Der Tegernsee ist ihre Inspiration: Bestsellerautorin über ihr neues Buch

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Schreibt gern am Tegernsee: Bestsellerautorin Tanja Kinkel. Ihr jüngstes Buch „Wir alle sind Noah“ ist ein Appell, die Schöpfung zu bewahren. © Stefan Schweihofer

Bestsellerautorin Tanja Kinkel schreibt am liebsten am Tegernsee. Im Gespräch mit unserer Zeitung spricht sie über Umwelt, Verantwortung und die Inspiration im Tal.

Bad Wiessee – Seit über 30 Jahren geht die Bestseller-Autorin Tanja Kinkel, die in Bamberg und München zu Hause ist, in Bad Wiessee in Klausur. Große Teile ihrer mittlerweile 19 zumeist historischen Romane, Erzählungen, drei Schauspiele, Kinder- und Jugendromane, ein Hörspiel und Essays sind hier entstanden. Die 54-Jährige, die zu den Münchner Turmschreibern gehört, Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und Präsidentin der Internationalen Feuchtwanger Gesellschaft in Los Angeles ist und vielfach – zuletzt mit dem Bayerischen Verdienstorden – ausgezeichnet wurde, war auch diesen Sommer für etliche Wochen am Tegernsee. Tagsüber wurde da gearbeitet, abends und an den Wochenenden machte die 55-Jährige gerne lange Spaziergänge und Wanderungen in den Tegernseer Bergen. Und fand dabei viel Inspiration, verrät sie im Gespräch.

Sie haben bis dato dieses Jahr schon drei Bücher veröffentlicht. Und sind ganz schön rumgekommen. Was ist denn wo entstanden?

Nun, für „Reichenau – Insel der Geheimnisse: Historische Geschichten aus 1300 Jahren“, bei dem ich nicht nur zwei der Kurzgeschichten geschrieben, sondern auch als Herausgeberin fungiert habe, habe ich 2023 sehr viel Zeit am Bodensee verbracht und im Landesmuseum recherchiert. Die Idee für den Kinderroman „Das Pferd der Winde“ habe ich schon vor zehn Jahren von meiner Recherchereise für „Manduchai, die letzte Kriegerkönigin“ aus der Mongolei mitgebracht. Letztes Jahr hatte ich endlich Zeit, die Legende von dem Pferd, das vor dem Vietnamkrieg davon- und wieder zurück in seine mongolische Heimat lief, zu adaptieren. Geschrieben habe ich es im Sommer 2023 am Tegernsee. So auch das dritte Buch, „Wir alle sind Noah“, das gerade erschienen ist. Es bezieht sich auf ein Essay, das ich 2010 für den Ökumenischen Kirchentag geschrieben und da auch als Rede gehalten habe. Nachdem der Klimawandel ein immer drängenderes Problem ist, Flutkatastrophen und Dürren zunehmen, habe ich es noch einmal komplett überarbeitet. „Wir alle sind Noah“ ist ein eindringlicher Appell, unsere Verantwortung für die Schöpfung endlich ernstzunehmen.

Autorin ruft dazu auf, die Schöpfung zu schützen

Sie führen im Appell, uns als Teil eines Ganzen zu begreifen, echte Größen ins Feld: Papst Franziskus, Martin Luther, Jane Goodall, die Bayerische Verfassung...

Ja, es gilt, Menschen und Welt zu schützen. So wie es Noah tat, als er für sich, seine Nachkommen und alle Tiere auf der Arche einen Bund mit Gott einging. Ich hätte gerne, dass auch kommende Generationen etwas von diesem Planeten und seiner Natur haben. Jeder muss aktiv werden. Zusammengeschmolzene Gletscher, wie ich sie in Neuseeland gesehen habe, sind nichts Abstraktes. Jahrhundertfluten sind schon fast alltäglich. Ich hoffe, als Autorin mit meiner Aufforderung, die Schöpfung zu schützen, die Leute zu erreichen, die oft abschalten, wenn professionelle, wissenschaftliche Experten darüber sprechen.

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Sie klingen fast wie auf Mission.

Es gibt Leute, die Umweltfragen ignorieren und denken: nach mir die Sintflut. Andere verfallen in eine Katastrophenstimmung. Wieder andere in Lethargie. Sie lassen sich treiben, weil sie meinen, ohnehin nichts mehr ändern zu können. Dabei ist die Schöpfung ein anhaltender Prozess. Menschen und Natur prägen sich fortwährend gegenseitig.

Soll konkret heißen?

Wenn du zum Beispiel von Schliersee über die Gindelalm ins Tegernseer Tal herüberwanderst, in dieser von Mensch und Tier genutzten Kulturlandschaft, die sich ihre Natürlichkeit erhalten hat, finde ich, hast du ein präsentes Gefühl, ein Geschöpf der Schöpfung unter Mitgeschöpfen zu sein. Wenn ich dieses Tal und die Natur erfahre, spüre ich die Verantwortung und die Aufforderung, etwas dafür zu tun. Und tue es dann auch, ganz selbstverständlich. Andererseits beweist der See, der für Kreatur und Mensch nutzbar ist, dass die Menschen, die sich im Tegernseer Tal angesiedelt haben, etwas richtig gemacht haben.

Regenbogen war Inspiration für neues Buch

Also haben Sie der Tegernsee und das Tal zu „Wir alle sind Noah“ inspiriert?

Auch. Es war ein Regenbogen Ende Januar 2023 bei einem Spaziergang am Ringsee, der sich plötzlich öffnete. Für mich offenbarte sich darin die Bundessymbolik, nämlich dass du für einen Bund oder ein Versprechen – wie das von Gott an Noah, als er zusicherte „nie wieder soll die Erde durch eine Flutkatastrophe vernichtet werden“ – immer zwei Leute brauchst. Ein Bund oder ein Versprechen basiert auf Gegenseitigkeit. Für mich ist dieses Versprechen im Tegernseer Tal sehr präsent. Hier ist ein gottgefälliges Leben im Einklang mit Natur und Schöpfung möglich.

Inspiriert Sie der Tegernsee denn auch sonst?

Auf alle Fälle. Ich habe in den letzten Wochen sehr intensiv und effektiv an meinem neuen Roman arbeiten können. Er soll 2025 erscheinen. Es wird wieder ein historischer Roman. 

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