Putins China-Strategie geht nach hinten los – Russlands Wirtschaft verliert chinesische Milliarden
Wegen westlicher Sanktionen hatte Russland sich verstärkt China zugewandt. Doch jetzt gibt es Probleme mit den Banken. Wirken die Sanktionen?
Moskau – Mehr als ein Dutzend Sanktionspakete der westlichen Ukraine-Verbündeten sollten Russlands Wirtschaft schwächen. Nachdem Russland selbst zu Jahresbeginn erstaunlich starke Wirtschaftszahlen vorgelegt hatte, glaubten westliche Analysten, Russland habe sich besser vorbereitet als erwartet. Dann aber fingen die USA damit an, Sekundärsanktionen aufzulegen. Und jetzt kriselt es in der chinesisch-russischen Beziehung.
Rettungsleine für Russlands Wirtschaft – China als wichtigster Handelspartner
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wendet sich Russland zunehmend China zu, was den Handel angeht. China hatte sich in mehreren Bereichen als wahre Rettungsleine für Russlands Wirtschaft herausgestellt, etwa bei den Dual-Use-Gütern oder was den Import von russischem Öl anging. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern wuchs allein 2023 um 26 Prozent. Einer der wichtigsten Gründe dafür ist, dass China die westlichen Sanktionen lange Zeit nicht mitgetragen hatte.
Im Laufe des Jahres 2024 aber setzte ein Umdenken ein. Die westlichen Länder hatten zunehmend Sekundärsanktionen eingesetzt, die auf die Bestrafung von Ländern, die Russland helfen, zugeschnitten sind. Immer mehr chinesische Banken hatten sich von Russland abgewandt und verweigern gar die Transaktionen, was Moskau jetzt dazu zwang, die Gebühren auf Yuan-Transfers zu erhöhen. Das berichtete Newsweek unter Berufung auf russische Medien.

Konkret sollen 98 Prozent der chinesischen Banken jetzt Yuan-Transaktionen zwischen Russland und China verweigern. Der Gedankengang dahinter: Sie wollen nicht ins Kreuzfeuer der Sanktionen geraten, die die USA und die Europäische Union (EU) eingesetzt haben. Einen ähnlichen Schritt hatten erst im August Banken aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ergriffen – mutmaßlich auf Chinas Anraten hin.
Aus Sorge vor West-Sanktionen – China-Banken erschweren zunehmend den Handel mit Russland
Die Steine im Getriebe der russisch-chinesischen Freundschaft sind keine Neuheit: Seit einigen Monaten treten immer wieder Probleme bei den Transaktionen zwischen Russland-Banken und denen in China auf. Für russische Unternehmen häufen sich Verzögerungen und außerdem steigen die Kosten, wenn es um die Bezahlung von chinesischen Geschäftspartnern geht. Russische Quellen sollen der Nachrichtenagentur Reuters berichtet haben, dass sich mehrere zehn Milliarden Yuan in der Schwebe befinden würden.
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Chinas Banken geben immer weiter dem Sanktionsdruck nach, ohne selbst sanktioniert zu sein. Reuters hatte schon vor einigen Wochen berichtet, dass einige chinesische Banken „massenhaft“ Transaktionen mit Russland einstellen würden. Zahlungen im Wert von vielen Milliarden Yuan würden zurückgehalten. Für Russland ist das vor allem wegen der enormen Abhängigkeit von China ein Problem.
Die Vorsicht Chinas geht so weit, dass die wichtige Bank of China zuletzt ihre liquiden Reserven in Russland verringert hat. Im zweiten Quartal 2024 sollen die Aktiva, also das Vermögen, das dem Geldinstitut aktiv zur Verfügung steht, um 37 Prozent geschrumpft sein. Nun machen sie noch etwa 355,9 Milliarden Rubel aus, was in etwa 3,5 Milliarden Euro entspricht. Das hatte das russische Wirtschaftsmagazin Frank Media berichtet.
Sanktions-Keil zwischen China und Russland? – Indien könnte einspringen
Immer häufiger machen sich zudem die Auswirkungen der westlichen Sanktionen bemerkbar. Die russische Zentralbank hatte zuletzt eine „Abkühlung“ der überhitzten russischen Wirtschaft prognostiziert. Im nächsten Jahr soll das Wirtschaftswachstum zwischen 0,5 und 1,5 Prozent liegen, hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Aussagen von Russlands Zentralbank gemeldet.
Um die Komplikationen mit China-Handelspartnern zu kompensieren, könnte Russland sich verstärkt Indien zuwenden. Die russische Sberbank hatte laut Reuters unter anderem damit begonnen, Rupien-Konten für russische Konten zu eröffnen. Der bilaterale Handel mit Indien soll angeblich florieren, und das ohne die technischen Schwierigkeiten, die die Handelsbeziehungen zu China derzeit so erschweren. Dabei hätte Russland allerdings das Problem, dass Indien von Sekundärsanktionen genauso betroffen sein würde wie China, und das ohne den Status als „Werkbank der Welt“. (Laernie mit Material von Reuters)