Assads Gräueltaten liegen unter der Erde: Massengräber in Syrien gefunden

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In Syrien wurden über das ganze Land verteilt Massengräber gefunden – Spuren des gestürzten Assad-Regimes. Ein Teil der Aufklärungsarbeit, die die Übergangsregierung verspricht.

Damaskus – Das Terrorregime der Assad-Familie hinterlässt grausame Spuren in Syrien. Nach dem Sturz des Machthabers Baschar al-Assad durch islamistische Rebellengruppen und dessen Flucht nach Russland suchen Menschen nach ihren vermissten, in vielen Fällen toten, Verwandten. Die zahlreichen Foltergefängnisse des syrischen Geheimdienstes werden nach Hinweisen durchsucht, in Krankenhäusern wird versucht, Leichen zu identifizieren – Leichen von Assad-Kritikern und Aktivisten. Ein besonders grausamer Fund zeigt aktuell, dass viele Tote wohl gar nicht erst in Leichenhallen ankamen.

Nachdem die Assad-Herrschaft nach über 50 Jahren ein Ende genommen hat, übernimmt Abu Mohammed al-Dscholani, bisher Regierungschef der nordwestlichen Provinz Idlib, die Führung einer Übergangsregierung. Er ist Anführer der islamistischen Rebellengruppe „Haiat Tahrir al-Scham“ (HTS), die als treibende Kraft der Großoffensive gegen das Regime gilt. Die systematischen Menschenrechtsverletzungen der vergangenen Jahrzehnte sollen nun aufgearbeitet werden.

Massengräber in Syrien nach Assad-Sturz gefunden: Überreste weisen Folterspuren auf

Seit dem Regierungswechsel werden in ganz Syrien Massengräber gefunden. In der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus wurde ein Grab entdeckt, das sterbliche Überreste von rund 100.000 Menschen enthalten könnte, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira. Die Stätte in al-Qutayfah, 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt, ist offenbar allerdings nur eines von mehreren Massengräbern, die im ganzen Land entdeckt wurden.

Laut Bericht von Al-Dschasira wurden zwölf Massengräber im Süden Syrien gefunden. Eines davon enthielt 22 Leichen, darunter Frauen und Kinder, deren Überreste Anzeichen von Folter und Hinrichtung aufweisen sollen. Ugur Umit Ungor, Professor für Völkermordforschung an der Universität Amsterdam, sagte dem arabischen Sender, die Entdeckung des „zentralisierten Massengrabs“ in al-Qutayfah sei „ein Spiegelbild der Tötungsmaschinerie des Assad-Regimes“.

Ein Massengrab, das in der Nähe von Damaskus gefunden wurde, ist nur eines von vielen, in denen das Assad-Regime sich politischen Gegnern entledigt haben soll.
imago786207729.jpg © IMAGO/DIA Images/ABACA

Chef der syrischen Übergangsregierung al-Dscholani verspricht juristische Aufklärung

Das wahre Ausmaß der Massengräber sei jedoch nur in den Archiven des Assad-Regimes zu finden, sagt der Wissenschaftler. Deshalb sei es wichtig, dass diese nicht geplündert werden, sagte er dem Sender. Diese Sorge ist nicht unbegründet, immerhin sind nach dem Regierungssturz und der Flucht Assads nach Russland der Regierungspalast und einige regierungseigenen Einrichtungen geplündert worden.

Al-Dscholani erklärte gegenüber Al-Dschasira, dass diejenigen, die Verbrechen gegen das syrische Volk begangen oder al-Assad aktiv dabei geholfen hätten, vor Gericht gestellt würden. „Wir werden nicht aufgeben, um die Gerechtigkeit zu erreichen, die unser Volk erwartet. Wir werden nicht zulassen, dass die Gräueltaten, die an unserem Volk begangen wurden, in Vergessenheit geraten“, sagte der neue Regierungschef dem Sender. Das Regime hat angekündigt, eine Rechtsreform vorzubereiten. Er forderte die Vereinten Nationen und andere internationale Institutionen auf, bei der Dokumentation der vom Regime begangenen Verbrechen zu helfen. Nachdem sich zu Beginn der Woche ein UN-Beauftragter mit al-Dscholani in Damaskus getroffen hat, nimmt nun auch die deutsche Regierung Kontakt mit den Rebellenführern auf. (smk)

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