Energiewende: Stadt Schongau will „als Vorbild vorangehen“

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Die Stadt prüft, ob man Dachflächen des Heiliggeist-Spitals mit einer PV-Anlage bestücken kann - im Sinne des Denkmalschutzes natürlich. © Hans-Helmut Herold

Die Energiekrise schmerzt weiterhin in den Geldbeuteln, doch sie bewegt zum Umdenken – auch bei der Stadt Schongau. Der Energienutzungsplan gibt Empfehlungen.

Schongau - 144 Seiten stark ist der Energienutzungsplan, der für Schongau ausgearbeitet wurde. Ab sofort steht die Finalversion für die Bürger auf der Homepage der Stadt zum Download bereit. Ein Blick hinein lohnt sich: Das Kompetenzzentrum Energie EKO der Energiewende Oberland hat viele Daten zusammengetragen, ausgewertet und mit allen vorliegenden Informationen verknüpft. Der Zwischenbericht war bereits einmal im Stadtrat vorgestellt worden. Schongaus Klimamanagerin Julia Kurnoth, Stadtbaumeister Sebastian Dietrich und Florian Hiemer als technischer Leiter der Stadtwerke, beantworteten Fragen der Schongauer Nachrichten. Auch EWO-Energiemanager Andreas Scharli saß mit in der Runde. Er sieht das Thema als Außenstehender manchmal etwas differenzierter.

Vor allem die kommunalen Liegenschaften wolle man nun in den Blick nehmen, sind sich die Mitarbeiter der Stadt einig. „Da sehen wir uns auch ein bisschen in der Vorreiterrolle“, betont die Klimamanagerin, man wolle zeigen: Die Stadt kümmert sich. Der Fokus habe dabei auf den PV-Anlagen gelegen. Die hochgerechneten Kosten von 960 000 Euro könnten sich in einer Zeit zwischen fünf und zwölf Jahren amortisieren. Das größte Ausbau-Potential gebe es bei den Dach-PV-Anlagen.

PV-Anlage für Heiliggeist-Spital

Das ergibt auch ein Blick auf die Maßnahmeempfehlungen für Schongau, die Umsetzung soll ebenfalls nicht auf die lange Bank geschoben werden. Sogar in der Altstadt, wie Dietrich betont. Mit der Solaranlagensatzung, die einen Kompromiss auch für Gebäude im Ensembleschutz vorsieht, könne die Heiliggeist-Spitalstiftung „mit gutem Vorbild vorangehen“ und nicht einsehbare Dachbereiche mit einer Solaranlage ausstatten, spezielle im Denkmalbereich zugelassene Solardachziegel seien denkbar. Ein Termin mit Christian Osterried stand bei Dietrich bereits im Terminkalender, der Leiter des Heiliggeist-Spitals habe sich der Thematik gegenüber sehr offen gezeigt, weiß Kurnoth.

„Zur Wahrheit gehört aber dazu, dass auch Investitionskosten zu tätigen sind, und die sind in diesem Fall etwas höher“, ergänzt Kurnoth. Gerade in diesem Gebäude an der Karmeliterstraße seien jedoch die Einsparungspotentiale enorm, betont Scharli. Die Nebenkosten seien zuletzt enorm gestiegen. So müsse etwa der oberste Flur im Sommer gekühlt werden, damit der Bereich bewohnbar bleibt, die Kosten für die Fernwärme sind bekanntlich sprunghaft angestiegen. Auch an der Erneuerung der Innenbeleuchtung arbeite man – „es gibt noch Lücken, aber wir sind schon recht weit“, so Dietrich.

„Beleuchtungen sind große Fische“

„Und die Beleuchtungen, das sind große Fische“, nennt Scharli auch das Eisstadion als gutes Beispiel. Das Gebäude an der Lechuferstraße wird nun den ganzen Sommer über saniert (wir berichteten). Auch dort könne man eine PV-Anlage umsetzen. „Wir versuchen das zu realisieren, das Dach soll so viel Tragkraft wie möglich bekommen“, so Dietrich. Er verweist darauf, dass auf verschiedenen kommunalen Gebäuden bereits PV-Anlagen installiert seien, darunter auf den Dächern der Dreifachturnhalle, des Feuerwehrhauses oder dem Plantsch. Kindergärten, Schulen und Rathäuser sollten dabei versuchen, mit Anlagen ohne Energiespeicher auszukommen, rät Scharli. „Reine PV-Anlagen sind hochwirtschaftlich.“

Was man bei der Stadt Schongau ebenfalls bald angehen möchte, ist ein kommunales Energiemonitoring (KEM). Die Software sei bereits angeschafft, man warte nur noch auf einen Termin für die Schulungen. Während für den Energienutzungsplan rückwärtsgewandt Daten ausgewertet wurden, gehe es beim KEM um die Aufzeichnung und Messung aktueller Energiedaten mit anschließender Analyse. „Das ist ein Blick in die Zukunft“, so Hiemer. In der Kläranlage ist dies bereits großes Thema, wie sich auch kürzlich bei einem Tag der offenen Tür im Rahmen des Klimafrühlings zeigte.

Verbesserungsmöglichkeiten für Kläranlage

Auch für die Kläranlage gebe es aber weitere Verbesserungsmöglichkeiten. So wolle man gerne die Pump- und Abwasserstationen der Wasserversorgung mit PV-Modulen ausstatten oder eine Freiflächenanlage im Umfeld bauen. Angenommen wird eine vergleichsweise kleine Investition von geschätzten rund 23 000 Euro, die sich binnen von vier bis sieben Jahren amortisieren werde. Zuletzt verbrauchten diese Pumpstationen im Jahr rund 49 000 Kilowattstunden.

Die Energiekrise habe vieles angeschoben, ist Scharli überzeugt. Die Frage etwa, was bei einem Blackout passiere und wie man die dieselbetriebenen Notstromaggregate langfristig und unabhängig sichern könne, habe vorher niemanden interessiert, erinnert der Energiemanager. Bei den mobilen Notstromaggregaten sei man aber gut aufgestellt, ist sich Hiemer sicher.

Der Energienutzungsplan...

...der Stadt Schongau ist abrufbar auf der Internetseite der Stadt Schongau unter dem Reiter „Mein Schongau“ und dem Unterpunkt „Wohnen und Bauen“ oder direkt unter der Adresse www.schongau.de/klimaschutz.de.

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