„All das Schöne“ im TIK – über Depression und die Liebe zum Leben

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Schauspielerin Antonia Welke spielt die Heldin in „All das Schöne“. Sie ist lebensfroh und doch kämpft sie mit der Angst um ihre Mutter, die selbstmordgefährdet ist. © Mark Noormann

Gleich zu Beginn der Vorstellung erhält jeder Besucher von Schauspielerin Antonia Welke einen durchnummerierten Zettel.

Kempten – Was darauf steht, ist ein Auszug aus einer Liste mit dem Titel „All das Schöne“. „Wasserschlachten“, „Sachen mit Streifen“, „freundliche alte Menschen“ – all das ist darauf zu finden und all das sind Dinge, die das Leben der Hauptfigur des Abends lebenswert machen.

Angst um die Mutter

Die Protagonistin erfährt von der Selbstmordgefahr ihrer Mutter, als sie gerade mal sieben Jahre alt ist. „Life is a gift“ (Das Leben ist ein Geschenk) steht auf dem grünen Pullover mit roten Herzen, den sie trägt. Sie glaubt, ihre Mutter von dieser Gabe überzeugen zu können, indem sie ihr alles aufschreibt, was das Leben schön macht.

Die Besondere Stimmung in „All das Schöne“

Immer wieder streut die Heldin in ihren Monolog die Nummern auf den Zetteln ein, woraufhin die Zuschauer vorlesen, was auf ihrem Papier steht. In einigen Szenen übernehmen sie sogar eigene Rollen, beispielsweise als Tierarzt oder Vater. Diese überraschenden Improvisationen fordern alle – die agierenden Zuschauer und auch Schauspielerin Antonia Welke, denn sie müssen sich spontan auf die jeweiligen Szenen einlassen. Genau diese unvorhersehbare Konstellation trägt zu einer Atmosphäre des Vertrauens und Respekts bei und lässt das Publikum mehr und mehr das Gefühl einer Selbsthilfegruppe erleben. Dabei wird klar, dass die Liste zwar nicht die Mutter retten kann – sie verstirbt schließlich –, aber dass diese vor allem der Protagonistin selbst hilft. Denn zwischen den Zeilen ihres Monologs, der das Leben durchaus feiert, hockt die Angst – die Angst um die Mutter und die Angst um das eigene Leben.

Die Inszenierung

Die gelungene Inszenierung von Christoph Bangerer lebt von der Mischung aus ernstem Theater und heiterer Improvisation. Hinter den sehr komischen Momenten blitzt stets das Thema der Selbstmordgefährdung der Mutter und einer möglichen (sozialen) Ansteckung der Tochter hervor. Die widersprüchlichen Emotionen der Heldin – das Schwingen zwischen Angst und Zuversicht – werden im Spiel von Antonia Welke deutlich spürbar, was das Publikum sichtlich bewegt.

Ein Expertenteam stand im Anschluss an die Premiere für Fragen bereit und gab viele Einblicke in das Thema Suizid und was es für Betroffene und Angehörige bedeutet. „All das Schöne“ ist noch bis zum 25. Januar in der Theaterwerkstatt Kempten zu sehen. Weitere Termine finden Sie auf der Website des Theaters.

Feste, Konzerte, Ausstellungen: Was man in Kempten und Umgebung unternehmen kann, lesen Sie im Veranstaltungskalender.

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