Ziel seiner politischen Karriere: Felix Leipold will Bürgermeister von Geretsried werden
Felix Leipold ist der Freie-Wähler-Stadtrat in Geretsried. Nebenbei ist er auch der Referent von Florian Streibl. Im Interview erzählt er, wie er seine politische Karriere vorantreibt.
Geretsried – Seit einem halben Jahr arbeitet Felix Leipold (25) in Teilzeit als persönlicher Referent des Freie-Wähler-Landtagsageordneten Florian Streibl in dessen Büro in Oberammergau. Hauptberuflich ist der Geretsrieder Rundfunkredakteur. Nachdem er von 2018 bis 2020 ein Volontariat gemacht hatte, ließ er sich von 2020 bis 2022 zum Verwaltungswirt bei der Stadt München ausbilden.
Die sichere Laufbahn als Beamter gab er jedoch zu Gunsten des Radios freiwillig wieder auf. Leipold gehörte dem Jugendrat an und wurde vor vier Jahren für die Freien Wähler in den Stadtrat gewählt. Er ist stellvertretender Kreisvorsitzender der Freien Wähler Bad Tölz-Wolfratshausen sowie Mitglied im Vorstand der Bezirksvereinigung FW Oberbayern, wo er für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
Herr Leipold, wie kam es zu dem Nebenjob bei Florian Streibl?
Ich kenne Florian Streibl schon fast zehn Jahre, habe ihn bei einem Landtagsbesuch mit dem Jugendrat 2015 kennengelernt. Seitdem ist über den Ortsverband immer wieder Kontakt gewesen. Nach der Landtagswahl 2023 hat er mich gefragt, ob ich Interesse an diesem Job habe. Weil ich meinen Hauptberuf aber so sehr liebe und ich den nicht sofort aufgeben wollte, habe ich zugesagt – allerdings erstmal nur stundenweise. Ich wusste: So eine Chance bekomme ich nie wieder.
Dieser geliebte Hauptberuf ist Nachrichtensprecher beim Radiosender 95.5 Charivari München?
Ja. Ich arbeite von morgens fünf Uhr bis mittags. Heißt für mich: Um vier Uhr aufstehen, duschen und ab nach München. Mittags dann etwas essen, Mittagsschlaf. Nach einem Pflicht-Espresso setze ich mich noch paar Stunden an den Schreibtisch und arbeite etwas für den Stadtrat oder für Florian Streibl.
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Sie müssen also nicht immer nach Oberammergau zu Streibls Wohnort fahren?
Nein. Wenn es sich ergibt, begleite ich ihn auf Termine. Für mich sind beide Tätigkeiten – die eine am Morgen, die andere nachmittags – gut vereinbar.
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Könnten Sie sich vorstellen, für den Landtagsabgeordneten und FW-Fraktionssprecher Vollzeit zu arbeiten?
Ja, ich kann es mir durchaus vorstellen. Das hängt aber davon ab, wie mich das Landtagsamt eingruppiert. Die Landtagsabgeordneten haben zwar ein Budget für Beschäftigte, können mit dem Geld aber nicht machen, was sie wollen. Wann das der Fall ist – und wann ich wechseln werde, ist aktuell unklar. Wenn es so weit ist, wird die Öffentlichkeit davon erfahren.
Was gefällt Ihnen an der Referenten-Tätigkeit?
Ich bin Teil eines demokratischen Prozesses. Und das jeden Tag. Ich bearbeite Bürgeranliegen, spreche mit Bürgermeistern und Gemeinderäten. Ich gebe ihre Anliegen an Florian Streibl weiter und setze ein Schreiben an das zuständige Ministerium auf. Wenn ich ein Antwortschreiben – bestenfalls mit einer Lösung – in der Hand habe, bin ich zufrieden. Zudem ist die Arbeit mit Florian Streibl sehr vertrauensvoll. Er gibt mir spannende Einblicke in die Landtagsarbeit, erklärt mir viel und nimmt sich dafür die Zeit. Ich bin dankbar dafür. Florian Streibl ist sowas wie mein politischer Lehrmeister.
Florian Streibl ist sowas wie mein politischer Lehrmeister.
Und was gefällt Ihnen an den Freien Wählern?
Hier muss man ja unterscheiden: Der Ortsverband der FW ist nicht gleich die Partei der FW. Am Ortsverband schätze ich sehr, dass wir frei in unserer politischen Arbeit sind. Im Gegensatz zu politischen Mitstreitern haben wir keine politischen oder ideologischen Vorgaben aus einer Parteizentrale. Wir können so für Geretsried die beste Politik machen. Wir setzen uns an die Themen und bearbeiten sie mit gesundem Menschenverstand. Das macht Spaß, weil jeder von uns auch mal eine andere Meinung hat. Aber wir kommen gut miteinander klar. Der Ortsverband ist ein bunter Haufen. Selbst meine eigene Mutter und mein bester Freund sind dort Mitglieder – weil ihnen Geretsried nicht egal ist und sie hier auch als Mitglied gestalten können. In der Partei der FW bin ich erst seit wenigen Jahren Mitglied. Hier kann ich mich auf Landesebene engagieren und einbringen.
