Krieg im Nahen Osten - Bundesregierung will Israel Panzermunition liefern

USA wollen Huthi-Miliz wieder als Terrororganisation einstufen

Mittwoch, 17. Januar 2023, 07.21 Uhr: Die US-Regierung will die Huthi-Rebellen im Jemen Medienberichten zufolge wieder offiziell als Terrororganisation einstufen. Die vom Iran unterstützte Miliz, die in den vergangenen Wochen zahlreiche Drohnen- und Raketenangriffe auf Schiffe im Roten Meer verübt hat, solle am Mittwoch wieder auf eine US-Liste von Terrororganisationen gesetzt werden, berichteten mehrere US-Medien übereinstimmend.

Die US-Regierung hatte die Einstufung der Huthi-Rebellen als Terrororganisation Anfang 2021 kurz nach dem Einzug von Präsident Joe Biden ins Weiße Haus rückgängig gemacht. Das Außenministerium in Washington erklärte damals zur Begründung, die Einstufung könnte die internationale Krisenhilfe für das Bürgerkriegsland Jemen erschweren. Die Vorgänger-Regierung von Präsident Donald Trump hatte die Miliz an einem ihrer letzten Tage im Amt zur Terrororganisation erklärt.

Die Huthi-Rebellen haben seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober zahlreiche Schiffe im Roten Meer angegriffen. Die schiitische Miliz sieht sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbsternannten „Achse des Widerstands“, zu der neben der Hamas auch die Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon gehört. Nach eigenen Angaben zielen die Huthi mit ihren Angriffen in erster Linie auf Schiffe mit Verbindung zu Israel.

Wegen der Angriffe in der wichtigen Schifffahrtsroute leiten viele Reedereien ihre Handelsschiffe inzwischen um. Zuletzt erklärte am Mittwoch die japanische Reederei Nippon Yusen, vorerst keine Schiffe mehr durch das Rote Meer zu schicken. Zur Begründung erklärte das Unternehmen gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, es gehe darum, „die Sicherheit der Besatzungen“ zu gewährleisten.

Als Reaktion auf die Huthi-Angriffe hatten die USA und Großbritannien Ende vergangener Woche erstmals Stellungen der Miliz im Jemen bombardiert. Die USA führten in der Folge weitere Angriffe aus.

Krieg in Gaza: Bundesregierung will Israel Panzermunition liefern

19.07 Uhr: Die Bundesregierung will Israel rund 10.000 Schuss Panzermunition liefern. Das berichtet der „Spiegel“. Demnach bestehe eine Einigung innerhalb der Regierung. Eine entsprechende Bitte Israels sei bereits im November eingegangen. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es nicht.

Raketen aus Iran schüren Angst vor Flächenbrand

Dienstag, 16. Januar, 7.43 Uhr: Nach Raketenangriffen der iranischen Revolutionswächter auf Ziele im Irak und in Syrien wächst international die Sorge über eine Ausweitung des Gaza-Kriegs auf die gesamte Region. Angesichts wiederholter Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der vom Iran unterstützten Hisbollah an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel hatte zuvor bereits am Montag UN-Generalsekretär António Guterres vor einem Flächenbrand gewarnt.

Auch die Angriffe der Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf die Schifffahrt im Roten Meer haben das Potenzial, immer weitere Parteien in den Konflikt hineinzuziehen. Die Huthi zählen wie die islamistische Hamas im Gazastreifen und die libanesische Schiitenorganisation Hisbollah zur sogenannten „Achse des Widerstands“, einem Netzwerk im Kampf gegen Israel.

Die iranischen Revolutionswächter (IRGC) feuerten nach eigenen Angaben mehrere ballistische Raketen auf Ziele im Irak und in Syrien ab. Die Angriffe seien Rache unter anderem für den verheerenden Anschlag in der südiranischen Stadt Kerman Anfang Januar sowie die Tötung eines hochrangigen IRGC-Offiziers Ende Dezember, teilte das IRGC-Webportal in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) mit. Ziel der Attacke in der nordirakischen Stadt Erbil sei eine Spionagezentrale des israelischen Geheimdienstes Mossad gewesen. In der Nähe eines neuen im Bau befindlichen US-Konsulats schlugen Augenzeugen zufolge mehrere Raketen ein. Sicherheitskreisen zufolge kamen dabei vier Zivilisten ums Leben. Die US-Regierung verurteilte den iranischen Raketenangriff auf Erbil. Der Angriff in Syrien galt nach iranischen Angaben der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Bei dem Beschuss handelte es sich laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna mit einer Strecke von mehr als 1200 Kilometern um die bisher weitreichendste Raketenoperation des Landes. Dies dürfte auch ein klares Signal an den Erzfeind Israel sein. Es wäre in etwa die gleiche Entfernung, die Raketen vom Westen des Landes aus benötigen, um Tel Aviv oder Jerusalem zu erreichen.

