Geflüchtete erzählt ihre Geschichte: „Das größte Glück, das uns passieren konnte“
Benediktbeuern und Bichl bereiten sich auf die Ankunft von rund 80 Geflüchteten vor. Der Asyl-Helferkreis sucht weiter Unterstützung. Wie wichtig die Hilfe bei der Integration sein kann, davon berichtete die Geflüchtete Gabriela Tesfemariam.
Benediktbeuern/Bichl – Rund 80 Geflüchtete kommen ab Anfang nächsten Jahres in der neuen Containerunterkunft an der Meichelbeckstraße unter. Das treibt den Helferkreis in Benediktbeuern und Bichl um. In den vergangenen Wochen starteten die Ehrenamtlichen mehrere Aktionen mit dem Ziel, weitere Helfer zu motivieren. „Das hat gewirkt“, schreibt Gemeinderat Rudi Mühlhans in einer Mitteilung. Rund 60 Interessierte kamen kürzlich zu einem Informationsabend des Nachbarschaftshilfevereins Zammlebn ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Im Mittelpunkt des Treffens stand die Frage, wie Integration bestmöglich gelingen kann.
Neue Containerunterkunft in Benediktbeuern wird ab Februar nach und nach belegt
Andreas Baumann, Sachgebietsleiter Asyl im Tölzer Landratsamt, berichtete zunächst, dass die Unterkunft vermutlich ab Februar nach und nach belegt werden soll. Die Gemeinde Benediktbeuern plane am 9. Januar 2025 eine Veranstaltung zur neuen Unterkunft, teilte Bürgermeister Anton Ortlieb mit.

Die Aktiven um Koordinatorin Marlies Sitzberger-Jall stellten anschließend die unterschiedlichen Aufgaben des Helferkreises vor. Hilfreich seien zum Beispiel Patenschaften für Geflüchtete, Unterstützung bei Behördengängen und niederschwellige Sprachkurse, heißt es in der Mitteilung. Geflüchtete bräuchten zudem Unterstützung bei der Bewerbung für Praktikums- und Arbeitsplätze, bei der Suche nach Wohnungen und der Integration in Vereinen. Der Helferkreis wolle „erneut mit Zuversicht und Tatkraft dabei unterstützen, dass vor Ort die wichtige Integrationsaufgabe gemeistert wird“. Integration sei ein wechselseitiger Prozess, von dem beide Seiten profitierten.
„Auf den Weg in eine ungewisse Zukunft“: Frau flieht von Eritrea nach Benediktbeuern
Eindrucksvoll berichtete die 35-jährige Gabriela Tesfemariam bei dem Treffen von ihrer Flucht nach Deutschland. „Die Eritreerin erhielt während der Schwangerschaft mit ihrem jüngsten Kind die Nachricht, dass ihr Mann, der den dort verpflichtenden militärischen Zwangsdienst leistete, verstorben war“, so Mühlhans. Zur Todesursache erfuhr sie nichts. „Aus Verzweiflung und Angst vor dem Unrechtsregime machte sie sich 2009 mit ihren drei Kindern im Alter von fünf und vier Jahren sowie wenigen Monaten auf den Weg in eine ungewisse Zukunft.“
Unterstützung gesucht
Der Asyl-Helferkreis Bichl-Benediktbeuern freut sich über viele weitere Unterstützer und Unterstützerinnen. Wer Interesse hat, kann sich bei Marlies Sitzberger-Jall melden, Telefon 0 88 57/39 68 oder E-Mail asylhelfer@zammlebn.de. Weitere Infos auf der Internetseite http://asyl-bichl-benediktbeuern.de.
(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)
Meine news
Nach viereinhalb Jahren im Sudan gelangte die junge Familie über Libyen und Italien nach Deutschland. Die Behörden schickten Tesfemariam mit einer Zugfahrkarte nach Benediktbeuern. „Das war“, so berichtete die 35-Jährige, „das größte Glück, das uns geschehen konnte.“ Ihre Kinder fanden eine Heimat und Freunde. „Seit acht Jahren schon sorgt die anpackende Frau durch ihre Arbeit im Kloster dafür, dass sie mit ihren Kindern auf eigenen Füßen steht“, teilt der Helferkreis mit. Die Tochter wird kommendes Jahr ihre Mittlere Reife machen. Der älteste Sohn wird im Frühjahr seine Ausbildung zum Spengler abschließen, und der zweitgeborene Sohn hat heuer eine Ausbildung zum Zimmerer begonnen. Neben den eigenen Anstrengungen der gesamten Familie sind diese Erfolge „den Menschen im Helferkreis zu verdanken“, sagte Gabriela Tesfemariam.