London droht mit Gericht: Russischer Oligarch soll der Ukraine Milliarden zahlen
Ein russischer Oligarch musste seine Anteile am FC Chelsea verkaufen. Die Erlöse sollten der Ukraine zugutekommen. Dabei gibt es jedoch Probleme.
London – Seit über drei Jahren sind mehrere Milliarden Euro des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch in Großbritannien eingefroren. Der Ukraine-Konflikt und die Einstufung Abramowitschs als „Pro-Kreml“-Oligarch durch Großbritannien sind die Gründe dafür. Da bisher keine Einigung erzielt wurde, zieht London nun rechtliche Schritte in Betracht.
Sanktionen nach dem Ukraine-Konflikt – Großbritannien plant rechtliche Schritte gegen Oligarchen
Die britische Regierung droht, gerichtlich gegen Roman Abramowitsch vorzugehen, um die Freigabe der eingefrorenen Gelder aus dem Verkauf des FC Chelsea zu erzwingen. Diese Erlöse sollen den Opfern des Ukraine-Kriegs zugutekommen. Finanzministerin Rachel Reeves und Außenminister David Lammy haben erklärt, dass die Regierung bereit sei, Abramowitsch vor Gericht zu bringen.
„Wir sind zutiefst frustriert, dass es bisher nicht möglich war, mit Herrn Abramowitsch eine Einigung zu erzielen“, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. „Obwohl die Tür für Verhandlungen offen bleibt, sind wir voll und ganz bereit, dies erforderlichenfalls gerichtlich zu verfolgen, um sicherzustellen, dass die notleidenden Menschen in der Ukraine so schnell wie möglich von diesen Erlösen profitieren können.“
Verkauf von Chelsea nach der Invasion – Gelder sollen in die Ukraine fließen
Der Hintergrund dieser Maßnahmen ist eine Razzia gegen Abramowitsch, der 2003 den britischen Fußballverein FC Chelsea übernommen hatte. Nach der Invasion in der Ukraine verhängte Großbritannien Sanktionen gegen ihn. Im Mai 2022 wurde der Premier-League-Club eilig an ein Konsortium verkauft, unter der Bedingung, dass Abramowitsch keinen finanziellen Nutzen daraus ziehen dürfe.
Daraufhin fror Großbritannien die Summe von 2,5 Milliarden Pfund, etwa 2,9 Milliarden Euro, ein. Diese Gelder sollten den Kriegsopfern in der Ukraine zugutekommen. Quellen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, berichteten von Meinungsverschiedenheiten über die Verwendung der Gelder. Abramowitsch, der als Vertrauter Putins gilt, möchte, dass das Geld allen Kriegsopfern zugutekommt, einschließlich der russischen.
Geschäfte in Russland und Sanktionen – Finanztricks eines Oligarchen?
Abramowitsch erlangte nach dem Zerfall der Sowjetunion durch geschickte Unternehmensgeschäfte Reichtum. 2005 verkaufte er den Ölkonzern Sibneft, einen ehemaligen sowjetischen Staatskonzern, für 13 Milliarden Dollar an Gazprom, den russischen Gasriesen. In den frühen 2000er Jahren war Abramowitsch Gouverneur der Tschuktschen-Halbinsel im Osten Russlands und investierte Millionen in die Infrastruktur. 2006 berichtete der Spiegel, dass Abramowitsch den russischen Präsidenten Wladimir Putin gebeten habe, ihn zu entlassen. Erst 2008 endete diese Episode.
Im Jahr 2022 wurden sowohl von der EU als auch den USA Sanktionen gegen ihn verhängt. Seine Vermögenswerte, darunter Luxusyachten und Privatjets, wurden in den sanktionierenden Ländern eingefroren. Berichten zufolge soll er jedoch versucht haben, diese Sanktionen zu umgehen: Im Juni 2022 tauchten in New York Gerichtsdokumente mit Aussagen eines FBI-Agenten auf. Demnach soll Abramowitsch Anfang Februar 2022 bestimmte Vermögenswerte auf seine Kinder übertragen haben.
Die New York Post berichtete darüber, dass ein in Zypern aufgelegter Trust-Fonds dabei eine Rolle spielte, der Briefkastenfirmen kontrolliert – diese sollen auf dem Papier einen Teil der Vermögenswerte besitzen. So sollen zwei Luxus-Jets im Wert von 400 Millionen Dollar vor dem Zugriff durch Sanktionen geschützt worden sein. Der Business-Insider berichtete damals, dass Superreiche oft Briefkastenfirmen in beliebten Steueroasen nutzen, um ihre Besitzstrukturen zu verschleiern. (Laernie mit Material von Reuters)