Nach Wahlsieg beginnt im Trump-Lager der interne Kampf um Macht und Posten
Donald Trump zieht erneut ins Weiße Haus ein – die Vorbereitungen in Mar-a-Lago laufen auf Hochtouren. Für die Posten in der neuen US-Regierung sind erste Namen im Gespräch.
Mar-a-Lago – Schon zwei Tage nach seinem Sieg bei der US-Wahl 2024 traf Donald Trump eine historische Personalentscheidung: Am Freitag (8. November) ernannte der designierte US-Präsident seine bisherige Wahlkampfmanagerin Susan Wiles zur Stabschefin im Weißen Haus. Damit ist sie die erste Frau in diesem Amt. Während diese Personalfrage bereits geklärt ist, gibt es US-Medienberichten zufolge in Trumps Umfeld regelrechte Kämpfe um die besten Posten in seinem künftigen Stab.
Nach US-Wahlsieg: Offenbar Postengeschacher in Trumps Privatresidenz Mar-a-Lago
In Trumps Privatresidenz Mar-a-Lago zu kommen sei „ein bisschen wie nach Nordkorea zu gehen. Alle stehen auf und klatschen jedes Mal, wenn Trump hereinkommt.“ Dieses Zitat stammt nicht etwa von einem überzeugten Trump-Gegner, sondern laut Bob Woodwards Buch „War“ vom republikanischen Senator Lindsey Graham, einem der engsten Vertrauten des neu designierten US-Präsidenten. Genau dort, in Mar-a-Lago, geht es gerade um die Zusammenstellung der neuen US-Regierung. Das Team, das für den Auswahlprozess für das Kabinett zuständig ist, wird geleitet von Linda McMahon, der früheren Chefin des „World Wrestling Entertainment“ und dem US-Milliardär Howard Lutnick.
Als klar war, dass Trump der Wiedereinzug ins Weiße Haus gelingen würde, begannen der Republikaner und seine Berater auf der Terrasse seiner Privatresidenz laut einem CNN-Bericht teils hitzig Personalfragen zu diskutieren. Trumps Berater Lutnick hatte bereits in den Monaten vor der Wahl Vorschläge gemacht. Die Empfehlungen ging der designierte US-Präsident am Mittwoch CNN zufolge durch und prüfte sie. Auch Gespräche mit potenziellen Kandidaten soll Trump bereits geführt haben. Eines der Einstellungskriterien: Grenzenlose Loyalität. Wer dem Republikaner in den vergangenen zwei Jahren treu zur Seite stand, werde bevorzugt.
Wie zwei Quellen gegenüber CNN mitteilten, soll aus gedämpften Diskussionen in Mar-a-Lago ein regelrechter „Kampf“ entstanden sein. „Fast jeder einzelne Tisch [auf der Terrasse] war am Mittwochabend besetzt, während darüber gestritten wurde, wer wo sitzt und wie nah sein Tisch an dem Platz ist, an dem Trump normalerweise Hof hält, an einem Tisch hinter einer Samtkordel“, heißt es in dem Bericht weiter, der angesichts der Beschreibung von Senator Graham nicht übertrieben klingt. In Mar-a-Lago gesichtet wurden demnach unter anderem Robert F. Kennedy Jr., Donald Trump Jr., die frühere demokratische Abgeordnete Tulsi Gabbard und Immobilieninvestor Tom Barrack.
Diese Namen sind im Gespräch: Mike Pompeo, John Ratcliffe, Tucker Carlson
Nach der Ernennung der Stabschefin kündigte Trumps Team an, weitere Besetzungen in den „kommenden Tagen und Wochen“ bekannt zu geben. Wie einem Bericht der Washington Post zufolge durchsickerte, sind für den Posten des Justizministers die republikanischen Senatoren Mike Lee, Eric Schmitt sowie der frühere Direkter des nationalen Geheimdienstes, John Ratcliffe, im Gespräch. Der designierte US-Präsident plant Massenabschiebungen, sodass dem Justizminister in seinem Kabinett eine zentrale Rolle zukommt, die absolute Loyalität verlangt.
Finanzminister könnte Hedgefonds-Manager Scott Bessent werden, aber auch Trumps Berater Lutnick selbst wird genannt oder Hedgefonds-Manager John Paulson. Der ultrarechte Hardliner Kash Patel ist als Chef des Auslandsgeheimdienstes CIA im Gespräch, wie Reuters berichtete. Patel hatte im vergangenen Jahr angekündigt, er wolle Politiker und Journalisten, die er als Feinde Trumps sehe, „verfolgen“. Ratcliff ist als CIA-Chef offenbar ebenfalls im Rennen.
Verteidigungsminister könnte Mike Pompeo werden, der während Trumps erster Amtszeit den Posten des CIA-Chefs und später des Außenministers innehatte. Heimatschutzminister könnte der Einwanderungs-Hardliner Mark Green werden. Berichten zufolge überlegt Trump auch, den früheren Fox News-Moderator Tucker Carlson mit einem Posten zu betrauen, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die republikanische Abgeordnete aus New York, Elise Stefanik, könnte CNN zufolge als nächste US-Botschafterin der Vereinten Nationen dienen.
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Trumps Kabinett: Wird Elon Musk Chef der „Abteilung für effizientes Regieren“?
Der derzeit reichste Mensch der Welt, Tesla-Chef Elon Musk, soll Berichten zufolge bald die neu geschaffene „Abteilung für effizientes Regieren“ leiten. Der Milliardär kündigte bereits an, er werde „Hardcore“-Management-Methoden in Washington einführen – eine Anspielung auf die zahlreichen Änderungen und Massenentlassungen bei der Online-Plattform X, vormals Twitter, nach seiner Übernahme. Musks Aufgabe wäre es demnach, die Regierungsausgaben um zwei Billionen US-Dollar zu kürzen.
Robert Kennedy Jr., Trumps früherer Gegner im US-Wahlkampf, soll womöglich ebenfalls mit einem Posten bedacht werden. Der Mann, der während der Corona-Pandemie Verschwörungstheorien und Fehlinformationen über Impfungen verbreitete, könnte im Trump-Kabinett ausgerechnet Gesundheitsminister werden. Der Neffe des ehemaligen Präsidenten John F. Kennedy hatte seine Präsidentschaftskampagne im Sommer ausgesetzt und sich offiziell für Trump ausgesprochen. Dafür könnte ihm nun ein Posten winken.
Eine Position in Trumps Regierung zu bekommen, ist die eine Sache. Den Job auch zu behalten, die andere. Zumindest in der ersten Amtszeit des Republikaners war die Fluktuation in seinem Kabinett notorisch hoch. Der Rechtspopulist feuerte reihenweise seine wichtigsten Minister sowie nationalen Sicherheitsberater, teilweise nach nur wenigen Monaten im Amt. Keith Kellogg, der ehemalige Sicherheitsberater von Trumps Vizepräsident Mike Pence, rühmte sich damit, einer von fünf hochrangigen Beratern zu sein, die Trumps Amtszeit überdauerten. (bme mit AFP)