Depressive Symptome - Long Covid und Fatigue-Syndrom: Wenn Bakterien und Viren die Psyche beeinflussen

In letzter Zeit stellt sich vermehrt die Frage, ob jede diagnostizierte Depression wirklich eine solche ist. Könnte es sein, dass hinter depressiven Symptomen eigentlich körperliche Erkrankungen wie Infektionen mit Viren oder Bakterien stecken? Oft wird nicht nach diesen Auslösern gesucht, und so bleibt unentdeckt, dass Betroffene körperlich und nicht psychisch erkrankt sind.

Viren und Bakterien als Auslöser von Fatigue und Brain Fog

Long Covid und chronische Fatigue-Syndrome sind Begriffe, die viele inzwischen kennen. Symptome wie Brain Fog—eine geistige Umnebelung—unerklärliche Müdigkeit, Muskelschmerzen und Antriebslosigkeit treten bei Betroffenen auf. Ist das eine depressive Erkrankung oder steckt ein Virus dahinter? Bei der Corona-Pandemie haben viele Menschen genau diese Erfahrungen gemacht. Das Covid-Virus führte bei einigen zu Langzeitfolgen, bekannt als Long Covid.

Verborgene Infektionen: Borreliose und Pfeiffersches Drüsenfieber

Nicht nur Covid-19 kann solche Symptome auslösen. Auch andere Erreger wie die Borreliose-Bakterien, die durch Zecken übertragen werden, oder das Epstein-Barr-Virus, Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers, können in die Zellen eindringen. Sie attackieren auch Nervenzellen, richten dort Schaden an und verursachen Symptome, die leicht als psychische Erkrankung missgedeutet werden können.

Über die Expertin Nina Ruge

Nina Ruge ist studierte Biologin. Sie startete 1987 bei RIAS TV in Berlin ihre über 30-jährige Fernsehkarriere. Stationen: "heute journal", "heute Nacht" und "Leute heute" im ZDF, Talkshows und Magazine in ARD, Phoenix und 3sat kamen hinzu. Heute ist sie Fachautorin für das Gebiet der "Zellbiologie des Alterns". Seit 2020 verfasste sie vier populärwissenschaftliche Bücher zu diesem Thema, alle fünf wurden Besteller. "Altern wird heilbar" ist ihr erstes Werk, dann folgten "Verjüngung ist möglich", "Das Verjüngungskochbuch", "Der Verjüngungsplan" und "Ab morgen jünger!". Außerdem schreibt sie Kolumnen, produziert Podcasts wie "Der kurze Podcast für ein langes Leben - Zwäg hoch zwei", hält Vorträge und entwickelt eigene Kanäle zum gigantischen Forschungsfeld "Healthy Longevity".

Kreatin als Hoffnungsträger im Energiestoffwechsel

Eine entscheidende Frage ist: Was kann Betroffenen helfen? Das Stärken des parasympathischen Nervensystems ist ein Ansatz, beispielsweise durch Atemübungen. Doch es gibt auch Substanzen wie Kreatin, die untersucht wurden. Kreatin ist ein Wirkstoff, den der Körper selbst herstellt und den wir über die Nahrung aufnehmen—vor allem durch Fleisch- und Milchprodukte. Bei Veganern und Vegetariern ist die Aufnahme anders gestaltet.

Kreatin fungiert als Energietransporteur und könnte dabei helfen, die Schwächungen im Energiesystem unserer Zellen auszugleichen. Es transportiert energetische Phosphatgruppen aus den Mitochondrien—unseren Zellkraftwerken—dorthin, wo Energie benötigt wird: im Gehirn, in den Muskeln und im gesamten Körper.

Forschung von Prof. Stark: Körperliche oder psychische Erkrankung?

Professor Michael Sadr-Shirazi-Stark und sein Team haben genau zu diesem Thema geforscht. Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie stellte er sich die Frage, ob Patienten körperlich krank sind oder ob tatsächlich eine psychische Erkrankung vorliegt. Oft wird darüber nicht diskutiert, und Betroffene werden vorschnell als psychisch krank eingestuft. Prof. Stark war lange Chefarzt am Asklepios Westklinikum in Hamburg und leitet heute ein eigenes Institut für Stress- und Fatigue-Forschung.

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