Brandschutz schon vor der ersten Spritze: Feuerwehr Schliersee wird 150 Jahre alt

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Stolze Mannschaft: die Schlierseer Feuerwehr beim 50-jährigen Bestehen 1924. © Feuerwehr

Ein großes Jubiläum für die Feuerwehr Schliersee steht heuer an: Die Truppe wird 150 Jahre alt. Ein Blick in die Chronik zeigt, dass Brandschutz schon viel früher ein Thema war im Ort.

Schliersee – Lange bevor die Schlierseer ihre erste Spritze hatten, war der vorbeugende Brandschutz im Ort ein Thema. Aus dem Jahr 1560 ist eine entsprechende Auflage überliefert: „Die Kuchl zu mauern und zu welben und ein Kamin durch Dach auszufieren“, war einem gewissen Gilg Reuter für den Neubau seines Hauses hinter dem Weinberg auferlegt worden. In Kombination mit der lange Zeit aufgelockerten Bauweise sei die heutige Marktgemeinde trotz der früher oft rein aus Holz bestehenden Häuser von größeren Feuern verschont geblieben, schreibt die Freiwillige Feuerwehr Schliersee in ihrer Chronik.

Vielleicht brauchte es auch deshalb eine Drohung des Königlichen Bezirksamts Miesbach, um die Bürger 1871 zu Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr zu bewegen. Dies geschah dann durch 85 Männer am 27. Dezember 1874 im Gasthaus zur Post. Und so kann die Truppe heuer ihr 150-jähriges Bestehen feiern. Das tut sie bereits im Juni mit einem mehrtägigen Festprogramm.

Auch wenn die Reaktion auf die Feuerschutzpläne der Obrigkeit zunächst eher verhalten war in Schliersee, nahm man die Gefahren eines Brandes sowie dessen Verhütung oder Bekämpfung stets sehr ernst. Bereits 1739 wurde laut Chronik die erste Feuerspritze bei einem Glockengießer in Augsburg gefertigt. 1864 kaufte auch die Gemeinde eine solche Löschvorrichtung – und das sogar teilweise auf Pump. Nur 13 der 713 notwendigen Gulden kamen aus dem Rathaussäckel, 350 aus Spenden, der Rest aus einem Darlehen.

Bei ihrer Gründung verfügte die Feuerwehr Schliersee über eine Saug- und Druckspritze sowie Leitern und Schlauchmaterial. Untergebracht war alles in einem Depot im Pfarrstadel, ein Exerzierplatz stand an der Unteren Leiten zur Verfügung. Obwohl der Besuch einiger Übungen Pflicht war, ließ die Bereitschaft vor allem in den Ortsteilen Westenhofen und Glashütte (heute Breitenbach) nach.

Westenhofener gründeten eigene Feuerwehr

1901 nahmen die Bürger dort den Brandschutz selbst in die Hand. 72 Männer gründeten die eigenständige Feuerwehr Westenhofen. Das Engagement war laut Chronik beeindruckend: Die Aktivenzahl stieg schnell auf 138, dank vieler Spenden gelang es den Westenhofener bis 1903 ohne Zuschuss der Gemeinde eine Saug- und Druckpumpe sowie eine Schubleiter anzuschaffen.

Als sich 1921 auch in Neuhaus eine Löschgruppe bildete, wurde diese aber der Feuerwehr Schliersee angegliedert. Der Bau der gemeindlichen Wasserversorgung ermöglichte den Bau von Hydranten, der Schlauchbestand wuchs auf 650 Meter. 1931 hielt die Motorisierung Einzug: zunächst erhielten die Schlierseer eine Motorspritze, zwei Jahre später die Westenhofener eine tragbare Kleinversion. 1935 folgte dann die Zusammenlegung zur Feuerlöschpolizei Schliersee. Nach dem Krieg gründete sich unter den dann wieder als Freiwillige Feuerwehr firmierenden Einsatzkräften noch eine Löschgruppe Spitzingsee, um der dort mit dem aufstrebenden Tourismus wachsenden Zahl an Privat- und Gästehäusern im Brandfall schnell zur Seite stehen zu können. Ein besonderes Geschenk zum 80-jährigen Bestehen erhielt die Feuerwehr Schliersee 1955 mit dem neuen Gerätehaus am Bahnhof, das auch heute noch ihr Domizil ist.

Über die Jahre wuchsen die Aufgaben der Truppe weit über den Brandschutz hinaus. Neben Einsätzen bei Überschwemmungen und Unfällen kam auch der Gewässerschutz zur Verhinderung von Ölunfällen dazu. Um auch in Zukunft gut gerüstet zu sein, stellt sich die Freiwillige Feuerwehr mit mittlerweile 66 Aktiven Mitgliedern und ihrem Kommandant Andreas Dietmannsberger baulich neu auf. Mit dem Bootshaus am Schliersee und dem Gerätehaus in Neuhaus stehen gleich zwei Neubauten an. Bereits beschlossen ist ferner der Kauf eines geländegängigen Mannschaftstransportwagens, um die Hilfsfrist am Spitzingsee von Neuhaus aus besser einhalten zu können.

Um den freiwilligen Dienst auch weiterhin in dieser Form leisten zu können, bittet der Feuerwehrverein weiterhin um Spenden oder gleich eine Fördermitgliedschaft. Und natürlich hofft die Truppe auf viele Gäste beim großen Jubiläumsfest.

Das Festprogramm

findet von Donnerstag bis Sonntag, 13. bis 16. Juni, im Zelt auf der Seewiese statt. Geplant sind Konzerte von Roland Hefter und den Oache Brothers beim Bieranstich (Donnerstag), ein Partyabend mit den Bandits (Freitag), ein Spanferkelessen mit der Tegernseer Tanzlmusi (Samstag) sowie der Festgottesdienst im Kurpark mit Festzug (Sonntag). Weitere Infos zum Zeitplan und Kartenvorverkauf gibt’s auf www.ffw-schliersee.de/150-jahre.

sg

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