Aufpasser im Pumpenhaus: Ehrenamt sichert Wasserpreis in Neufahrn - seit inzwischen 90 Jahren
Der Arbeit der Ehrenamtlichen des Wasser- und Bodenverbands ist es zu verdanken, dass die Neufahrner zuverlässig mit Wasser versorgt sind. Und das seit inzwischen 90 Jahren. Ein Besuch im Pumpenhaus.
Egling - Egal ob‘s regnet, schneit oder die Sonne scheint: Im Schnitt jeden zweiten Tag macht sich Bruno Dierl auf zum Pumpenhaus in der Eglinger Waldstraße, um nach dem Rechten zu schauen. Der 80-Jährige ist Ehrenvorsitzender des Wasser- und Bodenverbands Neufahrn. Der Arbeit der Ehrenamtlichen ist es zu verdanken, dass die Neufahrner zuverlässig mit Wasser versorgt sind und einen verhältnismäßig günstigen Preis dafür bezahlen. Und das seit inzwischen 90 Jahren.
Neufahrn: Zu hohe Werte versetzen Bruno Dierl in Alarmstimmung
Im Pumpenhaus angekommen, wirft der Rentner als Erstes einen Blick auf den Wasserzähler rechts in der Ecke. „Ich überprüfe, ob die Werte der vergangenen Tage passen – oder ob es Ausreißer gibt.“ Die Zahlen trägt er akribisch in eine Tabelle ein. Normal ist laut ihm ein täglicher Verbrauch zwischen 120 und 130 Kubikmeter.
„Bei einem viel höheren Wert würden bei mir die Alarmglocken schrillen“, erzählt er und lacht. Das könnte etwa auf ein Leck hindeuten. Im schlimmsten Fall müsste das acht Kilometer lange Wassernetz untersucht werden, bis die undichte Stelle gefunden ist. Erlebt hat Dierl das bereits mehrmals. 40 Jahre engagierte er sich als Verbandsvorsitzender, 30 Jahre als Wasserwart.
Wasser- und Bodenverband Neufahrn: 150 Haushalte werden versorgt
Einst arbeitete Dierl in einer Arzneimittelfabrik als Hochdruckkesselwärter. „Da hatte ich schon mit Wasser zu tun“, so der Neufahrner. Das Thema fand er von Anfang an total interessant. „Außerdem ist es doch wichtig, dass wir unsere Eigenständigkeit beim Wasser bewahren.“ Gegründet wurde der Verband vor 90 Jahren, 1935. Davor gabs für die Neufahrner Wasser aus Ergertshausen. Im Laufe der Zeit stieg der Verbrauch in beiden Orten. Das Wasser reichte nicht mehr. Neufahrn klinkte sich aus.
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Heute werden etwa 150 Haushalte aus Neufahrn, Riedhof sowie Teile der Eglinger Waldstraße über das Pumpenhaus mit fließendem Nass versorgt. Ebenso behält der Verband im Auge, dass im Wasserschutzgebiet südlich von Neufahrn alles in Ordnung ist. „Zum Beispiel nichts in den Untergrund sickert“, erklärt Vorsitzender Josef Bichlmayr, der sich zu Dierl ins Pumpenhaus gesellt hat.
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Nach und nach wurde das Gebäude 2010 erneuert. Zeitweise gab es währenddessen nur eine anstatt zwei Pumpen. „Da war ich angespannt“, verrät Dierl und lacht. „Wenn die ausgefallen wäre, hätte ganz Neufahrn auf dem Trockenen gesessen.“ Inzwischen kann das nicht mehr so einfach passieren.
Wegfall des Verbands brächte „gigantische Folgen“ in Neufahrn mit sich
Seit drei Jahren gibt es einen Notverbund zwischen Egling, Neufahrn und Ergertshausen. Heißt: Im Notfall, etwa bei Pumpenausfällen, könnten die Neufahrner vorübergehend aus Egling oder Ergertshausen ihr Wasser beziehen.
Bichlmayr und Dierl sind sich sicher: Wenn es den Wasserverband nicht mehr gäbe, hätte das „gigantische Folgen“ für die Neufahrner. „Das würde ganz schön ins Geld gehen“, sagt Bichlmayr. In solch‘ einem Fall würde die Wasserversorgung über die Gemeinde Egling laufen – und der Wasserpreis dadurch steigen. Denn durch die Arbeit der Ehrenamtlichen fallen in Neufahrn Personalkosten weg. Aktuell liegt dort der Preis für den Kubikmeter bei 95 Cent. Zum Vergleich: Die Wolfratshauser kostet der 4,05 Euro, die Geretsrieder 3,20 Euro, die Eglinger 1,43 Euro.
Die Vorstandschaft setzt sich aus sieben Personen zusammen. Nachwuchsprobleme plagen den Verband bisher keine. „Aber irgendwann werden wir uns Gedanken machen müssen, wie wir die Versorgung langfristig für die Zukunft sichern“, weiß der 50-jährige Landwirt. „Auf das Wissen der Älteren können wir nicht verzichten. Gleichzeitig braucht es die Energie und Ideen von Jungen.“ Denn dem Wasser- und Bodenverband Neufahrn steht in mehrerer Hinsicht eine herausfordernde Zeit bevor.
Unter anderem hätten sich die Auflagen enorm verschärft, berichtet der Landwirt. Außerdem wird das Wasserschutzgebiet vergrößert. All das sei mit Kosten verknüpft. Doch davon lassen sich die zwei Männer im Pumpenhaus nicht entmutigen. Sie haben ihren heutigen Prüfdienst inzwischen beendet. In zwei Tagen wird Bruno Dierl wiederkommen. Egal ob‘s regnet, schneit oder die Sonne scheint. kof