UN-Generalsekretär in Sorge vor Ausweitung des Gaza-Kriegs

18.15 Uhr: UN-Generalsekretär António Guterres hat sich in großer Sorge vor einer Ausweitung des Gaza-Kriegs auf die weitere Region gezeigt. „Ich bin zutiefst besorgt von dem, was sich da entfaltet“, sagte Guterres am Montag in New York. „Es ist meine Pflicht, allen Seiten diese einfache und direkte Botschaft zu überbringen: Hört auf, an der blauen Linie mit dem Feuer zu spielen, deeskaliert und bringt die Gewalt zu einem Ende.“

Die blaue Linie markiert die Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es an der Grenze immer wieder zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der vom Iran unterstützten Hisbollah. Sie ist mit der Hamas verbündet, gilt aber als deutlich schlagkräftiger. Neben einem sofortigen Waffenstillstand forderte Guterres zudem erneut die Freilassung aller Geiseln und eine Untersuchung der von der Hamas und anderen bei dem Massaker am 7. Oktober verübten sexuellen Gewalt.

Mit Blick auf den Gazastreifen forderte Guterres bessere Bedingungen für die Versorgung mit humanitärer Hilfe. Zu oft werde die Versorgung momentan vor allem durch mangelnden Zugang behindert.

US-Schiff vor Jemen von Rakete getroffen

15.23 Uhr: UK Maritime Trade Operations (UKMTO) meldet einen „Vorfall“ südöstlich der Hafenstadt Aden im Jemen. Die Behörden untersuchen den Vorfall und raten Schiffen auf der Durchfahrt zu „äußerster Vorsicht“. Laut UKMTO sagte der Kapitän des Schiffes, das Schiff sei „von oben von einer Rakete getroffen“ worden. Laut Sky News handelt es sich um einen US-amerikanischen Massengutfrachter. Die Rakete habe einen Brand im Laderaum des Schiffes verursacht, das Schiff sei aber noch seetüchtig. Es habe keine Verletzten gegeben. Wer dafür verantwortlich ist, sei noch unklar.

Türkische Justiz ermittelt nach Torjubel gegen israelischen Fußballer

Montag, 15. Januar, 02.22 Uhr: In der Türkei ist Medienberichten zufolge ein israelischer Fußballer wegen einer bei einem Spiel gezeigten Botschaft zum Gazakrieg festgenommen worden. Sagiv Jehezkel vom türkischen Erstliagaverein Antalyaspor sei am Sonntagabend festgenommen worden, berichteten unter anderem die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu und der Fernsehsender NTV.

Zuvor hatte der türkische Justizminister Yilmaz Tunc im Kurzbotschaftendienst X mitgeteilt, die Staatsanwaltschaft von Antalya habe gegen den mehrfachen israelischen Nationalspieler ein Verfahren wegen „öffentlicher Anstiftung zum Hass“ eingeleitet. Der Fußballer habe das „von Israel begangene Massaker im Gazastreifen“ gefeiert. Tunc betonte, die Türkei werde weiter „die unterdrückten Palästinenser unterstützen“.

Jehezkel hatte nach einem Tor beim Spiel seines Clubs Antalyaspor gegen Trabsonspor die auf eine Bandage an seiner Hand geschriebene Botschaft „100 Tage. 07.10“ gezeigt. Das ist eine Anspielung auf den seit 100 Tagen währenden Gazakrieg, der am 7. Oktober mit einem Angriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel begonnen hatte. Mit der Geste solidarisierte sich Jehezkel mit den Geiseln, die noch immer in den Händen der Hamas sind.

Antalyaspor gab in der Folge den Rauswurf des Spielers bekannt. Dieser habe „gegen die Werte unseres Landes“ verstoßen, erklärte der Fußballverein.

Israelische Soldaten töten im Westjordanland fünf Palästinenser

23.35 Uhr: Israelische Soldaten haben im besetzten Westjordanland am Sonntag fünf Palästinenser getötet. Zwei von ihnen wurden nach israelischen und palästinensischen Angaben erschossen, nachdem sie mit ihrem Auto Absperrungen an einen Kontrollpunkt nahe der Stadt Hebron durchbrochen hatten. Die Soldaten hätten das Auto verfolgt, auf die „Terroristen geschossen und sie neutralisiert“, erklärte die israelische Armee.

