Elon Musk gegen Donald Trump: Tesla-Chef warnt vor Rezession – dafür mehren sich die Zeichen
Elon Musk und Donald Trumps liefern sich einen bissigen Schlagabtausch über Social Media. Der Tesla-Chef kritisiert eine Gesetzesinitiative scharf – und warnt vor einer Rezession in den USA.
Noch vor wenigen Tagen schien das Verhältnis zwischen dem mächtigsten Mann der Welt und dem reichsten harmonisch: Donald Trump verabschiedete Elon Musk als Chef der Regierungsbehörde DOGE mit einem goldenen Schlüssel und warmen Worten. Doch nur eine Woche später ist von dieser Harmonie nichts mehr übrig – eine öffentliche Fehde zwischen den beiden dominiert die Schlagzeilen.
Musk gegen Trump: Einstige Verbündete liefern sich Schlagabtausch – Tesla-Gründer warnt vor Rezession
Auslöser der Eskalation war das sogenannte „Big Beautiful Bill“: ein Steuer- und Ausgabengesetz, das laut dem Congressional Budget Office (CBO) die Staatsverschuldung in den nächsten zehn Jahren um 2,3 Billionen US-Dollar erhöhen würde. Zudem sieht es Kürzungen bei staatlichen Gesundheitsprogrammen und Steuervergünstigungen für grüne Energie vor. Elon Musk bezeichnete das Gesetz am Dienstag (3. Juni) auf X als „Lobbyisten-Geschenk“ und „widerliche Abscheulichkeit“. Fortan flogen die Vorwürfe über Social Media nur so hin und her, wobei Musk deutlich schärfer vorging als Trump.

Er wetterte gegen die steigende Staatsverschuldung, warf Trump vor, mit dem Gesetz seine Prinzipien verraten zu haben und prognostizierte für das zweite Halbjahr eine tiefe Rezession in den USA. Von allem übertroffen wurden die Vorwürfe nur noch von Musks „Bombe“, in der er Trump eine Verbindung zu dem 2019 verurteilten und mittlerweile gestorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein unterstellte.
Seltsame Freundschaft: Trumps Zollpolitik belastet Tesla und Co – Republikaner verachten Musks Teslas
Doch ungeachtet dieser plötzlichen Eskalation: Ohnehin wirkte die Beziehung zwischen Trump und Musk häufig widersprüchlich. Auf der einen Seite steht ein US-Präsident, der sich mit den Strafzöllen auf US-Importwaren gegen nahezu jeden ökonomischen Rat wendete und den gesamten Weltmarkt ins Chaos stürzte. Zumal auch Tesla sowie weitere Unternehmen von Musk negativ betroffen sind. Auf der anderen Seite firmiert der Pionier der E-Mobilität, die eigentlich alle Trump-treuen Republikaner ablehnen. Musk, so heißt es, sei in Trumps Stab sowieso verhasst gewesen. Selbst der eigentlich besonnene Finanzminister Scott Bessent soll ihm einmal laut das F-Wort entgegengeschrieen haben.
Hinzu kommen Trumps strikte Einwanderungspolitik sowie sein Feldzug gegen die Elite-Universitäten und dem Zuzug ausländischer Studenten: Musk kritisierte schon vor Monaten, dass dadurch langfristig die Quelle qualifizierter Fach- und Spitzenkräfte versiege. Das „Big Ugly Bill“, wie es Musk inzwischen taufte, könnte die Beziehung nun zum Überlaufen gebracht haben. Inmitten dieses öffentlichen Schlagabtauschs stellt sich die Frage: Droht den USA tatsächlich eine Rezession, wie Musk prognostiziert – oder ist seine Warnung lediglich Ausdruck persönlicher Enttäuschung?
Musk warnt vor Rezession: Droht den USA ein wirtschaftlicher Abschwung im zweiten Halbjahr?
Zwar zeigen aktuelle Indikatoren wie BIP, Beschäftigung und Konsum noch vorsichtiges Wachstum, doch Prognosen deuten auf eine deutliche Abkühlung hin: Die OECD erwartet für 2025 nur noch ein Wachstum von 1,6 Prozent, deutlich weniger als die zuvor prognostizierten 2,2 Prozent. Zudem stieg die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Woche zum 31. Mai 2025 auf 247.000 – den höchsten Stand seit Oktober 2024 –, was auf eine beginnende Abschwächung des Arbeitsmarktes hindeutet. Dennoch bleibt die Gesamtzahl der Arbeitslosen mit 1,9 Millionen relativ stabil. Tatsächlich präsentierte sich die US-Wirtschaft unter Präsident Biden in robuster Verfassung: Zwischen 2021 und 2024 wuchs das Bruttoinlandsprodukt real um 8,4 Prozent – der höchste Wert unter den G7-Staaten in diesem Zeitraum.
