagelneuen Programms „HoamStories“, das Harry G alias Kabarettist Markus Stoll am Mittwochabend erst zum vierten Mal präsentierte: Der kultige Heimatverteidiger zündete in Miesbach in Höchstform ein wort- und dialektgewaltiges Feuerwerk an Scherzen und Seitenhieben in Richtung „Isarpreißn“ und bescherte seinen Gästen einen megalustigen Abend.
Besucher kommen von weit her, um Harry G zu sehen
Dass der Tegernseer Ludwig-Thoma-Saal geschlossen ist und die „HoamStories“ in den Waitzinger Keller verlegt wurden, entpuppte sich als Glück. So hatten über 400 Fans – weit mehr als in Tegernsee Platz gefunden hätten – die Gelegenheit, Harry Gs neues, über zwei Stunden langes Bühnenprogramm zu erleben. Um das zu tun, kamen sie aus dem gesamten südbayerischen Raum: von Garmisch bis Landsberg, von Tölz bis nach Rosenheim, aus Fürstenfeldbruck, München und Ebersberg.
Einblicke ins Exilanten-Ddasein eines Oberlandlers
Markus Stoll brillierte. Schonungslos plauderte der am Tegernsee groß gewordene 45-Jährige – inzwischen zweifacher Vater und wohnhaft im Münchner Süden – aus dem Eingemachten, aus seinem familiären Alltag und wie er diesen als Bayer in einer Stadt voller „Isarpreißn“ erlebt. Diesen zugezogenen und teilakklimatisierten Menschenschlag der Landeshauptstadt nimmt Harry G in gewohnter Manier und im Austausch mit seinem Publikum auf die Schippe – wie die SUV fahrende, von Yoga-Terminen getriebene und Aperol-Spritz trinkende Scarlet sowie ihren Tesla fahrenden und als Berater arbeitenden Gatten Hanno von Falckenberg aus Grünwald, lastenradfahrende Eltern und sinnsuchende, Duftkerzen verbrennende, vegane Singles.
„Old man noises“ - auch Harry G ist davor nicht gefeit
Doch zunächst nahm er sich selbst vor. Sehr authentisch machte er sich über die Geräusche – sogenannte „old man noises“ – lustig, die Männer mit zunehmenden Alter beim Aufstehen und Hinsetzen, beim Trinken oder Hosezurechtziehen von sich geben, inklusive der Floskeln „So, pack mas!“ und „So, hammas wieder“. „Wer ‚so’ sagt, hat den ganzen Tag nicht gearbeitet“, beschied er dem lachenden Publikum – nicht ohne ein paar Seitenhiebe auf die arbeitsscheue Generation Z, Markus Söder, Hubert Aiwanger, Elon Musk und Jeff Bezos zu verteilen. Harry G nahm die eigenen Marotten aufs Korn: Zum Beispiel, dass er – wenn es in den Urlaub geht – freitags um Punkt 13 Uhr nach der Schule des Sohnes im Auto gen Süden sitzen muss, dass er ein Faible für ausgedruckte, laminierte und nachhaltig wiederverwendbare Packlisten hat („Ich laminiere so gerne, dass mir der Söder einen Job als Grundschullehrerin angeboten hat“) und dass er und seine „Mitbewohner“ generell nichts mit der klassischen Nutella-Familie aus der Werbung gemein haben: „Wir sind eher die Nutoka-Familie, die billige Aldi-Variante.“
Publikum ist quasi durchgehend am Lachen
Auch als Familienvater hat Stoll die bayerische Bodenhaftung und den unverstellten Blick auf die sozialen Eigenheiten Münchens nicht verloren – im Gegenteil. Er spiegelt unverblümt, manchmal auch etwas derb, das, was er sieht. Dabei braucht er nicht einmal zu übertreiben. Die Situationskomik ist für jeden eingeborenen Normalo und Native-Speaker evident. In der kongenialen Reihung des Harry G allerdings so unfassbar komisch, dass das Publikum quasi durchgehend am Lachen war. Als er eine, durch Botox-Unterspritzung in der Mimik und auch im Sprechen eingeschränkte „Yeah“ statt „Juhu“ rufende, über „lame“, „random“ und „toxische Vibes“ philosophierende, ein „suuuuuuper anstrengendes“ Leben in ihrer „Bubble“ führende Isarpreißin mimte, flossen geradezu die Lachtränen. Bei den einheimischen Zuschauern taten es auch die normalen Tränen, als Harry G am Ende zu dem Schluss kam, dass ein Urlaub daheim in der Heimat – eine Woche am Tegernsee – eine erfüllende Alternative zu einer langweiligen Fernreise an einen Pool sei.
Meine news
Noch dreimal tritt Harry G in den nächsten Wochen im Landkreis auf. Doch Karten für die Termine in Rottach-Egern (Montag, 29. Januar), noch mal Miesbach (30. Januar) und Schliersee (Montag, 5. Februar), sind entweder rar oder nur im Wiederverkauf (etwa auf eventim.de) zu bekommen.