Das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah bestätigte den Tod der beiden Männer, die Leichen wurden dem Palästinensischen Roten Halbmond übergeben.

Hamas veröffentlicht Video von drei mutmaßlichen israelischen Geiseln

23.14 Uhr: Die militant-islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat am Montag ein Video veröffentlicht, in dem nach ihren Angaben drei aus Israel in den Gazastreifen entführte Geiseln zu sehen sind. In dem Video sind eine Frau und zwei Männer zu sehen. Sie sprechen Hebräisch und fordern die israelische Regierung auf, sich für ihre Freilassung einzusetzen. Unklar war, wann das Video aufgenommen wurde.

Häufig gestellte Fragen zu diesem Thema

Die Operation Prosperity Guardian zielt darauf ab, die freie Passage von Handelsschiffen im Roten Meer zu sichern. Die Huthi-Milizen bedrohen die Schifffahrt durch Angriffe auf Schiffe und Israel. Die Maßnahmen umfassen ...

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Joachim Krause

Direktor emeritus des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel und Chefredakteur von SIRIUS

Die Huthis sind eine radikale Miliz aus dem Norden Jemens. Mit 20.000 Kämpfern verfolgen sie eine extremistische islamistische Agenda, bekämpfen die Regierung seit Jahrzehnten und haben Gebiete am Roten Meer unter ...

Joachim Krause

Direktor emeritus des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel und Chefredakteur von SIRIUS

Die Huthis erhalten ihre Waffen hauptsächlich von den iranischen Revolutionsgarden. Der Iran, einer der größten Produzenten militärischer Drohnen, liefert diese an die Huthis. Raketen stammen vorwiegend aus sowjetischem oder ...

Joachim Krause

Direktor emeritus des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel und Chefredakteur von SIRIUS

Die Huthis greifen die Schifffahrt an, um die Hamas im Gazastreifen zu unterstützen und die USA militärisch herauszufordern. Russland und der Iran kooperieren, um westliche Mächte zu provozieren. Die Angriffe sollen die ...

Joachim Krause

Direktor emeritus des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel und Chefredakteur von SIRIUS

100 Tage Krieg Gaza

Sonntag, 14. Januar, 14.35 Uhr: Am 100. Tag des Gaza-Kriegs ist die vorläufige Bilanz verheerend. Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sollen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde 23 968 Menschen getötet und rund 60 600 weitere verletzt worden sein. Bei der Terrorattacke am 7. Oktober vergangenen Jahres ermordeten extremistische Palästinensergruppen mehr als 1200 Menschen in Israel. Bei dem schlimmsten Massaker in der Geschichte Israels, das Auslöser des Krieges war, verschleppten Terroristen auch etwa 250 Menschen in den Gazastreifen.

Israel geht davon aus, dass dort noch 136 Menschen festgehalten beziehungsweise deren Leichen nicht herausgegeben werden. Regierungsangaben zufolge sind vermutlich 25 Menschen nicht mehr am Leben. Im Rahmen eines Deals zwischen der Regierung in Jerusalem und der Hamas wurden während einer einwöchigen Feuerpause Ende November insgesamt 105 Geiseln freigelassen. Im Austausch entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen.

Die Lage für die Menschen im Gazastreifen bleibt dramatisch. Nach 100 Tagen Krieg sind nur noch 13 der 36 Krankenhäuser teilweise in Betrieb. Laut den Vereinten Nationen droht in dem Palästinensergebiet zudem eine Hungersnot. Der schwer zerbombte Küstenstreifen sei „unbewohnbar“ geworden. Rund 360 000 Wohneinheiten wurden demnach beschädigt oder zerstört. Dies bedeute, dass mehr als eine halbe Million der 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens kein Zuhause mehr hätten, in das sie nach dem Krieg zurückkehren könnten. UN-Angaben zufolge wurden in dem Palästinensergebiet im Zuge der Kämpfe 1,9 Millionen Menschen ein oder mehrmals vertrieben.

In Israel mussten laut Regierungsangaben mehr als 200 000 Menschen ihr Zuhause verlassen, um sich im Süden des Landes vor Angriffen der Hamas und im Norden vor Attacken der libanesischen Hisbollah in Sicherheit zu bringen. In Israel leben rund zehn Millionen Menschen. Auch an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kommt es im Zuge des Gaza-Kriegs immer wieder zu tödlichen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz. In Israels nördlichem Nachbarland wurden nach Angaben der Organisation für Migration (IOM) wegen der Spannungen mehr als 76 000 Menschen vertrieben.

Alle Entwicklungen zum Angriffskrieg in Israel lesen Sie auf den nächsten Seiten.