Stihl-Beiratschef schießt gegen Kanzler Scholz und setzt Hoffnung in neue Regierung

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Der Beiratschef des Traditionsunternehmens Stihl macht sich Sorgen um den Standort Deutschland. Von Scholz zeigt er sich enttäuscht und setzt Hoffnungen in die neue Regierung.

Waiblingen - Das Traditionsunternehmen Stihl hatte Ende 2024 angekündigt, am Stammsitz in Waiblingen (Baden-Württemberg) Stellen abbauen zu müssen. Das soll nicht durch Kündigungen, sondern durch Alterszeitregelungen erfolgen; die Maßnahme zeigt dennoch erneut, wie stark auch die deutschen Weltmarktführer im eigenen Land zu kämpfen haben. Nikolas Stihl, Beiratschef der Stihl Holding und Aufsichtsratschef der Stihl AG, machte in einem Interview dafür unter anderem die überbordende Bürokratie in Deutschland und ganz Europa verantwortlich und schoss mit deutlichen Worten gegen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Die derzeitige Wirtschaftskrise ist eines der Kernthemen im Wahlkampf für die Bundestagswahl am 23. Februar, doch laut Nikolas Stihl hat die Politik bislang vor allem die Augen vor den Problemen verschlossen. „Die Deindustrialisierung droht nicht mehr, sie ist in vollem Gange“, sagte er im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen. „Industrie-Arbeitsplätze, die verloren gehen, kommen nicht mehr zurück.“ Die SPD und die Grünen würden das aber nicht wahrhaben wollen und Scholz flüchte sich in Ausreden.

Nikolas Stihl schießt gegen Bundeskanzler Scholz – „hat nichts Besseres zu tun“

Nikolas Stihl hatte bereits in der Vergangenheit die Bedingungen in Deutschland kritisiert und erklärt, dass die Schweiz inzwischen für Unternehmen günstiger sei. Das Familienunternehmen investiert zwar dennoch weiterhin stark auf dem heimischen Markt, die Bürokratie ist laut dem Unternehmer aber für ganz Europa eine Wachstumsbremse. „Und Kanzler Scholz hat nichts Besseres zu tun, als Wirtschaftsvertreter, die auf diese in der Wissenschaft unstrittigen Probleme hinweisen, damit abzutun, der Gruß des Kaufmanns sei die Klage“, sagte er. Das alte Sprichwort „der Gruß des Kaufmanns ist die Klage“ bedeutet ungefähr, dass die Wirtschaft auf einem hohen Niveau jammert.

Name Stihl Holding AG & Co. KG
Gründung 1926
Sitz Waiblingen, Baden-Württemberg
Leitung Michael Traub (CEO), Nikolas Stihl (Aufsichtsratsvorsitzender)
Branche Maschinenbau
Mitarbeiter 20.552 (2022)
Umsatz 5,5 Milliarden Euro (2022)

Angesichts von drastischen Sparmaßnahmen bei den größten Arbeitgebern des Landes, wie beispielsweise beim VW-Konzern, bei der BASF oder bei Siemens, kann davon aber nicht die Rede sein. Dass sich die Unternehmen vom Kanzler beleidigt fühlen, sei von ihm auch so gedacht gewesen. „Er erweckt ja den Eindruck, nicht nur alles zu wissen, sondern es auch noch besser zu wissen“, sagte Stihl in dem Interview über den noch amtierenden Regierungschef. Er sei deshalb froh, dass es die Ampel-Koalition nicht bis zum Ende der Legislaturperiode geschafft habe.

Stihl-Beiratschef traut CDU-Kanzlerkandidat Wende zu – „Herr Merz versteht etwas von Wirtschaft“

In Bezug auf einen dringenden Abbau der Bürokratie und eine generelle Verbesserung der Bedingungen für Unternehmen in Deutschland setzt der Betriebsratschef des Traditionsunternehmens auf eine neue Regierung und stellt dieser bereits ein Ultimatum. Sollten sich die Bedingungen bis 2030 nicht gebessert haben, überlegt Stihl, das ursprünglich für Ludwigsburg geplante Werk doch im Ausland anzusiedeln. Stihl hatte die Neubaupläne in der Barockstadt vor rund einem Jahr auf Eis gelegt und bereits damals eine potenzielle Ansiedlung in der Schweiz genannt.

Nikolas Stihl, der Vorsitzende des Beirats des Motorsägen- und Gartengeräteherstellers Stihl, aufgenommen in der Firmenzentrale in Waiblingen.
Stihl-Beiratschef Nikolas Stihl stellt der neuen Bundesregierung bereits ein Ultimatum, traut dem CDU-Kanzlerkandidaten Merz aber eine Wende zu. © Bernd Weißbrod/dpa

Dass Nikolas Stihl Hoffnungen in eine neue Bundesregierung setzt, liegt wohl auch an CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, dem der Unternehmen durchaus eine Wende zutraut. „Ich kann aus eigener Anschauung sagen, dass Herr Merz etwas von Wirtschaft versteht, weil ich ihn persönlich kennenlernen durfte“, erklärte er. „Ich hoffe, dass er auch die nötige Durchsetzungskraft mitbringt, seine Ideen gegenüber dem Koalitionspartner durchzusetzen.“ Wer dieser Koalitionspartner sein wird, muss sich noch zeigen. Aktuell differenziert sich die Union wieder von der AfD, die Grünen und die SPD sind davon aber nicht überzeugt.

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