Heftige Unwetter, inklusive Hagel, gehören inzwischen fest zum Sommer in Bayern mit dazu. Für PV-Anlagen bleibt das nicht ohne Folgen. Welche genau, das weiß Solar-Experte Eduard Schindler.
Schwere Gewitter mit Hagel gehören inzwischen fest zum Sommer in Oberbayern dazu. Das bleibt für die großen PV-Parks nicht ohne Folgen. Welche genau, das weiß Eduard Schindler. Der Dietramszeller ist Projektleiter der Firma Vispiron für den neuen Energiepark Egling und seit 20 Jahren in der Solarbranche tätig. Im Gespräch mit Redakteurin Franziska Konrad erklärt der 39-Jährige, wie Solarparks gegen Unwetterschäden geschützt werden, und wie sich Eigenheimbesitzer wappnen können.
Herr Schindler, vor wenigen Tagen gingen im Energiepark Egling um die 13 000 Solarmodule an den Start. Gleichzeitig wurden für diese Zeit immer wieder schwere Gewitter – teils mit Hagel – angekündigt. Hatten Sie Angst, dass die Gäste bei der Einweihung vor einem Scherbenhaufen stehen?
(lacht) Nein, diese Angst verfolgte mich tatsächlich nicht. Fakt ist aber: Starkwetterereignisse wie Hagel begleiten uns in der PV-Branche in Oberbayern immer wieder.
Inwiefern stellen die Eiskörner eine Gefahr – gerade für größere Anlagen – dar?
Definitiv ist das eine Gefahr. Es ist klar, dass wir einen Klimawandel haben. Man spürt in unserer Branche schon eine deutliche Veränderung, gerade in den letzten Jahren. Mit unseren Versicherungen sind wir zum Thema Unwetterereignisse regelmäßig in Kontakt. Von ihnen wissen wir, dass Hagelschäden weit über 50 Prozent der Schadenssummen ausmachen. Im Vergleich zu anderen Schäden tritt Hagel zwar eher seltener auf. Aber falls er kommt, sind die Schäden meist massiv – und sehr, sehr teuer.
Im Vergleich zu anderen Schäden tritt Hagel zwar eher seltener auf. Aber falls er kommt, sind die Schäden meist massiv - und sehr, sehr teuer.
Wie sind die Solarpaneelen in Egling geschützt?
Im Energiepark Egling setzen wir spezielle bifaziale Module ein. Ihr großer Vorteil sind die Glaselemente auf der Vorder- und Rückseite. Das gehärtete Doppelglas sorgt für eine größere Widerstandsfähigkeit als bei herkömmlichen Paneelen. Bei Hagelkörnern der Größe von bis zu 50 Millimetern würde ich behaupten, dass die Schäden sehr gering ausfallen würden.
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Stichwort Widerstandsfähigkeit: 2023 entlud sich über Benediktbeuern eine Superzelle. Hatte das Auswirkungen auf Ihre Projekte?
Zum Teil ist der Hagelsturm an unseren Anlagen entlanggeschrammt. Bei Anlagen in der Nähe von Penzberg gab es drei beschädigte Module. Das leite ich in solch einem Fall aber nicht an die Versicherung weiter. So etwas lösen wir intern. Da ist jeder andere Aufwand zu groß.
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Also ist eine Versicherung von Solaranlagen bezahlbar?
In den vergangenen Jahren sind die Policen zwar gestiegen, aber alle unsere Anlagen sind versichert. Wir haben sozusagen ein großes Schutzpaket um unsere Projekte gespannt, Unwetterereignisse inbegriffen. Natürlich gibt es immer einen Selbstbehalt, das kann sich der Laie ähnlich vorstellen wie bei der Autoversicherung.
Was passiert mit den zerstörten Modulen? Werden die repariert?
Prinzipiell kann man zerstörte Module reparieren. Für uns im professionellen Bereich stellt sich hier aber die Frage der Wirtschaftlichkeit. Oft ist das nicht der Fall – und die Module werden ersetzt. Der Energiepark Egling besteht aus tausenden Paneelen. Deshalb bestellen wir immer ein paar Module mehr. So haben wir Reserven und können zur Not welche austauschen.
Welche Möglichkeiten gibt es noch, um PV-Anlagen zu schützen?
Hagelnetze zum Beispiel, spezielle Gitter oder Noppenmatten. Mit diesen Punkten beschäftigen wir uns aber kaum. Bei Projekten in Dimensionen wie dem Energiepark könnten wir das gar umsetzten, so viele Hagelschutznetze zu installieren.
Und wie schaut‘s für Eigenheimbesitzer mit Solaranlagen aus?
Die können einen Schutz etwa durch ein Hagelnetz durchaus abwägen. Allerdings müsste man sich gut überlegen, wann und wie man die Netze kurz vor dem Gewitter anbringt, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Denn die Netze reduzieren die Leistung deutlich. Mein Tipp: ein Beratungsgespräch mit dem Elektriker seines Vertrauens.
Letztendlich sind das alles Lerneffekte aus den letzten 20 bis 30 Jahren, die hier eingeflossen sind.
Gibt es Module, die total widerstandsfähig gegen Unwetter sind?
Komplett widerstandsfähig nicht. Aber es gibt sogenannte flexible Module, mit teilweise selbstheilenden Beschichtungen, die sind noch einmal widerstandsfähiger. Aber erstens kosten sie sehr viel. Zweitens bringen sie weniger Leistung.
Vorhin haben Sie von weiteren Gefahren für PV-Anlagen gesprochen. Woran dachten Sie in diesem Zusammenhang?
Manchmal werden große Schneelasten auf Solarpaneelen unterschätzt. Außerdem gibt es Blitzeinschläge – und selten gerät eine Anlage in Brand. Auch hier haben wir in Egling präventive Maßnahmen getroffen: Schafe halten zum Beispiel das Gras niedrig. Letztendlich sind das alles Lerneffekte aus den letzten 20 bis 30 Jahren, die hier eingeflossen sind. In Egling sind wir jetzt auf jeden Fall gewappnet. kof