Statt mit Zöllen kurbelte Biden die inländische Wirtschaft mit seinen massiven 1,9 Billionen schweren Konjunkturpaketen wie dem Inflation Reduction Act 2022 oder dem Infrastructure Investment and Jobs Act 2021 an.
Arbeitsmarkt steht unter Druck: Mehr Anträge auf Arbeitslosenhilfe – ist Trumps Politik die Ursache?
Der Demokrat verfolgte eine Politik der Nachfragestimulation und (staatlichen) Investition. Diese Maßnahmen schafften 15,7 Millionen neue Jobs und hielten die Arbeitslosenquote stabil unter der Vier-Prozent-Marke – eine Serie, die es zuletzt Ende der 1960er Jahre gab. Von dieser Stabilität profitiert aktuell auch noch die Trump-Administration, allerdings verlangsamt sich bedingt durch die handelspolitischen Unsicherheiten der Beschäftigungszuwachs zunehmend.
Besonders Unternehmen mit globalen Lieferketten wie Autohersteller oder Elektronikfirmen erwischte Trumps Zollpolitik kalt. Und auch die instabile Inflation macht der Wirtschaft sorgen. Unter Biden stieg die Inflation zwischenzeitlich auf 9,1 Prozent – bedingt durch die Folgen von Corona, Lieferkettenengpässen und den Ukraine-Krieg.
Durch einen strafferen geldpolitischen Kurs der US-Notenbank und die zügige Erhöhung der Leitzinsen fiel die Inflation bis November 2024 auf 2,7 Prozent. Diesen Positivtrend, der bis heute anhält, reklamiert der US-Präsident als Folge seiner ersten 100 Tage für sich.
Fed-Gouverneurin Kugler warnt: Strafzölle könnten Inflation anheizen und Zinsen hochhalten
Adriana Kugler, Mitglied des Federal Open Market Committee der US-Notenbank, das zentral über Leitzinsen und geldpolitische Maßnahmen entschiedet, warnte kürzlich in einer Rede, dass die von Präsident Trump eingeführten Strafzölle die Inflation wieder anheizen könnten: „Die Disinflation hat sich verlangsamt, und wir sehen bereits die Auswirkungen der höheren Zölle, die meiner Einschätzung nach die Inflation im Jahr 2025 weiter anheizen werden.“ Daher sei eine Beibehaltung des aktuellen Leitzinsniveaus von 4,25 bis 4,5 Prozent gerechtfertigt, um Inflationsrisiken zu begegnen.
Biden hätte eine derartige Warnung noch ernst genommen, doch allein Trumps regelmäßigen Drohungen gegen den Fed-Chef Jerome Powell bezeugen das Gegenteil. Vor wenigen Tagen warnte die OECD sogar davor, dass die US-Inflationsrate bis Ende 2025 wieder auf bis zu vier Prozent steigen könnte.
Wenn Trump seine Zölle fortsetzt: Steht die US-Notenbank bald vor einem Dilemma?
Die durch die Strafzölle höheren Importpreise würden die Unternehmen demnach an die Konsumenten weitergeben – rechnen Ökonomen vor. Trump verfolgt bisher eine angebotsorientierte und protektionistische Wirtschaftspolitik, die Steuerrabatte als Anreize für Investitionen und Zölle als Druckmittel vorsieht. Langfristig, so hofft die Trump-Regierung, würde die US-Wirtschaft dadurch unabhängiger und industriefreundlicher, doch kurzfristig drohen erhebliche Preissprünge und Marktunsicherheiten.
Die entscheidende Frage bleibt: Wird Trump seine Handelspolitik weiter verschärfen? Sollte es zu einem weiteren Preisauftrieb kommen, stünde die Federal Reserve vor einem Dilemma: Eine Zinserhöhung könnte notwendig werden, um die Inflation zu bekämpfen, würde jedoch gleichzeitig die Finanzierungskosten erhöhen und Investitionen bremsen – klassische Auslöser einer Rezession. Sollte es tatsächlich so kommen, hätte Musk am Ende recht behalten – und das sinkende Schiff frühzeitig verlassen. Aber gleichzeitig einen mächtigen Feind hinzugewonnen.