Was das bedeutet - Länder stoppen Bekämpfung gegen tödlichste Infektionskrankheit der Welt

Der drastische Einbruch bei Entwicklungshilfegeldern bedroht den Erfolg im Kampf gegen die tödlichste Infektionskrankheit der Welt. An Tuberkulose (TB) sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedes Jahr noch etwa 1,5 Millionen Menschen. 

79 Millionen Menschenleben wurden durch frühe Diagnose und Behandlung seit dem Jahr 2000 gerettet – aber ohne weiteres Geld sehe es für die ärmsten Länder düster aus, berichtete die WHO zum Welttuberkulosetag. Durch die weltweite Mobilität ist das eine Gefahr für alle Länder, warnen Gesundheitsexperten.

Tuberkulose-Krise: 27 Länder stehen vor gesundheitlichem Notstand 

Unter anderem haben die USA Milliarden Dollar an verschiedenen Hilfsgeldern eingefroren. Aber auch andere Länder wie Großbritannien im Jahr 2025 und Deutschland im Jahr 2024 haben Einsparungen in der Entwicklungshilfe angekündigt.

In 27 Ländern drohe ein Zusammenbruch der TB-Programme, berichtet die WHO. Dort könnten ohne die Mittel aus dem Ausland weniger Menschen getestet, weniger Fälle erkannt und behandelt und die Ausbreitung weniger überwacht werden. Dadurch stecken sich mehr Menschen an, so die WHO. Neun Länder hätten bereits Probleme, Medikamente zu besorgen. 

816 Tuberkulose-Fälle in Deutschland bislang im Jahr 2025

TB-Erreger – sogenannte Mykobakterien – verbreiten sich vielfach über kleinste Tröpfchen beim Husten, Sprechen oder Niesen. Ansteckungen können verhindert werden und sind heilbar, wenn sie erkannt und behandelt werden, betont das in Deutschland zuständige Robert Koch-Institut (RKI). 

Nach Schätzungen ist ein Viertel der Weltbevölkerung mit dem TB-Erreger infiziert. Allerdings zeigt die Infektion bei den meisten keine Symptome und kann auch nicht übertragen werden. Nur fünf Prozent entwickeln eine aktive TB.

Nach Angaben des RKI wurden in diesem Jahr bis zum 19. März 816 TB-Fälle in Deutschland gemeldet. Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres waren es 912.

Zahl der Tuberkulose-Fälle steigt in EU

Die Entwicklung in der WHO-Europa-Region mit 53 Ländern von der EU über Russland bis nach Zentralasien macht der WHO Sorgen. 

Die Zahl der TB-Fälle bei Kindern unter 15 Jahren sei um zehn Prozent gestiegen, berichtete die Organisation. Die neuesten Zahlen liegen für 2023 vor. Auf diese Altersgruppe entfielen 4,3 Prozent der Fälle von erstmals oder erneut diagnostizierter TB. In Deutschland entfielen 2023 nach Angaben des RKI 5,4 Prozent aller gemeldeten Tuberkulosefälle auf Kinder, insgesamt 242. 

In absoluten Zahlen wurden nach WHO-Angaben 2023 in der EU plus Island, Norwegen und Liechtenstein 37.000 Menschen neu mit TB diagnostiziert, fast sechs Prozent mehr als im Jahr davor.

Wer besonders gefährdet für Tuberkulose ist

Tuberkulose ist normalerweise nicht hochansteckend. Betroffene müssten sich längere Zeit in der engen Umgebung eines Erkrankten aufhalten sowie selbst eine geschwächte Immunabwehr haben. In den meisten Fällen gelingt es dem Abwehrsystem, die Erreger so zu bekämpfen, dass die Krankheit gar nicht erst ausbricht. 

Als gefährdet gelten allerdings kleine Kinder oder andere immungeschwächte Personen. Mangelnde Hygiene und schlechte Lebensbedingung schwächen den Körper und erhöhen ebenfalls das Risiko einer Tuberkuloseerkrankung. 

Mangel- und Unterernährung ebenso wie eine unzureichende medizinische Versorgung sind die Hauptgründe für die weite Verbreitung der Krankheit in vielen Entwicklungsländern. Obdachlose und Drogenabhängige sind aus den gleichen Gründen gefährdeter als der gesunde Durchschnittsbürger.

Die Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten erhöht das Risiko ebenso, wie eine Vorbelastungen durch Krankheiten wie Diabetes, Leberzirrhose, Krebs oder Aids.

Symptome

Die vom Bund geförderte Informationsseite „Infektionsschutz.de“ nennt folgende Krankheitsanzeichen:

Befall der Lunge (häufigster Fall)

  • Beginnt in der Regel mit unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
  • Es können zudem Fieber, Appetitmangel mit ungewolltem Gewichtsverlust und nächtliches Schwitzen auftreten.
  • Typische Beschwerden sind auch länger bestehender Husten, gelegentlich mit blutigem Auswurf und Schmerzen beim Atmen.

Befall anderer Organe (seltener)

Breiten sich die Bakterien über die Lymph- oder Blutbahn im Körper aus, können auch andere Organe befallen werden, zum Beispiel Lymphknoten, Rippenfell, Nieren oder Harnwege. Seltener sind Knochen, Gelenke, Wirbelsäule, Verdauungstrakt oder das zentrale Nervensystem betroffen.

Miliartuberkulose und Hirnhautentzündung (sehr selten)

Eine sehr seltene, aber besonders gefürchtete Verlaufsform ist die Miliartuberkulose, bei der mehrere Organe befallen werden, sowie die tuberkulöse Hirnhautentzündung. Besonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder sowie Menschen mit einer Abwehrschwäche.

Behandlung

Heute gibt es einige Antituberkulotika, wie die Spezialmedikamente gegen Tuberkulose heißen. Mit ihnen ist die Krankheit gut heilbar. Dass dennoch jedes Jahr 1,6 Millionen Menschen daran sterben, ist deshalb auch besonders tragisch.

Das Wissenschaftsmagazin „Spektrum“ resümiert: „Die allermeisten der Tuberkulosetoten sterben an ganz normalen, für Standardmedikamente empfindlichen Bakterien. Zugang zu medizinischer Versorgung, eine Diagnose und einige Standardmedikamente würden reichen, um ihnen das Leben zu retten. An der tödlichsten Infektionskrankheit der Welt müsste eigentlich schon heute praktisch niemand sterben.“