Schluss mit G8: Von der 1,0 bis zur Auffangklasse

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Schluss mit G8: Der Jahrgang 2023/24 ist der letzte, der nach acht Jahren Gymnasium die Abiturprüfungen schreibt. Ab dem nächsten Jahr wird wieder G9 eingeführt. Wer das Abitur nicht besteht, kann nächstes Jahr in sogenannte Auffangklassen. © dpa

Bei etwa einem Drittel der Abiturienten im Landkreis Starnberg steht eine Eins vor dem Komma. Wer in diesem Jahr durchfällt, muss wahrscheinlich die Schule wechseln. Entscheidend sind die mündlichen Prüfungen diese Woche.

Etwa 550 Schüler im Landkreis Starnberg sind heuer zu den Abiturprüfungen angetreten. Circa ein Drittel von ihnen erreichte einen Notenschnitt mit einer Eins vor dem Komma, wie seit Freitag feststeht. Aber einige bangen noch ums Bestehen, diese Woche laufen die mündlichen Zusatzprüfungen. Das Besondere an diesem Jahrgang: Wer am Ende durchfällt, muss mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Schule wechseln. Denn im nächsten Schuljahr wird wegen der Wiedereinführung des G9 nur an ausgewählten Gymnasien in Bayern Abitur geschrieben. Und nicht nur in Bayern trat dieses Jahr der letzte G8-Jahrgang zu den Abiturprüfungen an, auch Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind bereits zu G9 zurückgekehrt.

Das wohl beste Ergebnis gelang einer Schülerin aus Tutzing. Rein rechnerisch hätte sie einen Schnitt von 0,7, weil sie fast in allen Prüfungen die maximalen 15 Punkte erreichte und auch über die vergangenen beiden Jahre hinweg Spitzennoten erhielt. Schulleiter Andreas Thalmaier blickt dennoch mit gemischten Gefühlen auf das Abschneiden der Tutzinger Gymnasiasten. Bei fünf von ihnen wird eine 1,0 im Zeugnis stehen. „Das ist sensationell“, sagt Thalmaier. Insgesamt 30 der 105 zum Abi angetretenen Schüler hätten eine Eins vor dem Komma. Auf der anderen Seite wurden vier Schüler gar nicht erst zu den Prüfungen zugelassen, und „eine niedrige zweistellige Zahl“ von ihnen muss in die Zusatzprüfung. „Das sind mehr als uns gefallen kann“, sagt der Schulleiter. „Und ich fürchte, dass es manche von ihnen nicht schaffen.“

Letztere hätten Glück im Unglück – denn sie könnten im nächsten Schuljahr einen Neuanlauf zur allgemeinen Hochschulreife in Tutzing starten. Was so selbstverständlich klingt, ist aber ein Privileg. Denn das Tutzinger gehört zu den rund 100 Gymnasien in Bayern, wo das Abi 2025 überhaupt möglich ist. Denn der letzte G8-Jahrgang ist heuer durch, und das G9 wird erst wieder neu eingeführt. Neben mehreren Münchner Schulen kommen für Landkreis-Schüler rein räumlich noch das Max-Born-Gymnasium Germering oder zum Beispiel das Gymnasium in Geretsried infrage. Eine Liste mit den ausgewählten Schulen, die das sogenannte Auffangnetz bilden, findet sich auf der Internetseite des Kultusministeriums.

Die Auswahl erfolgte nicht willkürlich. Tutzing hatte 2023 eine sogenannte Einführungsklasse mit besonders guten Zehntklässlern aus Real- oder Montessori-Schulen eröffnet. Jene kommen 2025 in die zwölfte Klasse und nehmen für das Abiturjahr eventuell Schüler aus Starnberg, Weilheim oder Penzberg auf. „Wir haben noch Kapazitäten und halten Kontakt zu den umliegenden Gymnasien“, sagt Thalmaier.

Ein Gesamtschnitt kann noch nicht genannt werden

„Die Auffangklassen sind eigentlich schon voll“: Diese Info hat Sylke Wischnevsky, Leiterin des Gautinger Otto-von-Taube-Gymnasiums, dessen Schüler am ehesten nach Germering wechseln. Bei drei bis vier von ihnen sei es knapp, berichtet Wischnevsky. Manche wollten sich durch mündliche Prüfungen aber auch einfach ihren Schnitt von 1,4 auf 1,3 verbessern. Deshalb könnten es in Gauting auch noch mehr Einserschüler als die ohnehin schon 45 werden. Vier der 114 Abiturienten erzielten die Traumnote. Die Hochbegabten an der Schule spielen laut Wischnevsky vorne mit – „aber nicht durch die Bank“.

Einen Gesamtschnitt wollte am Montag kein Schulleiter offiziell nennen – um dem Konkurrenzdenken vorzubeugen oder weil die Noten sich im Zuge der Zusatzprüfungen noch leicht ändern können. So kann auch Schulleiter Thomas Raidt vom Gymnasium Landschulheim Kempfenhausen noch keine Note nennen, da die Zusatzprüfungen erst diese Woche laufen. Um die 100 Prüflinge habe das Gymnasium dieses Jahr bei den Abiturprüfungen verzeichnet. „Ich habe das Gefühl, dass es dieses Jahr mehr Einser-Schnitte gibt, aber es war auch eine ganze Reihe, die sich deutlich schwerer getan haben“, sagt Raidt. Das könnten noch Corona-Nachwirkungen sein, vermutet er. „Während der Pandemie konnte nicht so geschult werden wie sonst, und die Vorrückungsbedingungen waren in der Zeit auch aufgeweicht.“ Dadurch seien möglicherweise ein paar Schüler in die nächste Jahrgangsstufe gekommen, die unter normalen Bedingungen wiederholen hätten müssen.

Insgesamt viele Einser-Schnitte

Thomas Volz, Direktor vom Gymnasium Starnberg, berichtet: „Im Vergleich zum letzten Jahr ist der Gesamtdurchschnitt voraussichtlich ein bisschen besser.“ Genau könne er das aber wegen der Zusatzprüfungen noch nicht sagen. 97 Prüflinge sind angetreten. Drei von ihnen schnitten mit 1,0 ab, insgesamt 38 haben eine Eins vor dem Komma. „Das kann sich aber natürlich noch ändern diese Woche“, erklärt Volz.

Wie viele letztendlich das Abitur nicht bestehen, könne er noch nicht sagen, aber: „Wir haben weniger kritische Fälle als die letzten zwei Jahre. Es gibt also eine deutliche Verbesserung.“ Das könne auch an den fairen Aufgaben der diesjährigen Prüfungen liegen, vermutet Volz.

138 Prüflinge verzeichnete heuer das Christoph-Probst-Gymnasium in Gilching. Drei von ihnen schnitten mit 1,0 ab, 24 mit 1,5 oder besser und insgesamt 52 haben eine Eins vor dem Komma. Auch diese Zahlen können sich wegen der Zusatzprüfungen noch leicht verändern. Am Ammersee-Gymnasium in Dießen schrieben 83 Schüler die Prüfungen mit. Etwa 30 haben laut Schulleiter Alfred Lippl einen Einser-Schnitt, circa 15 wollen oder müssen in die mündlichen Prüfungen.

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