Notunterkunft in der Tegernseer Turnhalle: Verlegung der Bewohner ist aufwendiger Prozess

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Zur Asylunterkunft wurde die landkreiseigene Turnhalle in Tegernsee im Dezember 2022 umfunktioniert. Kurz darauf kamen die ersten Bewohner. © THOMAS PLETTENBERG

Die Hoffnung, dass die Turnhalle in Tegernsee bald wieder für den Sport zur Verfügung steht, ist groß. Noch dient die Halle aber knapp 70 Geflüchteten als Obdach. Die Verlegung der Menschen birgt ihre Probleme.

Tegernsee - Seit Ende 2022 dient die landkreiseigene Turnhalle in Tegernsee als Unterkunft für Geflüchtete. Inzwischen hat der Landkreis damit begonnen, die Bewohner zu verlegen – der überwiegende Teil der Asylbewerber kam bisher in der neuen Unterkunft im Moarhölzl bei Holzkirchen unter. Damit stieg bei der Schulfamilie des Gymnasiums Tegernsee und bei den Bürgern die Hoffnung, dass die Halle in absehbarer Zeit wieder für den Sport zur Verfügung steht. Einen genauen Zeitpunkt dafür kann das Landratsamt allerdings nicht nennen.

67 Menschen leben aktuell noch in der Tegernseer Turnhalle

67 Menschen leben laut Sabine Kirchmair, Sprecherin des Landratsamtes, aktuell noch in der Tegernseer Turnhalle. 35 Personen stammen aus der Ukraine und haben demnach eine Aufenthaltserlaubnis. Die anderen 32 Bewohner sind sogenannte Fehlbeleger aus dem Asylbereich. Menschen also, die bereits ein Bleiberecht haben und trotzdem in einer Gemeinschaftsunterkunft einen Platz belegen, weil sie auf dem freien Wohnungsmarkt keine erschwingliche Wohnung finden. Die Umzüge der Bewohner zu organisieren, war und ist offenbar ein aufwendiges Verfahren.

Verlegung aus Turnhalle: Es gibt keinen Ablauf nach Schema F

„Einen regelmäßigen Ablauf nach Schema F gibt es nicht“, macht Sabine Kirchmair deutlich. Jeder Einzelfall müsse von der Kreisbehörde individuell betrachtet und behandelt werden. Zunächst werde geprüft, wer überhaupt umziehen soll: Handelt es sich um eine Einzelperson, eine Familie, um Kinder? Wie Kirchmair berichtet, betreue das Landratsamt mittlerweile mehr als 40 dezentrale Unterkünfte und die drei Notunterkünfte in den Turnhallen. Bei den dezentralen Unterkünften sei alles mit dabei: von kleinen Wohnungen bis hin zu größeren Einheiten wie das Bastenhaus in Tegernsee oder das Container-Quartier im Moarhölzl. Wenn dann zum Beispiel schulpflichtige Kinder oder Menschen mit einem Arbeitsverhältnis unter den zu verlegenden Personen seien, „schauen die Kolleginnen auch darauf, wie die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel aussieht“, teilt Kirchmair mit. Darüber hinaus müsse die Struktur innerhalb der Unterkünfte beachtet werden: Passt beispielsweise eine Familie dort hinein? Passen die Nationalitäten zusammen?

Manche Bewohner wollen möglichst nah an ihrer Arbeitsstätte bleiben

Es gebe auch Fälle in Tegernsee, bei denen einzelne Personen sowie deren Arbeitgeber auf die Unterkunftsverwaltung zugekommen seien und darum gebeten hätten, möglichst nahe an der Arbeitsstätte untergebracht zu werden. „Diesem Wunsch haben wir, sofern Kapazitäten vorhanden waren, entsprochen“, erklärt die Sprecherin. Sie stellt aber auch klar: Nicht immer habe die Behörde solche Wünsche berücksichtigen können, ein zumutbarer Arbeitsweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln müsse in Kauf genommen werden.

Fehlbeleger und Ukrainer sollen möglichst nicht wieder in Notunterkünfte

Was die ukrainischen Geflüchteten mit ihrem Aufenthaltstitel sowie die Fehlbeleger anbelangt, wolle das Landratsamt vermeiden, diese Personen weiterhin in Notunterkünften unterzubringen, erklärt Kirchmair. „Dabei sind wir jedoch auf die Unterstützung aller Gemeinden angewiesen, um geeigneten Wohnraum für diese Personen zu finden“, betont die Sprecherin. Einen ähnlichen Appell gab es bereits in der jüngsten Kreistagssitzung durch Teresa Nitsch, Abteilungsleiterin am Landratsamt. Landrat Olaf von Löwis (CSU) hatte in der Sitzung angekündigt, dass der Landkreis beim Zustrom der Geflüchteten „auf das Schlimmste“ vorbereitet sein müsse.

Turnhalle muss nach Räumung erst begutachtet und saniert werden

Vor diesem Hintergrund dürfte die Räumung der Halle in Tegernsee eine gewaltige Herausforderung sein. Dass dort bereits in Kürze wieder Sport getrieben werden kann, erscheint unwahrscheinlich. Sobald die Halle frei sei, werde zunächst ein Gutachter feststellen müssen, welche Instandhaltungsmaßnahmen erforderlich seien, erläutert Kirchmair. „Bisher konnten wir uns noch kein genaues Bild vom Zustand und dem Sanierungsaufwand machen, da hierfür die Expertise des Gutachters notwendig ist.“

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