Landrätin im Jahresgespräch: Optimistisch trotz „engem Spargürtel“
Viele Aufgaben, wenig Geld: So lässt sich das neue Jahr für den Landkreis Weilheim-Schongau zusammenfassen. Landrätin Andrea Jochner-Weiß zog gestern Bilanz über 2024 und gab einen Ausblick auf die Vorhaben 2025.
„Auch wenn an allen Ecken und Enden der Spargürtel kneift, bin ich zuversichtlich, dass wir einem hoffentlich guten Jahr entgegensehen“, so Landrätin Andrea Jochner-Weiß, bevor sie auf die wichtigsten Themen der Landkreispolitik einging.
Insgesamt 17 Busse mit Geflüchteten aus der Ukraine und Asylbewerbern kamen 2024 im Landkreis Weilheim-Schongau an. Insgesamt wurden 964 Menschen im Landkreis untergebracht. Damit stieg die Zahl der Asylbewerber im Landkreis auf 3706, dazu kommen noch einmal 2020 Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine. Jochner-Weiß rechnet damit, dass heuer wieder rund 1000 Menschen im Landkreis ankommen und untergebracht werden müssen.
Deswegen werde die Zahl der Asylunterkünfte von derzeit 207 heuer deutlich steigen müssen. In diesem und dem nächsten Jahr sollen Unterkünfte in Antdorf, Bernbeuren, Burggen, Böbing, Habach, Hohenfurch, Hohenpeißenberg, Huglfing, Eglfing, Ingenried, Oberhausen, Obersöchering, Peißenberg, Peiting, Penzberg, Polling, Raisting, Schongau, Schwabsoien, Seeshaupt, Sindelsdorf, Weilheim, Wessobrunn und Wildsteig eingerichtet werden.
„Wir sind auf einem guten Weg“, meinte Landrätin Andrea Jochner-Weiß zur aktuellen Entwicklung der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH. Am Standort Schongau sei das MVZ etabliert worden, immer mehr Fachärzte würden ihre Praxen in das ehemalige Krankenhaus verlegen. „Die Investitionen, die wir am Standort Schongau getätigt haben, zahlen sie peu a peu aus, es ist aber noch lange kein Selbstläufer“, räumte sie ein. Ganz anders sehe die Lage am Weilheimer Krankenhaus aus. Das sei „immer proppevoll, da ist das Problem, dass uns die räumlichen Möglichkeiten fehlen“, so Jochner-Weiß.
Im vergangenen Jahr sei es „zum ersten Mal, seit ich im Kreistag sitze“ der Fall gewesen, dass bereits im November des Vorjahres der Haushalt für das kommende Jahr beschlossen wurde, so die Landrätin. Das solle, wenn es nach ihr gehe, künftig immer so gehandhabt werden, damit man mit einer geregelten Finanzplanung ins neue Jahr gehen könne. Bislang hatte der Kreistag den Haushalt des laufenden Jahres in der Regel erst in der März-Sitzung beschlossen.
Finanziell gesehen seien keine großen Sprünge zu erwarten, stellte Jochner-Weiß klar. Die Generalsanierung der FOS/BOS in Weilheim biege auf die Zielgerade ein, eine offizielle Einweihungsfeier sei für Mai geplant. Ansonsten werde nur noch fertiggestellt, was bereits begonnen wurde – etwa der Neubau einer Zweifachhalle am Weilheimer Gymnasium. Nach einer frostbedingten Baupause in der vergangenen Woche sollen in dieser Woche die Betonierungsarbeiten starten.
Ansonsten will man die drei drängendsten Vorhaben der nächsten Jahre – die Umgestaltung der Förderschule Altenstadt, die Erweiterung der Realschule Peißenberg und die Planung eines Schulzentrums in Penzberg – zumindest planerisch vorantreiben. Ob danach auch die Mittel für die Umsetzung bereitstehen, ist unklar.
Derzeit arbeiten im Landratsamt – ohne Auszubildende und Ehrenamtliche – 649 Bedienstete: 220 Männer und 429 Frauen, wie Landrätin Andrea Jochner-Weiß im Rahmen der Pressekonferenz berichtete. 476 arbeiten in Weilheim, 124 in Schongau, 49 in Außenstellen wie dem Jobcenter, dem Hallenbad, Straßenmeistereien oder als Schulhausmeister. Worüber in DAX-Konzernen noch erbittert gestritten wird, das ist im Landratsamt bereits gelebte Realität: Drei Abteilungen werden von Frauen geleitet, drei von Männern. „Und unsere Abteilungsleiterinnen sind wirklich taffe Powerfrauen“, so Landrätin Andrea Jochner-Weiß, die im übrigens selbst eine Abteilung leitet.
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Das Landratsamt habe zunehmend Probleme, Personal zu finden, erklärte sie. Man setze deshalb auf Quereinsteiger, die mit großem Engagement die nötigen Qualifikationen nachholen, und darauf, den Nachwuchs selbst auszubilden. Aktuell gebe es 38 Nachwuchskräfte im Haus.
Damit sich das Personal auf die Aufgaben konzentrieren kann, die wichtig sind – dazu gehört vor allem auch der direkte Kontakt zum Bürger, wie Geschäftsleiter Georg Leis ergänzte –, wird im Landratsamt zunehmend Künstliche Intelligenz eingesetzt. Nicht nur bei der Formulierung von Texten hilft die KI, sie erledigt auch nachts die Ablage, durchforstet die Korrespondenz und leitet sie automatisch dem zuständigen Mitarbeiter zu.
Ein hochumstrittenes Thema im vergangenen Jahr war die Verlagerung der Integrierten Leitstelle von Weilheim nach Fürstenfeldbruck, die ausgesetzt wurde, bis ein entsprechendes Gutachten vorliegt. Wie Landrätin Andrea Jochner-Weiß gestern mitteilte, wurde der Experte Christof Constantin Chwojka mittlerweile damit beauftragt, das Gutachten zu erstellen. Der Österreicher habe bereits die Bundesregierung beraten, berichtete sie.
Ein Treffen mit den Mitarbeitern der ILS Weilheim habe schon stattgefunden, alle Blaulichtorganisationen sollen gehört werden und ihre Meinung in das Gutachten einfließen. Dieses soll bis zum Mai fertiggestellt sein und anschließend im Zweckverband der betroffenen Landkreise als Beschlussgrundlage verwendet werden.