Krebs betrifft Menschen jeden Alters – und immer häufiger auch junge Erwachsene. Das zeigen unter anderem die zunehmenden Darmkrebserkrankungen bei Erwachsenen unter 50 Jahren.
Ein Forscherteam um Amy Berrington de Gonzalez des Imperial College London hat vor diesem Hintergrund nun untersucht, wie sich die Zahl der Krebsfälle bei jungen Erwachsenen (20 bis 49 Jahre) im Vergleich zur Krebsinzidenz bei Erwachsenen älter als 50 Jahre entwickelt hat. Die entsprechende Studie erschien am 21. Oktober 2025 in der Fachzeitschrift "Annals of Internal Medicine".
Junge Erwachsene erkranken immer häufiger an sechs Krebsarten
Hierfür hatten die Wissenschaftler die Krebsdaten von 42 Ländern, darunter auch 22 europäische Staaten, im Zeitraum von 2003 bis 2017 analysiert. Diese stammten aus der International Agency for Research on Cancer’s Globocan Datenbank. Die Forscher konzentrierten sich dabei auf 13 Krebsarten, die früheren Berichten zufolge bei jungen Erwachsenen auf dem Vormarsch seien.
Schließlich kamen sie zu dem Ergebnis, dass die Krebsinzidenzen bei jungen Erwachsenen in rund 32 der untersuchten Länder stiegen. Die Zahlen stiegen für sechs der 13 Krebsarten:
- Schilddrüsenkrebs, durchschnittliche jährliche prozentuale Veränderung: 3,6 Prozent
- Nierenkrebs: 2,2 Prozent
- Gebärmutterschleimhautkrebs: 1,7 Prozent
- Darmkrebs: 1,5 Prozent
- Brustkrebs: 0,9 Prozent
- Blutkrebs: 0,8 Prozent
Schilddrüsenkrebs und Darmkrebs nehmen bei jungen Menschen Sonderrolle ein
Die genauen Ursachen für Schilddrüsenkrebs, den Krebs mit der durchschnittlich größten jährlichen prozentualen Veränderung, sind bislang unklar. Sicherer Auslöser ist der Kontakt mit ionisierender Strahlung. Zudem haben viele Patienten im Vorfeld Jodmangel und gutartige Schilddrüsenerkrankungen wie beispielsweise einen Kropf (Struma).
Dass diese Krebsart vermehrt junge Menschen, insbesondere Frauen trifft, hängt auch mit einer Zunahme der medizinischen Bildgebung zusammen. Dies führt zu mehr Zufallsbefunden. Die Überlebensrate bei Schilddrüsenkrebs liegt bei etwa 94 Prozent.
Bei den Erwachsenen ab 50 Jahren nahmen die Inzidenzen für die oben genannten Krebsarten ebenfalls zu – und zwar in derselben Reihenfolge.
Eine Ausnahme gab es allerdings: So stieg die Zahl der Darmkrebserkrankungen in dieser Altersgruppe nur in etwa der Hälfte der untersuchten Länder. Zudem war die durchschnittliche jährliche prozentuale Veränderung bei den jungen Erwachsenen größer, das heißt, dass bei Jüngeren häufiger Darmkrebs diagnostiziert wurde als bei Älteren.
Für welche Krebsarten die Zahlen unter den Jungen sanken
Im Unterschied dazu sanken die Fallzahlen unter jungen Erwachsenen in mehr als 21 Ländern bei folgenden Krebsarten:
- Leberkrebs
- Mundkrebs
- Speiseröhrenkrebs
- und Magenkrebs.
"Die Krebsinzidenz-Raten erhöhten sich für mehrere Krebsarten in vielen der untersuchten Länder, jedoch, anders als bei Darmkrebs, traten diese Anstiege sowohl bei jüngeren als auch älteren Erwachsenen auf", schreiben die Forscher in der Studie. "Diese Erkenntnisse können als Grundlage für zukünftige Forschung und klinische sowie gesundheitspolitische Leitlinien dienen."
Doch warum erkranken insbesondere junge Erwachsene inzwischen häufiger an Darmkrebs? Das liegt an fünf Faktoren, erklärte Kolorektal- und Allgemeinchirurg Haney Youssef im Gespräch mit "Daily Mail":
- Ernährung: In den westlichen Ländern steigt der Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln, die oft viele ungesunde Fette und Zucker enthalten. Wichtige Ballaststoffe, die den Darm gesund halten, fehlen hingegen.
- Bewegungsmangel: Junge Leute sitzen heutzutage viel. Und mangelnde körperliche Betätigung ist ein Risikofaktor für Darmkrebs, sagt Youssef. Körperliche Aktivität helfe dabei, ein gesundes Gewicht zu halten. Das unterstützt auch das Immunsystem und die Verdauung sowie Ausscheidung von ungesunden Stoffen.
- Übergewicht: Weltweit steigen die Adipositasraten – auch bei jüngeren Menschen. Überschüssiges Fett kann Entzündungen verursachen und dadurch Krebs fördern.
- Genetik: Hat oder hatte ein direkter Verwandter eine Darmkrebserkrankung, ist auch das eigene Risiko erhöht. Deswegen sollte die Krankheitsgeschichte der eigenen Familie immer berücksichtigt werden.
- Diagnosen: Je mehr Menschen zum Arzt sowie zur Vorsorge gehen, desto häufiger und früher können Darmkrebsfälle entdeckt werden. Ein Anstieg der Krebsfälle ist also durchaus auch auf bessere Darmkrebsvorsorge zurückzuführen.
Welche Symptome auf Darmkrebs hinweisen können
Zu den klassischen Warnsignalen für Darmkrebs zählen etwa:
- sichtbares Blut beim Toilettengang oder auf dem Stuhl
- Veränderungen beim Stuhlgang (Verstopfung oder Durchfall)
- häufiger Stuhldrang
- Absonderung von Schleim oder Blut
- Gefühl, dass der Darm nicht vollständig geleert wird oder Völlegefühl
- Schmerzen beim Stuhlgang
Das bedeutet nicht automatisch, dass die genannten Symptome immer Anzeichen für Krebs sind. Sie abzuklären, ist aber dennoch wichtig.
Wie Sie Krebs vorbeugen
Noch besser als Krebs zu behandeln, ist es, ihm vorzubeugen. Krebs- und Präventions-Forscher haben dafür folgende Maßnahmen zusammengefasst:
- Übergewicht vermeiden
- jeden Tag bewegen
- nicht rauchen
- so wenig Alkohol trinken wie möglich
- krebserregende Stoffe vermeiden
- vor UV-Strahlung schützen
- gegen Krebs impfen (Hepatitis B; HPV)
- Angebote für Krebs-Früherkennung nutzen