Der Landesvorsitzende, Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger fiel in der Vergangenheit durch die Flugblatt-Affäre, umstrittene Talkshow-Auftritte und populistische Aussagen negativ auf. Die Geretsrieder Freien Wähler hatten ihn daraufhin – auf Vermittlung Streibls – zu einem Gespräch eingeladen. Wurde aus Ihrer Sicht alles geklärt?
Ich denke, manche Mitglieder im Ortsverband werden keine Aiwanger-Ultras mehr. Aber das Gespräch war gut. Die Kritikpunkte konnten angebracht werden, und Aiwanger konnte sich gut erklären. Er ist ein grandioser Stratege, der gerne aneckt. Das Gespräch Anfang August war nötig und gut. Es hat viel Wind aus den Segeln genommen. Aiwanger hat seine Strategien erklärt und sich unser Feedback zu Herzen genommen. Aiwanger und ich pflegen einen guten Draht – wir sind per Du.
Sie haben nun ein wenig Einblick in die Landespolitik. Möchten Sie irgendwann selbst für den Landtag kandidieren?
Ich habe jetzt das Privileg, Politik auf Landesebene hautnah erleben zu dürfen. Ich schaue mir das ein paar Jahre an. Wenn meine Zeit gekommen ist, werde ich das abwägen und dann vermutlich meinen Hut in den Ring werfen.
Schon sehr früh, als Jugendrat, sagten Sie, Bürgermeister von Geretsried wäre Ihr Traumjob. Ist er das nicht mehr?
Das habe ich als Jugendlicher gesagt – und das gilt heute immer noch. Ich will für eine Kandidatur den richtigen Zeitpunkt abwarten. Jetzt wäre es aus meiner Sicht noch zu früh. Die Pläne liegen in der Schublade – und da liegen sie aktuell gut. Aber egal, was in meiner Zukunft passiert: Geretsried hätte immer Vorrang.
Die Pläne liegen in der Schublade – und da liegen sie aktuell gut. Aber egal, was in meiner Zukunft passiert: Geretsried hätte immer Vorrang.
Werden die Freien Wähler 2026 bei den Kommunalwahlen einen Kandidaten ins Rennen schicken? Und werden Sie erneut als Stadtrat kandidieren?
Ja. Ich werde definitiv weitermachen, sofern ich wieder gewählt werde. Im Hintergrund sammeln sich gerade gute Stadtratskandidaten – mit denen wird das richtig Spaß machen! Ich freue mich schon jetzt darauf. Ob wir einen Bürgermeisterkandidaten stellen, liegt nicht in meiner Hand. Das hat der Ortsvorstand zu entscheiden.
Als Jugendreferent setzen Sie sich für die Jugendlichen in der Stadt ein. Wie bewerten Sie in dieser Funktion die Pläne für ein Sportgymnasium im Stadtwald?
Die Idee eines Sportgymnasiums finde ich gut. Beim Standort habe ich wie viele Bauchschmerzen. Ich glaube, den Kritikern geht es nicht um die Qualität eines Baums, sondern um die Veränderung des Stadtbilds. In den letzten Jahren hat sich so viel getan – das ist manchen Menschen zu viel gewesen – und das kann ich verstehen und nachvollziehen. Ich finde, die Bürgerinnen und Bürger sollten darüber abstimmen dürfen. Ich würde im Stadtrat definitiv für ein Ratsbegehren stimmen.
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Was braucht Geretsried sonst, um für Jugendliche und junge Erwachsene attraktiv zu sein?
Wir brauchen definitiv mehr kleine Cafés, Bars und kulturelle Angebote – auch in den Stadtteilen. Bei den aktuellen Mietpreisen überlegt sich jeder dreimal, ob er eine Kneipe aufmacht. Auf der anderen Seite muss das Angebot dann auch von den Leuten trotz hoher Preise angenommen werden. Ein Teufelskreis. Vielen Jugendlichen fehlen weitere Freizeitaktivitäten.
Aber ich finde, Geretsried ist wirklich gut aufgestellt. Für jeden ist etwas dabei.
Aber ich finde, Geretsried ist wirklich gut aufgestellt. Vom Sportverein bis zur Jugendfeuerwehr, für jeden ist etwas dabei – man muss nur mal die Vereine abchecken. Und einen Jugendrat haben wir auch. Der lebt übrigens davon, dass man sich zur Wahl stellt.
Das Interview führte Tanja Lühr