Kein Gas mehr aus Russland: EU-Land will „alles dafür tun“, dass sich das ändert
Die Ukraine hat die russischen Gaslieferungen eingestellt. Für einige europäische Länder ist das ein Problem. Die Slowakei will eine Korrektur.
Bratislava – Durch das Ausbleiben von Gaslieferungen durch die Ukraine entgehen der Kriegswirtschaft vom Kreml-Chef Wladimir Putin Milliarden. Mehrere europäische Länder waren von diesen Lieferungen abhängig – auch die ausgedehnte Suche nach Alternativen hatte daran nicht viel geändert. Zwar konnte sich Österreich zuletzt von den russischen Gaslieferungen lösen, aber ein anderes Land hält an der wirtschaftlichen Bindung zu Russland fest. Und will „alles“ dafür tun, dass die Ukraine ihre Meinung ändert.
Ukraine will Putins Gas nicht mehr durchleiten – Slowakei mischt sich ein
Der slowakische Premierminister Robert Fico hatte zuletzt angegeben, dass er eine Fortführung der Gaslieferungen durch die Ukraine nicht ausschließen würde – und das, obwohl ein Gasliefervertrag zwischen Kiew und Moskau zum Jahresbeginn ausgelaufen war. Am Donnerstag (9. Januar) hatte sich Fico außerdem mit Dan Jorgensen, dem Energie-Chef der Europäischen Union, getroffen, um die Auswirkungen der nun ausbleibenden Lieferungen zu besprechen – auch auf die Energiepreise in Osteuropa. Sowohl der regulatorische Arm der EU als auch die slowakische Regierung haben zugestimmt, diese Gespräche auf politischem und technischem Niveau fortzuführen.
„Die Pipeline, die durch die Slowakei führt, hat eine Kapazität von fast 100 Milliarden Kubikmeter“ pro Jahr, zitierte das Nachrichtenportal Bloomberg den Politiker, der nach dem EU-Treffen mit Reportern gesprochen hatte. „Ich will alles dafür tun, dass diese Pipeline in Zukunft auch genutzt wird.“
Fico hat bereits eine Kampagne gestartet, um den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj davon zu überreden, die Gaslieferungen wieder aufzunehmen. Sein stärkstes Argument dabei sind die hohen Energiekosten für die Slowakei und die ganze Region. Allerdings hatte er bereits gedroht, dass die Slowakei Energielieferungen in die Ukraine einstellen werde. Außerdem hatte Fico mit einem Besuch im Kreml die Aufmerksamkeit des Westens erregt.
„Eine von Moskaus größten Niederlagen“ – Russland entgehen durch Gas-Stopp Milliarden
Hintergrund des Ganzen ist einmal mehr ein fünfjähriger Gasliefervertrag zwischen der Ukraine und Russland. Dieser war am 31. Dezember 2024 ausgelaufen. Weil Selenskyj es für widersinnig hält, dem Aggressor eines Angriffskriegs gegen sein Land weiter Einnahmen aus Gas zu verschaffen, hatte er eine Verlängerung dieses Vertrags früh ausgeschlossen. Das bedeutete letztendlich, dass einige europäische Länder (darunter Ungarn, Österreich und eben die Slowakei) auf russisches Gas verzichten müssen.
Meine news
Zwar hatten sie eine längere Zeitperiode zur Reaktion erhalten, konnten jedoch keine Alternative für die Gaslieferungen finden. Zwischenzeitig stand Aserbaidschan als Ersatzlieferant zur Debatte, aber bis dato kam es hier nicht zu einem Deal.
Aus Sicht der Ukraine handelt es sich um ein Desaster für Russland. „Als Wladimir Putin vor 25 Jahren die Macht in Russland ergriffen hatte, flossen pro Jahr über 130 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Ukraine nach Europa“, zitierte Kyiv Independent den ukrainischen Präsidenten Selenskyj. „Heute beträgt der Transit von russischem Gas null. Es ist eine von Moskaus größten Niederlagen.“
Gazprom in der Krise – Neuer Milliardenverlust wegen Ukraine-Entscheidung
Moskau und Kiew hatten den neuen Vertrag im Jahr 2019 unterschrieben. Pro Jahr sollten 40 Milliarden Kubikmeter Gas durch ukrainische Pipelines fließen, bis nach Europa. Der russische Gas-Titan Gazprom soll daran pro Jahr 5,0 bis 6,5 Milliarden US-Dollar verdient haben. Dieses Geld fehlt nun. Gazprom steckt ohnehin derzeit in der Krise und hatte 2024 zum ersten Mal seit vielen Jahren deutliche Verluste bekanntgegeben.
In Reaktion auf den Ukraine-Krieg hatte Europa damit begonnen, sich stufenweise von russischem Gas zu lösen. Teilweise hatte Russland selbst nachgeholfen: Zum Beispiel hatte Moskau die Gaslieferungen durch die Nord-Stream-Pipelines eingestellt und dafür Reparaturen verantwortlich gemacht, die allerdings zu dem Zeitpunkt bereits erfolgreich abgeschlossen waren. Für Länder wie Österreich und die Slowakei, die noch auf russische Gaslieferungen angewiesen waren, hatte es zusätzliche Zeit gegeben, um entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Besonders problematisch für Russland: Die ukrainischen Pipelines haben nahezu 50 Prozent des russischen Pipeline-Gases nach Europa geleitet, der Rest fließt durch die TurkStream-Pipeline. Das nun vorhandene überschüssige Gas kann Russland nur bedingt an andere Länder weiterleiten, denn dafür muss zunächst die notwendige Infrastruktur vorhanden sein. Ohne Pipelines kann es keine Lieferungen geben. Kein Wunder also, dass Putin China zum Bau der „Power of Siberia 2“-Pipeline drängt, damit China mehr russisches Gas ankaufen kann.