Beim Abschleifen gemerkt: Feuerwehr-Oldtimer ist doch Polizei-Oldtimer
Die Perchtinger Feuerwehr hat ihren historischen Anhänger restauriert und zuletzt präsentiert. Beim Abschleifen stießen die jungen Ehrenamtlichen auf neue Erkenntnisse. An die Original-Pumpe aus dem Jahr 1941 kam die Feuerwehr dank eines außergewöhnlichen Deals.
Perchting - Viele ehrenamtliche Stunden hat die Perchtinger Jugendfeuerwehr in die Renovierung des historischen Tragkraftspritzen-Anhängers (TSA) investiert. Im Zuge der Arbeiten fanden die Jugendlichen, unterstützt vom Feuerwehr-Vorsitzenden und -Jugendwart Christian Benedikt, mehr über das Gerät heraus, das sie nun beim Tag der offenen Tür der Bevölkerung präsentierten.
Das Baujahr 1941 deutete auf die Zeit des Nationalsozialismus hin. Den Beweis lieferte das Abschleifen in Benedikts Werkstatt in Unterbrunn: „Nach der Farbe Rot kam eine Grundierung, dann noch mal Rot und dann Grün“, erzählt Benedikt. Nachdem die Perchtinger im Andechser Feuerwehrmuseum Expertenrat eingeholt hatten, stand fest: Der TSA gehörte einst zur sogenannten Feuerlöschpolizei. Auch Feuerwehren waren in der NS-Zeit wie andere Vereine gleichgeschaltet und in ihrem Fall den Polizeibehörden unterstellt worden. Komplett renoviert ist der hölzerne und mit Blech verkleidete Anhänger, welche Beschriftung er genau erhält, da sind die Feuerwehrler noch unsicher. „Ein Hakenkreuz bekommt er natürlich nicht“, sagt Benedikt.
Feuerwehr-Chef zum Oldtimer: „Ein Hakenkreuz bekommt er natürlich nicht.“
Besonders froh ist der Vorsitzende, dass die Feuerwehr auch noch eine originalgetreue Pumpe mit Baujahr 1941 für den TSA aufgetrieben hat. Dahinter steckt ein außergewöhnlicher „Deal“, wie Benedikt berichtet. Die Pumpe stammt vom bayerischen Feuerwehrmuseum in Waldkraiburg. Beim Besuch der Perchtinger im Museum stellte sich heraus, dass jenes einen historischen Rettungshubschrauber in Villingen-Schwenningen kaufen wollte. Die Verantwortlichen wussten allerdings nicht, wie sie ihn nach Waldkraiburg transportieren sollten. Benedikt nutzte die Chance – und bot an, den Hubschrauber abzuholen, wenn er dafür die Pumpe bekommt. „Ich habe mir einen Anhänger geliehen“, erzählt er. Die Rückfahrt aus Baden-Württemberg am Freitag vor Pfingsten sei eine Odyssee gewesen: „Regen und Stau: Nach 13 Stunden waren wir wieder in Perchting.“

Und eine weitere bemerkenswerte Komponente hat die Geschichte noch: Benedikt und Vizekommandant Georg Lengenleicher transportierten äußerst kostbare Fracht. Bei dem Hubschrauber der Rettungsdienststiftung Björn Steiger mit der Aufschrift „Deutsche Rettungsflugwacht“ handelt es sich um einen Prototyp, für den das Feuerwehrmuseum Waldkraiburg laut Benedikt sehr viel Geld gezahlt hat. „Das haben sie uns aber erst hinterher erzählt“, sagt der Feuerwehr-Vorsitzende.
Rund 300 Besucher kamen über den Tag der offenen Tür verteilt nach Perchting. Neben dem Feuerlöschpolizei-Anhänger bekamen sie auch die aktuellen Fahrzeuge der Wehr zu sehen – und einen weiteren Oldtimer: eine Starnberger Drehleiter aus dem Jahr 1954. Kinder durften, an einem Seil gesichert, Traglklettern. Den Rekord schaffte ein Mädchen von der Feuerwehr mit 24 Getränkekisten. Außerdem gab es eine Hüpfburg und das Spiel Jenga im Großformat. Die Teilnehmer durften dabei Holzbalken vorsichtig mit einem hydraulischen Spreizgerät der Feuerwehr aus einem Turm herausziehen.
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