Putin profitiert von der Currywurst? Russlands Wirtschaft macht mit Holzexporten Milliarden

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Trotz Sanktionen und Embargo findet sich russisches Holz in deutschen Baumärkten, Supermärkten und Fast-Food-Ketten. Russlands Wirtschaft nimmt damit Milliarden Euro ein.

Berlin – Die EU hat während des Kriegs in der Ukraine weitreichende Sanktionen gegen Russland verabschiedet. Vor allem im Fokus sind dabei die fossilen Rohstoffe Öl und Erdgas. Sie sind die tragende Säule von Russlands Wirtschaft. Weniger im Fokus war das Einfuhrverbot von Holz in die EU. Dabei war das Land einer der wichtigsten Holzlieferanten. Für Putins Regime war der Export ein Milliardengeschäft. Und trotz Verbot soll es das nach wie vor sein, wie aus einer neuen Untersuchung hervorgeht.

Trotz Sanktionen: Russland exportiert Holz nach Europa – neue Analyse verstärkt Verdacht

Nach wie vor sollen große Mengen an Holz und Holzprodukten aus Russland nach Deutschland gelangen. Neben Hölzern könne das auch Einwegbesteck betreffen, erklärte die Umweltschutzorganisation WWF dem Focus. Sie hatte eine Marktrecherche durchgeführt und dazu Holzproben in einem Labor untersuchen lassen.

Auch Holz für Einwegbesteck soll aus Russland stammen – trotz Embargo. (Montage) © Georg Votteler/Imago//AlexeixDanichev/Imago

Demnach waren die untersuchten Kaffeelöffel, Rührstäbchen, Messer und Gabeln sowohl von Fast-Food-Ketten als auch von Supermärkten und Drogerien. Bei 14 der 21 analysierten Produkte handele es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Birkenholz aus Russland, lautete das Ergebnis der Analyse. Nur bei zwei Produkten habe Russland als Herkunftsland ausgeschlossen werden können.

Russland nutzt Drittstaaten, um EU-Sanktionen zu umgehen

Laut Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat ist der Import von russischem Holz seit Beginn des Embargos um fast 100 Prozent eingebrochen. Doch Recherchen der britischen NGO Earthsight ergaben, dass Russland nun Drittstaaten nutzt, um Sanktionen zu umgehen und sein Holz in die EU zu bringen – auch nach Deutschland. Vor allem die Importe von Birkensperrholz aus China, der Türkei, Kirgisistan und Kasachstan boomten, berichtete der Focus. Dort gibt es jedoch wenige bis gar keine Birken, daher ist zweifelhaft, dass das Holz wirklich von dort stammt.

So hatte der NDR auf Basis von WWF-Analysen bereits Anfang 2025 berichtet, dass deutsche Baumärkte weiterhin russisches Holz verkauften. Die Anbieter hatten erklärt, es handele sich um Altbestände. Doch der WWF hält das für unwahrscheinlich. „Wenn wir drei Jahre nach dem Embargo in Vielzahl Holz aus Russland finden, ist das nicht mehr plausibel, weil allein die Lagerung sehr viel Geld kostet“, zitierte der Focus den WWF-Holzexperten Johannes Zahnen.

Russlands Wirtschaft soll durch Holzexporte in die EU 1,5 Milliarden Euro einnehmen

Das Geschäft mit den Holzexporten lohnt sich für die gebeutelte Russlands Wirtschaft. Etwa 1,5 Milliarden Euro soll Russland seit Beginn der EU-Sanktionen durch den Verkauf von Holz in die Mitgliedsstaaten eingenommen haben, berichtete der Focus. Über Steuereinnahmen profitiert davon auch indirekt die russische Armee bei ihrem Krieg in der Ukraine.

Der WWF forderte strengere Kontrollen, um den Import von russischem Holz zu unterbinden. „Nur so können wir sicherstellen, dass der Handel mit illegalem Holz gestoppt wird und Verbraucherinnen und Verbraucher nicht zur Finanzierung der Kriegshandlungen beitragen, indem sie Currywurst essen“, sagte Zahnen dem Focus.

Die Überwachung der Einhaltung der EU-Sanktionen gegen Russland habe für den Zoll „höchste Priorität“, sollte es „tatsächlich Anhaltspunkte auf Sanktionsverstöße geben“, heißt es im Bericht. Die Unternehmen, bei denen bei der WWF-Analyse Hölzer mit Russland-Verdacht gefunden worden sind, haben laut Focus erklärt, dass das Holz zum einen aus Lettland und zum anderen aus dem „Baltikum oder Osteuropa“ stamme.

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