XXL-Solarpark fast fertig: Letzte Arbeiten laufen - Kombination der Anlage besonders
Fleißig gearbeitet wird derzeit noch auf einem sechs Hektar großen Gelände nahe Neufahrn. Dort entsteht eine PV-Anlage, der Energiepark Egling. Ein Baustellenrundgang.
Egling – Dumpfe Bagger- und Bohrgeräusche tönen über das Gelände nördlich der Staatsstraße 2070 in Richtung Wolfratshausen nahe dem Eglinger Ortsteil Neufahrn. Vereinzelte Bauarbeiter huschen auf dem sechs Hektar großen Areal hin und her. Hier entsteht der Energiepark Egling. Investor ist das Münchner Unternehmen Vispiron. Das Photovoltaik-Projekt – inklusive Solartankstellen – befindet sich in den Endzügen. Mehrere Studenten erhalten am Nachmittag eine Führung über die Baustelle. Unsere Zeitung schloss sich dem Rundgang an.
Energiepark Egling: Solar-Projekt befindet sich in Endzügen - Rundgang über Baustelle
Zufrieden stapft Projektleiter Eduard Schindler über das Gelände. „An sich ist alles fertig“, sagt der 39-Jährige. Lediglich ein paar letzte Anschlussarbeiten stehen an. Ursprünglich sollte die Photovoltaik-Anlage (PV) bereits 2023 eröffnen. „Seit Corona kämpfen wir aber mit enormen Lieferschwierigkeiten“, erklärt der Dietramszeller die Verzögerungen. Er hofft, dass sie im April „endlich“ in Betrieb gehen kann.

Noch lassen die angekündigten Studenten aus mehreren oberbayerischen Hochschulen auf sich warten. Schindler nutzt die Zeit, um prüfend an den 80 Zentimeter bis 3,50 Meter hohen Solarmodulen entlangzulaufen. Besonders daran: Es handelt sich um sogenannte „bifaziale Module“.
Diese können gleichzeitig das direkte Sonnenlicht auf der Vorderseite sowie das gestreute Licht auf der Rückseite zur Energieerzeugung nutzen. „Durch die Helligkeit im Schnee hat das einen Wahnsinnseffekt“, schwärmt der Projektleiter. In der Region hat Vispiron bereits mehrere PV-Parks umgesetzt. Etwa in Penzberg, Uffing und Icking, zählt Schindler auf.
PV-Anlage in Egling: In etwa fünf Wochen ziehen 50 Schafe auf das Gelände
Ein kleiner Shuttle-Bus fährt auf den Parkplatz vor der Anlage. Die 19 Studenten sind da. Eine Mitarbeiterin führt die jungen Leute über das Gelände. „Achtet auf die Kabel!“, ruft sie ihnen zu. Die angehenden Akademiker folgen ihr vorsichtig über den buckligen, lehmigen Boden. Er soll zeitnah geebnet und eingegrünt werden, erklärt Projektleiter Stefan Fußeder, der sich inzwischen zu dem Trupp gesellt hat. Stichwort dazugesellen: In etwa fünf Wochen ziehen circa 50 Schafe auf das Gelände. „Die Tiere nehmen uns das Mähen ab“, erklärt der 40-Jährige und grinst.
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Schindler steht mit den Gästen derweil vor einem geöffneten großen Kasten. Es handelt sich um einen sogenannten Transformator (Trafo). Sein Innenleben wirkt wie ein heimischer Stromkasten im XXL-Format. In diesem Fall ist es ein elektrisches Bauteil, das zur Spannungsumwandlung dient.
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Im Energiepark Egling sollen die insgesamt fünf Trafos die entstehende Niedrigspannung in Mittelspannung umwandeln. „Die brauchen wir, um den Strom einspeisen zu können“, erklärt der Dietramszeller Projektleiter. Zu jeder Trafostation gehört ein Speicherblock.

Der 39-Jährige deutet erneut auf den Kasten. „Diese große Station hier wiegt 18 Tonnen. Um das zu wuchten, war ein 160-Tonnenkran nötig“, sagt Schindler in die Runde seiner aufmerksamen Zuhörer. „Damit ihr einmal ein Gespür dafür bekommt, in welchen Dimensionen wir hier arbeiten.“
Der hintere Bereich des Areals besteht aus 13 000 bis 14 000 Solarmodulen. Im vorderen Teil soll – neben Speichern und Trafos – ein Parkplatz mit sechs Ladesäulen entstehen. Etwas abseits von der Besuchergruppe steht Marketingchefin Joya Joswig. „Gestern wurde die erste Ladesäule geliefert“, erzählt sie stolz. „Ein besonderer Moment, auf den wir alle hingefiebert haben.“ Der Rest soll bald folgen. Zehn Stellflächen mit sechs Ladestationen, um E-Fahrzeuge aufzuladen, sind geplant.
Großer Solarpark entsteht bei Egling: „Eines der modernsten Projekte in ganz Deutschland“
Beim Spatenstich vergangenen September schwärmte Fußeder bereits von einem der „modernsten Projekte in ganz Deutschland“. „Diese Kombi aus Photovoltaik, Energiespeicher und Lade-Infrastuktur ist sehr innovativ“, erklärt er nun. „Dadurch können wir einen Teil des Solarstroms selbst für die Ladesäulen nutzen.“
Diese Kombi aus Photovoltaik, Energiespeicher und Lade-Infrastruktur ist sehr innovativ. Dadurch können wir einen Teil des Solarstroms selbst für die Ladesäulen nutzen.
Abgesehen davon entsteht durch die Speicher die Möglichkeit, die Energie verzögert ins Netz abzugeben. „So bleibt Strom übrig für Ladesäulen, etwa nachts oder an Tagen ohne Sonne.“ Die Jahresenergieerzeugung der PV-Freiflächenanlage entspricht dem Verbrauch von 1917 Haushalten oder etwa 44,7 Millionen Kilometer Fahrten mit Elektroautos.
An dem Projekt beteiligen konnten sich Eglinger wie berichtet in Form eines Nachrangdarlehens. „Bei den Bürgern kam das gut an“, freut sich Fußeder. Seit über drei Jahren steht er mit der Gemeinde Egling inzwischen in Kontakt. Der 40-Jährige lässt einen Blick über das Gelände schweifen. Erste Studenten machen sich auf den Heimweg. „Langsam aber sicher ist es jetzt wirklich an der Zeit für eine Einweihung.“ kof
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