"Frankenstein" breitet sich aus: Was zur aktuellen Corona-Saison wichtig ist

Die Zahl der Corona-Infektionen ist in der vergangenen Woche nicht weiter angestiegen. Das vermeldet das Robert-Koch-Institut (RKI): In der Woche vom 13. bis zum 19. Oktober 2025 wurden bislang rund 6662 labordiagnostisch bestätigte Sars-CoV-2-Infektionen an das RKI übermittelt, "die Fallzahlen sind im Vergleich zur Vorwoche stabil geblieben", schreibt das Bundesinstitut im aktuellen ARE-Bericht

"Die Sars-CoV-2-Aktivität ist weiterhin deutlich geringer als im Vorjahr um diese Zeit", teilte das RKI mit. Die geschätzte Covid-19-Inzidenz liegt demnach derzeit bundesweit bei rund 500 Corona-Erkrankungen pro 100.000 Einwohnern – 100 weniger als noch in der Vorwoche. Zum Vergleich: Mitte Oktober 2024 schätzten die Experten die Corona-Inzidenz auf rund 900 Covid-19-Erkrankungen pro 100.000.

Atemwegserkrankungen insgesamt moderat: Rhinoviren am häufigsten

Das RKI geht im aktuellen Bericht von insgesamt etwa 6,3 Millionen akuten Atemwegserkrankungen aus, etwas weniger als in der Vorwoche. Insgesamt sei die Aktivität weiterhin  "auf moderatem Niveau". Vor allem bei Schulkindern und jungen Erwachsenen seien die Werte gesunken, auch die Zahl schwer verlaufender Atemwegserkrankungen bleibt laut RKI insgesamt niedrig.

Das Geschehen wird momentan hauptsächlich durch Rhinoviren bestimmt. Auch Sars-CoV-2 sowie Parainfluenzaviren gehen umher. Im Nationalen Referenzzentrum für Influenzaviren wurden laut RKI zwischen dem 13. und 19. Oktober 2025 in insgesamt 37 der 59 eingesandten Sentinelproben respiratorische Viren identifiziert. Darunter 

Corona, Grippe oder doch eine Erkältung? So finden Sie es raus

Es ist nach RKI-Angaben nicht möglich, Influenza, Covid-19 und eine Erkältung allein anhand der Symptome zu unterscheiden. Symptome wie 

  • Halsweh,
  • Husten,
  • Schnupfen,
  • Kopf- und Gliederschmerzen,
  • erhöhte Temperatur
  • oder Fieber

können von verschiedenen Krankheitserregern ausgelöst werden. Der Verlauf und die Schwere der Erkrankung können laut RKI aber sehr unterschiedlich sein. 

Eine Erkältung verläuft den Angaben zufolge in der Regel mild. Erhöhte Temperatur und Fieber sind selten. 

  • Eine Grippe beginnt meistens plötzlich mit Fieber oder einem deutlichen Krankheitsgefühl. Zusätzlich können Muskel- und Kopfschmerzen und nachfolgend ein trockener Husten eintreten. Eine Grippe kann aber auch weniger typisch und ohne Fieber verlaufen.
  • Bei Covid-19 können am Anfang wie bei der Grippe unterschiedliche Symptome einer akuten Atemwegsinfektion auftreten. Kopf- und Gliederschmerzen und Fieber sowie Kurzatmigkeit können hinzukommen. Auch Magen-Darm-Beschwerden sind nach Angaben des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) möglich.

Corona: Brandenburg löst Bayern ab, viele Infektionen im Osten

Im bundesweiten Vergleich ist die Sieben-Tage-Inzidenz der Covid-19-Fälle derzeit in Brandenburg am höchsten. Dort liegt sie derzeit bei 11,3 Fällen je 100.000 Einwohnern (Stand: 23.10.2025). Bayern folgt mit 10,8 Fällen und Sachsen sowie Sachsen-Anhalt mit jeweils 10,4 und 9,4 Fällen. In Niedersachen ist die Inzidenz weiterhin am niedrigsten: Dort wurden in den vergangenen sieben Tagen nur 2,8 Fälle pro 100.000 Einwohner neu gemeldet.

In allen Bundesländern ging der Trend in den vergangenen vier Wochen nach oben.

Anteil an "Frankenstein"-Variante steigt wieder

Die Linie XFG, auch "Stratus" genannt, ist weiterhin am weitesten verbreitet. In der Woche vom 29. September bis 5. Oktober 2025 machte sie von den unter Beobachtung stehenden Sars-CoV-2-Linien 78 Prozent aus. In der Vorwoche waren es noch 71 Prozent. Die Viren vermehren sich vor allem in den oberen Atemwegen und können sich dadurch schneller verbreiten. 

Bei "Stratus" handelt es sich um eine Rekombination von verschiedenen Omikron-Varianten –LF.7 und LP.8.1.2.Viele kennen diese Variante daher mittlerweile auch "Frankenstein"-Variante. Trotz des Namens: Es ist nicht bekannt, dass die Variante zu besonders schweren Fällen führt.

