Rückenwind für Asylhelferkreis: 27 Ehrenamtliche engagieren sich am Moarhölzl

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Holzkirchen
  4. Holzkirchen

Kommentare

Füllt sich kontinuierlich: die Asylunterkunft am Moarhölzl bei Holzkirchen. Der Helferkreis ist hier an den meisten Tagen pro Woche präsent. © THOMAS PLETTENBERG

Der Holzkirchner Asylhelferkreis hat seine Arbeit aufgenommen und wurde nun offiziell vom Hauptausschuss des Marktgemeinderats bestellt. Zu dieser Gelegenheit berichteten die Ehrenamtlichen von ihren ersten Erfahrungen – mit einer positiven Erstbilanz. Schwierigkeiten gibt es jedoch bei der Vermittlung von Arbeit.

Holzkirchen – Der Beschluss des Hauptausschusses des Holzkirchner Marktgemeinderats war eigentlich nur wegen einer Formalie notwendig. Um die Mitglieder künftig mit einer gemeindlichen Haftpflichtversicherung zu schützen, muss im Rathaus eine offizielle Liste der Asylhelfer vorliegen. Abseits dessen – der Beschluss fiel einstimmig aus – nutzten die Sprecher Mariella Schenk und Tilo Messer die Einladung in den Sitzungssaal aber vor allem, um die Arbeit des Helferkreises vorzustellen. Das Gremium zog davor geschlossen den Hut. Schließlich sei die ehrenamtliche Arbeit nicht immer nur mit Sonnenschein verbunden, stellte Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) fest. Er wünschte den Helfern viel Erfolg bei der Arbeit und drückte seine Hoffnung aus, dass die Ehrenamtlichen das Positive aus ihrem Engagement herausziehen könnten.

Schon jetzt, ließ Schenk durchblicken, kann der Helferkreis aber auf viele Unterstützer setzen. Neben der Gemeinde mit der Gemeinwesenbeauftragten Barbara Brandlhuber zählte die Sprecherin die Caritas, die Bürgerstiftung Holzkirchen, die Evangelische Kirchengemeinde und die Volkshochschule zu diesem Kreis. Letztere fördert unter anderem mit gespendeten Lernbüchern Sprachkenntnisse der Bewohner – ein Ziel, das sich auch der Helferkreis selbst gesetzt hat. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten“, erklärte Schenk. Unterstützung sei in allen Bereichen möglich, neben Sprache und kultureller Integration beispielsweise auch bei Behördengängen und Freizeitangeboten.

Helferkreis wird von vier Asylbewerbern unterstützt

Erste Koordinierungstreffen fanden dafür schon 2023 statt. „Damals war klar, dass wir viele Menschen ins Moarhölzl kriegen“, erklärte Schenk. Nach dem Einzug der ersten Bewohner Anfang Juni haben die mittlerweile 27 Helfer mit einer Willkommensmappe und Angeboten zum Start schon losgelegt (wir berichteten). Konkret fand beispielsweise auch ein Workshop zur Mülltrennung und ein Testlauf in der Unterkunft statt. Vier spezialisierte Helfer werden außerdem einen Radlreparaturservice anbieten, um die meist älteren Fahrräder der Bewohner fahrtüchtig zu halten.

Auch mit anderen Asylhelferkreisen im Landkreis haben sich die Ehrenamtlichen vernetzt. „Ganz wichtig ist für uns die Unterstützung durch zwei Personen, die selbst im Asylverfahren sind“, berichtete Schenk weiter. Zusammen mit zwei schon anerkannten Asylbewerbern bringen sie wertvolle Erfahrungen aus ihren eigenen Erlebnissen ein. Hilfe bieten die Holzkirchner neben der Unterkunft am Moarhölzl auch für die Bewohner des alten Polizeigebäudes an der Frühlingstraße, wo die Regierung von Oberbayern schon vor einigen Jahren anerkannte Asylbewerber untergebracht hat.

(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Holzkirchen-Newsletter.)

Vom ersten offiziellen Treffen an habe jeder die Bildung des Helferkreises mitbekommen, sagte Brandlhuber. Sich gerade jetzt dieser Aufgabe zu stellen, erfordere aber ganz besonderen Mut, ergänzte Anita Gritschneder (Grüne). Wie auch die anderen Fraktionen, sprach sie ihren Dank aus und wünschte dem Helferkreis einen guten Zusammenhalt. „Lasst euch durch politische Ströme in unserer Gesellschaft nicht beirren“, riet sie den Ehrenamtlichen. Hans Putzer (SPD) sprach von einer „gesamtgesellschaftlichen Aufgabe“, die hier von 27 Menschen getragen werde. Eine Aufwandsentschädigung, nach der sich Putzer erkundigt hatte, gibt es laut Schmid aber nicht. „Die Gemeinde hat dafür keinerlei Budget.“

Bejahen konnte Tilo Messer indes die Frage, ob der Helferkreis Menschen in Arbeit bringen wolle. „Das war einer meiner Beweggründe, mich hier zu engagieren“, sagte er. Allerdings mache der Datenschutz dem oft einen Strich durch die Rechnung: Weil weder Namenslisten, Qualifikationen noch Infos zum Aufenthaltstitel und zur Arbeitserlaubnis ohne Zustimmung des Einzelnen herausgegeben werden dürfen, kann der Helferkreis nur schwer Bewerber vermitteln. „Das ist überraschend kompliziert“, sagte Messer. Schmid will deshalb den umgedrehten Weg gehen: In einem Treffen im Oktober sollen gemeindliche Betriebe eruieren, ob es Beschäftigungsmöglichkeiten gibt. Beispielsweise der Bauhof sei durchaus zwiegespalten, sagte Schmid, da „Unmengen“ an Arbeitsschutz zu berücksichtigen sei. Ein Mitarbeiter etwa, der 2015 als Asylbewerber beim Bauhof angefangen hat, sei heute nicht mehr wegzudenken. „Das klappt also schon.“ nap

Kontakt zum Helferkreis

Wer sich ein Engagement im Helferkreis vorstellen kann, meldet sich per E-Mail an helferkreis-hoki@mein-onlinehome.de.

Auch interessant

Kommentare