Konjunkturindizes steigen - Aufschwung in Deutschland? Noch ist keine Zeit für die rosarote Brille
Gibt es tatsächlich erste Anzeichen für einen Wirtschaftsaufschwung in Deutschland? Hoffnungen darauf speisten sich am Dienstag aus Zahlen des Ifo-Instituts. Es sieht erste Anzeichen dafür, dass sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft aufgehellt. Grund: Der Geschäftsklimaindex stieg im März um 1,4 Punkte auf 86,7 Punkte. Da es zuvor jedoch 85,3 Punkte waren, fällt der Anstieg recht klein aus.
Am Montag war bereits der Einkaufsmanager-Index, den die Ratingagentur Standard & Poor’s für Deutschland erhebt, auf 50,4 Punkte gestiegen und damit über die 50-Punkte-Marke, an der der positive Bereich beginnt. Dieser signalisiert normalerweise eine Expansion der Wirtschaft. Ökonomen waren allerdings bereits von einem Anstieg auf 50,7 Punkte ausgegangen, insofern enttäuschte die Zahl also leicht. Immerhin war es der dritte Anstieg in Folge – von einem niedrigen Niveau aus.
„Wirtschaft verteilt Vorschusslorbeeren für die Ausgabenpolitik “
Volkswirte trauen dem Braten daher noch nicht recht: „Die Wirtschaft verteilt Vorschusslorbeeren für die Ausgabenpolitik einer neuen Bundesregierung. Damit aus dieser Stimmungsaufhellung tatsächlich ein rosiges Bild für die deutsche Wirtschaft wird, müssen nun in den Koalitionsverhandlungen zügig durchgreifende Reformen für den Standort Deutschland vereinbart werden“, sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Ansonsten drohe „ein konjunkturelles Strohfeuer, in dem die vielen Milliarden verbrennen, die nun bereitgestellt werden“.
Unternehmen teilen die sehr große Zuversicht noch nicht
Robert Greil von der Privatbank Merck Finck erinnerte daran, dass kürzlich bereits die ZEW-Konjunkturerwartungen, die unter Finanzexperten erhoben werden, „einen bemerkenswerten Optimismus zutage gefördert“ hatten. Der ZEW-Index hatte einen regelrechten Sprung nach oben gemacht und war auf den höchsten Stand seit drei Jahren gestiegen. Diese Euphorie ist auch an den Börsen ablesbar, etwa an der Kursentwicklung des Dax seit Jahresanfang.
„Der Ifo-Index bestätigt nun, dass die Unternehmen selbst die sehr große Zuversicht der Finanzexperten noch nicht im gleichen Ausmaß teilen“, gibt Greil zu bedenken. Zwar hätten sich vor allem die Zukunftserwartungen der Unternehmen in Geschäftsklima-Umfrage aufgehellt. „Allerdings nicht in vergleichbarem Ausmaß wie der Konjunkturoptimismus der Finanzexperten.“
Schon am 2. April droht neues Ungemach
Die Nachrichtenagentur Bloomberg warnte nach der gestrigen Vorlage der Einkaufsmanagerindizes davor, „die rosarote Brille aufzusetzen“. Der Ausblick sei unsicher wie selten zuvor, schon kommende Woche drohe neues Ungemach, wenn Donald Trump am 2. April seine Zollpläne gegen die EU und andere konkretisieren wolle. „Genauso gilt nach wie vor, dass auch strukturelle Hindernisse wie verlorene internationale Wettbewerbsfähigkeit und der Fachkräftemangel die Unternehmen und Privathaushalte vorsichtig sein lassen.“
Die Augen richten sich nun auf die Politik und die noch laufenden Koalitionsverhandlungen. Erst wenn dort wirklich wirtschaftsfreundliche Signale gesendet und eine sichtbare Änderung der Rahmenbedingungen beschlossen werden, könnte aus dem zarten Pflänzchen Optimismus ein echter Aufschwung werden.