Viele Fälle in der Risikogruppe

Im Durchschnitt liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland derzeit bei 6,9 laborbestätigten Covid-19-Fällen je 100.000 Einwohnern. Mit 29,6 ist sie in der Altersgruppe ab 80 Jahre weiterhin mit Abstand am höchsten. Diese Personen gehören aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe, genau wie Personen zwischen 60 und 79 Jahren. Dort ist die Inzidenz jedoch deutlich geringer. 

Abweichungen in den Zahlen aufgrund der Herbstferien

Abweichungen aus den Vorwochen zu den im vorherigen Bericht genannten Fallzahlen sind möglich, da Proben mitunter erst nachträglich eingehen oder aus prozessbedingten Gründen zeitversetzt sequenziert werden, teilte das RKI FOCUS online auf Nachfrage mit.

Bei allen Zahlen ist außerdem zu beachten, dass in einigen Bundesländern in der vergangenen Woche Herbstferien waren, Dadurch können die Zahlen aus dem aktuellen Bericht stärker schwanken und sich nachträglich noch verändern.

Empfehlung: Auskurieren und Abstand halten

Wer erkältet ist, Corona oder eine Grippe hat, sollte nach Möglichkeit drei bis fünf Tage und bis zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden zu Hause bleiben, empfiehlt das BIÖG. Direkter Kontakt zu anderen Menschen sollte – wenn möglich – vermieden werden. Das gilt vor allem für Kontakte zu Personen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Dazu zählen zum Beispiel 

  • Säuglinge,
  • Ältere,
  • Menschen mit Vorerkrankung oder Immunschwäche
  • und Schwangere. 

Wenn die Beschwerden auch nach mehreren Tagen nicht besser oder sogar schlechter werden, ist es ratsam, zum Arzt zu gehen. "Das gilt auch bei hohem Fieber und Anzeichen einer bakteriellen Infektion wie eitrigem Nasensekret sowie bei Husten mit Auswurf, schmerzhaftem Husten, Atemnot und beschleunigter Atmung, die auf eine Lungenentzündung hindeuten können", so das BIÖG. Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören, sollten bei Beschwerden einer Atemwegsinfektion generell ärztlichen Rat einholen.

Im Zweifel eine Maske tragen

Auch Schutzmaßnahmen, die während der Corona-Pandemie allgegenwärtig waren, bleiben sinnvoll. Dazu gehören 

  • regelmäßiges Lüften,
  • gründliches Händewaschen
  • und das Tragen einer Maske. 

Insbesondere Risikogruppen sollten laut BIÖG das Tragen einer Maske zum Selbstschutz in Betracht ziehen. 

Gleiches gilt für Menschen, die eine akute Atemwegsinfektion haben und andere schützen wollen. "Das ist besonders wichtig, wenn sich ein enger Kontakt mit einer Person aus einer Risikogruppe nicht vermeiden lässt", heißt es vom RKI. Verschiedene Studien zeigten, dass Masken die Verbreitung von Atemwegsviren deutlich verringern und das Ansteckungsrisiko senken.

Zudem sollten Erkrankte laut BIÖG beim Husten und Niesen ein Taschentuch verwenden oder die Armbeuge vor Mund und Nase halten und sich von anderen abwenden. 

Gegen Infektionskrankheiten sind Impfungen verfügbar

Der wirksamste Schutz sind die verfügbaren Impfungen gegen Grippe, Corona und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Sie senken das Risiko schwerer Verläufe deutlich. 

Mit Blick auf Corona empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) Menschen ab 60 Jahren und Erwachsenen mit Grunderkrankungen, sich im Herbst eine Auffrischungsimpfung zu holen. Die Corona-Impfung ist auch gegen die "Frankenstein"-Variante "Stratus" wirksam. 

Allen Menschen ab 75 Jahren und Menschen im Alter von 60 bis 74 Jahren, die eine schwere Grunderkrankung haben, empfiehlt die Stiko außerdem eine einmalige Standardimpfung gegen RSV, die nicht jährlich wiederholt werden muss.

Keine Sorge vor Lieferengpässen: Apotheken gut ausgestattet

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte geht für Herbst und Winter von einer stabilen Versorgungslage aus. Die Vorratssituation habe sich infolge des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz, das im Juli 2023 in Kraft trat, in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert, sagte ein Sprecher. 

Es gebe angesichts der insgesamt rund 100.000 zugelassenen Arzneimitteln in Deutschland zwar immer wieder Lieferengpässe (derzeit rund 500), echte Versorgungsengpässe träten aber verhältnismäßig selten auf.

Im Falle eines Lieferengpasses fänden Apothekerteams meistens eine Lösung, um Menschen mit einem passenden Alternativpräparat zu versorgen, wie ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände mitteilte.

mit dpa.