Geretsrieder Freie Wähler kritisieren Aiwanger – Fraktionsvorsitzender Streibl will vermitteln
Geretsrieder Freie Wähler kritisieren Aiwanger – Fraktionsvorsitzender Streibl will vermitteln
Der Geretsrieder Ortsverband der Freien Wähler kritisieren ihren Bundesvorsitzenden Aiwanger. Der bayerische Fraktionschef Streibl will vermitteln.
Die Flugblattaffäre, die Empörung über die Demos gegen Rechtsextremismus und die AfD, die verbalen Attacken gegen die Grünen – Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger steht in der Kritik. Auch in den eigenen Reihen findet man das Auftreten des Bundesvorsitzenden der Freien Wähler (FW) nicht immer passend. Die Basis bekomme den Unmut der Bürger zu spüren, sagten mehrere Mitglieder des Geretsrieder FW-Ortsverbands in der jüngsten Jahresversammlung am Donnerstag. Aiwanger deshalb einen Brief zu schreiben, lehnten sie jedoch ab.
Geretsrieder Freie Wähler kritisieren Aiwanger – Fraktionsvorsitzender Streibl will vermitteln
Die wiedergewählte Vorsitzende Ann-Kathrin Güner hatte ein Schreiben aufgesetzt, das sie den etwa 25 anwesenden Mitgliedern und Sympathisanten vorlas. Sie wirft dem Parteichef darin vor, die Bevölkerung mit seinen populistischen Aussagen in Talkshows und den sozialen Medien zu spalten. Er solle sich lieber auf seine Aufgaben als Wirtschaftsminister konzentrieren. Die FW würden von den Bürgern in der Stadt darauf angesprochen. „Wir müssen uns rechtfertigen, statt über kommunalpolitische Themen reden zu können“, so Güner. Gerne stehe der Ortsverband für ein Gespräch zur Verfügung, schließt die Vorsitzende.
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Jennifer Kübler, Robert Lug und Dietmar Baumeister erklärten, sie würden den Brief unterzeichnen. „Ich werde ständig auf Hubert Aiwanger angesprochen. Ich sag‘ dann immer, dass wir hier nicht Aiwanger sind“, ärgerte sich Baumeister. Lorenz Weidinger betonte, er werde den Brief nicht mittragen: „Der Inhalt ist in Ordnung, aber die Art und Weise, das zu kommunizieren, nicht“. Auch Fraktionssprecher Heiko Hawla war eher dafür, den stellvertretenden Ministerpräsidenten nach Geretsried zu einem Gespräch einzuladen.
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Vize-Bürgermeisterin Sonja Frank sagte, es sei besser, miteinander als übereinander zu reden. Eine Einladung an Aiwanger hatte zuvor der FW-Landtagsabgeordnete Florian Streibl, treuer Besucher der Geretsrieder FW-Versammlungen, vorgeschlagen. Streibl berichtete, dass in anderen Ortsverbänden ähnliche Diskussionen geführt würden: „Aiwanger hat daraus gelernt. Er weiß, auch mit Blick auf das Europa-Wahlergebnis, dass man Wahlen momentan nur in der Mitte gewinnen kann.“
Streibl strebt Treffen mit Parteichef an
Der Vorsitzende der FW-Landtagsfraktion versprach, den Wirtschaftsminister bei nächster Gelegenheit um ein Treffen zu bitten: „Ich werde ihm sagen, es wäre wichtig, dass er hierherkommt. Falls er absagt, kann man den Brief immer noch abschicken.“ Die Mitglieder einigten sich darauf, Aiwanger angesichts seines vollen Terminkalenders bis Ende des Jahres Zeit zu geben. Drei stimmten dagegen, dass er andernfalls Post aus Geretsried bekommen soll. TANJA LÜHR