Krebs: Bluttest erkennt tückische Art und kann jährlich Tausende Tode verhindern

Jährlich erhalten mehr als 20.000 Deutsche die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Tendenz steigend. Mit zunehmendem Alter und einer immer älter werdenden Gesellschaft nehmen die Fälle laut Experten künftig weiter zu.

Bauchspeicheldrüsenkrebs fordert zahlreiche Todesfälle

Die Krebsart zählt damit zwar noch lange nicht zu den häufigsten, aber sie gilt als besonders aggressiv. Experten rechnen damit, dass sie in den kommenden Jahren sehr viele Todesfälle fordern wird.

Das Tückische an Bauchspeicheldrüsenkrebs: Der Tumor wird häufig erst sehr spät erkannt – dann, wenn es für eine Behandlung zu spät ist. 

Überlebenschancen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs sind niedrig

Die 5-Jahres-Überlebensrate bei Bauchspeicheldrüsenkrebs liegt in Deutschland demnach „ausgesprochen ungünstig“ bei etwa 11 Prozent, schreibt das Zentrum für Krebsregisterdaten. Mit einem Anteil von

  • 9,0 Prozent (Frauen) und
  • 7,5 Prozent (Männer)

ist es laut Statistischem Bundesamt die zweithäufigste Krebstodesursache. Jährlich sterben hierzulande rund 20.000 Menschen daran. Weltweit sind es jährlich rund 500.000. Würde ein solcher Test flächendeckend angewandt werden, könnten zahlreiche Fälle frühzeitig entdeckt und behandelt und damit Todesfälle verhindert werden.

Bluttest erkennt Bauchspeicheldrüsenkrebs

Aus diesem Grund suchen Forscher weltweit nach Methoden, um die Krebsart möglichst früh zu entdecken. Einem Team aus den USA ist das nun gelungen: Es hat einen neuen Bluttest entwickelt.

Die Wissenschaftler der Oregon Health & Science University (OHSU) stellten unlängst ihren Test namens „PAC-MANN“ vor – die Abkürzung für „protease activity-based assay using a magnetic nanosensor“ (deutsch: „proteaseaktivitätsbasierter Assay unter Verwendung eines magnetischen Nanosensors“).

Hier wird anhand einer kleinen Blutprobe untersucht, ob sich die Proteaseaktivität in der Bauchspeicheldrüse verändert hat. Proteasen sind Enzyme, die Proteine spalten. Verändert sich ihre Aktivität, ist das ein wichtiger Indikator für das duktale Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse, die tödlichste Form von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Ergebnisse erschienen im Fachblatt „Science“:

  • In 98 Prozent der Fälle konnte der Test zwischen krebsartigen und nicht-krebsartigen Bauchspeicheldrüsenproblemen unterscheiden.
  • In 85 Prozent der Fälle konnte er in Kombination mit anderen Methoden zudem Bauchspeicheldrüsenkrebs im Frühstadium erkennen.

Bluttest als neues Werkzeug für Ärzte

„Das Problem bei Bauchspeicheldrüsenkrebs ist, dass wir ihn oft zu spät erkennen“, betont Studien-Co-Autor Jared Fischer von der OHSU. „Mit PAC-MANN möchten wir dem Gesundheitspersonal ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem sie die Krankheit viel früher erkennen können, wenn mehr Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen und die Überlebenschancen besser sind.“

„Unser Test könnte bei Menschen mit hohem Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs eingesetzt werden, da aktuelle Tests dieses Risiko nicht abdecken“, sagt auch Hauptautor Jose L. Montoya Mira. „Im Gegensatz zu endoskopischen Ultraschalluntersuchungen und anderen Flüssigbiopsietests, die große Blutmengen erfordern, ermöglicht er ein zuverlässigeres und weniger invasives Screening. Dadurch kann unser Test häufiger durchgeführt und der Krebs früher erkannt werden.“

Test kostet weniger als einen Cent

Der Nutzen des Tests geht zudem über die reine Früherkennung hinaus. „Bei diesem Test geht es nicht nur um die Erkennung – er könnte uns auch dabei helfen, die Wirksamkeit von Behandlungen zu messen und therapeutische Optionen zu bestimmen“, sagt Fischer.

„Wenn wir die Reaktion eines Patienten auf die Therapie in Echtzeit verfolgen können, können wir bessere Behandlungsentscheidungen treffen und die Ergebnisse verbessern.“

Der Test sei zudem günstig, einfach durchführbar: Er benötigt nur 8 Mikroliter Blut und dauert 45 Minuten und die Kosten pro Probe betragen weniger als einen Cent. „Er könnte problemlos in ländlichen und unterversorgten Gebieten eingesetzt werden, wo herkömmliche Tests nicht eingesetzt werden können oder wollen.“

Die Autoren wollen nun weitere Studien durchführen, um den Test künftig in Praxen und Krankenhäusern einsetzen zu können. „Hoffentlich“, so Fischer, „ist dies ein Schritt in Richtung der Ausrottung des Krebses, wie wir ihn kennen.“

Wie Sie Bauchspeicheldrüsenkrebs vorbeugen

Als häufigste Risikofaktoren gelten neben der genetischen Veranlagung, 

  • Rauchen
  • Übergewicht
  • fett- und fleischreiche Ernährung sowie
  • übermäßiger Alkoholkonsum.

Wer Fälle des Krebses in der Familie hat, sollte sich ärztlich beraten lassen.