Aus zwei wurden 33 Dienstjahre: Landrat verabschiedet „Jungspund“ in den Ruhestand
„Vielleicht zwei Jahre“ wollte Dr. Josef Orthuber an der Kreisklinik Wolfratshausen bleiben. Jetzt, 33 Jahre später, ist der Chefarzt offiziell in den Ruhestand verabschiedet worden.
Wolfratshausen – Seine Facharztausbildung zum Anästhesisten war noch taufrisch, als Dr. Josef Orthuber 1991 in der Wolfratshauser Kreisklinik einen Arbeitsvertrag unterschrieb. „Vielleicht zwei Jahre“, sagte er kürzlich rückblickend in einem Interview mit unserer Zeitung, habe er ursprünglich an der Klinik bleiben wollen. Nach 33 Jahren trat der Geretsrieder heuer am 1. Januar wie berichtet seinen Ruhestand an. Sein Nachfolger als Chefarzt der Anästhesiologie ist Dr. Daniel Siegl. Landrat Josef Niedermaier, Vorsitzender des Klinik-Aufsichtsrats, sowie Geschäftsführer Ingo Kühn und der Ärztliche Direktor, Dr. Stefan Schmidbauer, stellten Siegl bei einem Pressetermin offiziell vor.
Klinik-Geschäftsführer: „Es fällt mir schwer, Sie ziehen zu lassen“
„Fakt ist“, so Kühn, dass Ort㈠huber quasi rund um die Uhr „verlässlich für die Kreisklinik da war“. Als Arzt und als Betriebsratsvorsitzender – er hatte dieses Amt 14 Jahre inne – habe Orthuber „prägende Fußspuren hinterlassen“. Er sei eine „herausragende Persönlichkeit“, es falle ihm, Kühn, „sehr schwer, Sie ziehen zu lassen“.
„Ein Jungspund geht“, stellte Aufsichtsratschef Niedermaier mit einem Augenzwinkern fest. Die Leistungen und das Engagement des 66-jährigen Mediziners seien „eindrucksvoll“ gewesen. Der Transformationsprozess, den die Kreisklinik bewältigen müsse, sei „eine Herkulesaufgabe, die vor uns liegt“, so Niedermaier im Beisein von Bürgermeister Klaus Heilinglechner, Kreis- und Stadträten sowie des Vorsitzenden des Vereins „Freunde der Kreisklinik“, Gerhard Hasreiter. Noch immer stehe nicht fest, welche Auswirkungen die Gesundheitsreform auf die Einrichtung am Moosbauerweg haben werde. „Daher zeichnet sich der richtige Weg“, den die Klinik-Verantwortlichen beschreiten müssten, „noch nicht ab“, sagte Niedermaier. „Doch Herausforderungen müssen erkannt und benannt werden“, er freue sich „auf alle Überlegungen und Diskussionen“.
Orthuber studierte zunächst Theologie
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Er könne zum Ex-Kollegen Orthuber in der Kürze der Zeit nicht all das sagen, „was geboten wäre zu sagen“, konstatierte der Ärztliche Direktor Schmidbauer, der seinen Arbeitsvertrag in Wolfratshausen vor 17 Jahren unterschrieben hatte. Orthuber habe sich „stets im Sinne der Institution, der Kolleginnen und Kollegen sowie der Patientinnen und Patienten eingesetzt“. Schmidbauer verriet, dass sein Berufskollege „über Umwege“ zu seiner Berufung gefunden hatte: „Anfangs hat er Theologie studiert.“ Auch davon habe das Krankenhaus profitiert – von einem „christlichen, gemeinsinnlichen und fürsorglichen Spirit“, für den Schmidbauer dem ehemaligen Chefarzt dankte.
Bei einem Marathon tut‘s manchmal weh. Trotzdem muss man weiterlaufen. Das gilt auch für die Kreisklinik.
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Er werde sich „nicht aufs Sofa setzen“, sagte der Neu-Ruheständler. Allerdings sei es ihm schon kurz nach dem 1. Januar gelungen, „das Chefarzt-Laufwerk abzuschalten“. Seine erste Erkenntnis: Sowohl seiner Ehefrau als auch seiner 13-jährigen Tochter „kann ich jetzt viel besser zuhören, wenn sie etwas erzählen“. Seinem Nachfolger wünschte er „die Unterstützung, die ich jahrzehntelang erfahren durfte“.
„Ich glaube an die Kreisklinik Wolfratshausen“, betonte Orthuber. Sie habe nicht nur „enormes Potenzial“, sondern „hier steht die Menschlichkeit im Vordergrund und nicht nur im Leitbild“. Der Geretsrieder nahm unter anderem am New-York-Marathon teil und wählte vor diesem Hintergrund den Vergleich: „Bei einem Marathon tut‘s manchmal weh. Trotzdem muss man weiterlaufen. Das gilt auch für die Kreisklinik.“
Siegl fährt in seiner Freizeit Notarzteinsätze
Sein Nachfolger Siegl, 47 Jahre alt und wohnhaft in Wolfratshausen, arbeitete 19 Jahre lang am Universitätsklinikum Großhadern, zuletzt als Bereichsleitender Oberarzt. Unter anderem war er für schwierige Narkosen während Lungentransplantationen verantwortlich. Wie zuvor Orthuber fährt Siegl seit vielen Jahren in seiner Freizeit Notarzteinsätze im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Auch der 47-Jährige sieht die Kreisklinik „gut aufgestellt“ – und weiß, dass die Einrichtung „durch unruhiges politisches Fahrwasser“ gesteuert werden muss.
Klinik-Geschäftsführer Kühn ist überzeugt: „Sie, lieber Herr Dr. Siegl, sind die richtige Wahl.“ cce