Überfülltes Tierheim: Tierelend macht vor Landkreis nicht Halt

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Eine regelrechte Katzenschwemme beschert dem Tierheim, hier Sophia Janßen (l.) und Johanna Ecker-Schotte, ein voll belegtes Katzenhaus. Auch die Quarantänestation ist mittlerweile viel zu klein geworden. © Tierschutzverein Tegernseer Tal

Der Welttierschutztag am heutigen Freitag will auf das Leid von Tieren aufmerksam machen. Auch im Landkreis sieht die Situation nicht rosig aus: Das Tierheim in Rottach ist so voll wie nie. Vor allem die Katzenschwemme bringt den Tierschutzverein an seine Grenzen.

Landkreis – 57 Katzen leben derzeit im Tierheim in den Weissachauen. Zum Teil werden die Mitarbeiter – allen voran das Leitungs-Duo Sophia Janßen und Isabel Seitz – bei den abgegebenen Fundtieren mit viel Krankheit und Leid konfrontiert. „Das geht schon an die Psyche“, weiß Johanna Ecker-Schotte, Vorsitzende des Tierschutzvereins Tegernseer Tal. Das Tierheim ist seit Monaten überfüllt.

„Die Quarantänestation ist übervoll.“ Die Behandlungs- und Unterhaltskosten seien enorm gestiegen. „Jeder Katzenbesitzer weiß, was eine Kastration und notwendige medizinische Behandlungen zwischenzeitlich kosten“, sagt Ecker-Schotte. Der Verein hofft daher auf eine neue Fundtiervereinbarung mit dem Landkreis, die eine höhere kommunale Beteiligung an den Kosten für die Versorgung der herrenlosen Tiere sicherstellen würde. Mit der alten Vereinbarung stehe der Verein, der immerhin das einzige Tierheim im Landkreis betreibt, bayernweit derzeit an letzter Stelle, was die Unterstützung betrifft.

Immer mehr Katzen im Tierheim

Hinzu kommt das Platzproblem. Das bisherige Quarantänehäuschen ist laut der Vorsitzenden viel zu klein und nicht mehr zeitgemäß. „Wir müssen dringend ein Quarantänegebäude errichten, das den Vorschriften entspricht“, macht Ecker-Schotte deutlich. Denn die Hoffnung, dass sich das offenbar bayernweit verbreitete Problem der Katzenschwemme zügig lösen lässt, ist gering. „Die Population steigt ständig und ist nicht mehr kontrollierbar“, berichtet die Vorsitzende. Zustände, wie man sie eigentlich aus südlichen Ländern kennt und die dem Tierheim viele herrenlose Schützlinge bescheren.

Um das Problem zumindest einzudämmen, hält der Tierschutzverein an seinen landkreisweiten Kastrationsaktionen auf Höfen fest. Mehr als 150 Kastrationen wurden nach den Worten Ecker-Schottes bis Ende September dieses Jahres durchgeführt. Allein das habe den Verein knapp 40 000 Euro gekostet. Dringend nötig wäre nach Ansicht der Vorsitzenden auch der Erlass einer sogenannten Katzenschutzverordnung, welche die Besitzer wenigstens zu einer Registrierung ihrer Tiere verpflichte. „Dann könnten wir nachweisen, wem die Katzen gehören.“

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Auch landwirtschaftliche Tiere und Wild von Leid betroffen

Eine erfolgreiche Vermittlung der Tiere an ein neues – geeignetes – Zuhause, ist das große Ziel der Tierheim-Mitarbeiter. Ein nicht immer leichtes Unterfangen. Gerade einmal um die 80 Tierheimbewohner konnten im vergangenen Jahr an neue Herrchen und Frauchen abgegeben werden. Vor allem unter den Hunden gibt es viele „Langzeitbewohner“. Das neue Mehrzweckgebäude des Tierheims, das auch der Unterbringung der Hunde dient, ist laut Ecker-Schotte derzeit mit einem Dutzend Vierbeinern nahezu voll belegt. Auch 15 Vögel und mehr als 20 Kaninchen suchen ein Zuhause. „Die Fund- und Abgabekaninchen haben unsere Aufnahmekapazitäten bereits gesprengt“, berichtet die Rottacherin.

So viel Tierleid würde man im Landkreis eigentlich nicht vermuten. Dabei beschränken sich die Aktivitäten der Vorsitzenden und ihres Vereins nicht allein auf den Betrieb des Tierheims und den Schutz der Haustiere. „Ein besonderes Anliegen sind mir auch die landwirtschaftlichen Tiere und unser heimisches Wild“, betont Ecker-Schotte. Das Wild genieße leider keinen großen Stellenwert mehr, bedauert die Rottacherin, die seit 2023 auch Vizepräsidentin des Landesverbands Bayern im Deutschen Tierschutzbund ist. Oft heiße es nur, der Abschuss sei die einzige Lösung für die Rettung des Waldes. Maßnahmen wie die Einrichtung von Wildschutzgebieten oder Winterfütterungen, die den Verbiss und Schalschäden ebenfalls reduzieren könnten, würden abgelehnt. „Wir können es einfach nicht verstehen“, so Ecker-Schotte.

Was die Landwirtschaft anbelangt, so hat sich die Rottacherin von Anfang an für den Erhalt der Saison-Weidehaltung starkgemacht. Eine Einstellung, die ihr teils harsche Kritik aus den Reihen anderer Tierschützer eingebracht hat. Im Gegenzug würde sich Ecker-Schotte wünschen, dass die Bauern der Region „nicht nur mit Unbehagen auf unser Wild schauen“. Auch den Wildtieren, fordert die Tierschützerin, müsse ein eigener Lebensraum zugestanden werden.

Tiervermittlung

Alle zu vermittelnden Tiere finden Interessierte auf der Website www.tierheim-rottach.de. Die Tierfreunde können vorab einen Selbstauskunftsbogen schicken und unter Tel. 0 80 22 / 54 66 einen Termin mit dem Tierheim vereinbaren. Die Leitung berate die Interessenten gerne, was die Anschaffung und die Folgekosten für ein Haustier betrifft, erklärt der Tierschutzverein.

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