Studie legt nahe: Beliebtes Lebensmittel soll Risiko für tückischen Darmkrebs möglicherweise senken

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Den Zusammenhang zwischen Ernährung und Darmkrebs haben britische Forscher untersucht. Dabei sind Milchprodukte aufgefallen.

London – Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten. In Deutschland zu der dritthäufigsten Krebserkrankung. Auch jüngere Menschen sind betroffen. Ein britisches Forscherteam wollte herausfinden, ob Ernährung tatsächlich einen Effekt auf die Entstehung von Darmkrebs hat. Dazu analysierten die Wissenschaftler riesige Mengen an Daten auf mögliche Ernährungsfaktoren – Milch und Joghurt gehören dazu.

Milch reduziert Risiko für Dickdarmkrebs

Milch und bestimmte Milchprodukte könnten das Risiko für Dickdarmkrebs senken, berichtet das Team um die Ernährungsepidemiologin Keren Papier von der Universität Oxford im Fachmagazin Nature Communications. In der im Januar 2025 veröffentlichten Studie handelt es sich um eine „systematische Analyse“ von 97 möglichen Ernährungsfaktoren und dem späteren Risiko für Darmkrebs. Die Wissenschaftler identifizierten darin 17 Faktoren, die einen statistischen, jedoch keinen kausal nachgewiesenen Zusammenhang, auf das Darmkrebsrisiko haben.

Zu den wesentlichen Ergebnissen der statistisch signifikanten Auswertungen von Ernährungsfaktoren gehören:

  • Ein Glas Milch (200 Gramm) pro Tag verringere das Risiko im Durchschnitt um etwa 14 Prozent.
  • 50 Gramm Joghurt verringere das Risiko im Durchschnitt um acht Prozent.
  • 20 Gramm Alkohol pro Tag erhöhe das Risiko im Durchschnitt um etwa 15 Prozent.
  • 30 Gramm rotes und verarbeitetes Fleisch, wie Wurst, pro Tag könnten das Risiko um etwa acht Prozent steigern.

„Die wahrscheinliche Schutzfunktion von Kalzium kann mit seiner Fähigkeit zusammenhängen, sich an Gallensäuren und freie Fettsäuren im Dickdarmlumen zu binden und dadurch deren potenziell krebserregende Wirkung zu verringern“, so die Wissenschaftler. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass ein höherer Kalziumgehalt die Darmschleimhaut schützen könnte.

Milch und Joghurt gegen Dickdarmkrebs

Im Rahmen der Studie wurden Daten von 542.778 Frauen in England und Schottland untersucht, die einen detaillierten Fragenbogen über ihre Ernährung für sieben Tage ausgefüllt hatten. Die Gruppe wurde nach drei und fünf Jahren erneut befragt.

Über einen Zeitraum von durchschnittlich knapp 17 Jahren erkrankten 12.251 (2,26 Prozent) der Studienteilnehmerinnen an Darmkrebs.

Die Probandinnen gehörten ursprünglich zu den 1,3 Millionen Teilnehmerinnen der „Million Women Study“ (1996 und 2001).

Kalzium in Milchprodukten zeigte in der Statistik einen positiven Effekt

Kalzium scheint maßgeblich an der schützenden Wirkung von Milch und Milchprodukten beteiligt zu sein. Wird der Effekt von Kalzium statistisch herausgerechnet, verringert sich die positive Wirkung von Milch und Milchprodukten deutlich. Dies gilt auch für andere in Milch enthaltene Nährstoffe wie Vitamin B2, Magnesium, Kalium und Phosphor.

Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Eine Oxford-Studie hat den Zusammenhang von Ernährung und Krebs untersucht (Symbolfoto).
Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Eine Oxford-Studie hat den Zusammenhang von Ernährung und Krebs untersucht (Symbolfoto). © IMAGO/JACOPIN / BSIP

Rolle bei Ernährung von Darmkrebs im Fokus der Forscher

Die Forscher betonen jedoch, dass in ihrer Studie der Zusammenhang mit Kalzium-Präparaten nicht untersucht wurde. Sie verweisen allerdings auf eine kürzlich durchgeführte Meta-Analyse, die zeigte, dass eine Kalziumzufuhr durch Nahrungsergänzungsmittel von 300 Milligramm pro Tag das Risiko von Darmkrebs um neun Prozent senken könnte.

Neben Milchprodukten könnten auch Frühstücksflocken, Obst, Vollkornprodukte, Ballaststoffe, Folsäure und Vitamin C das Risiko für Darmkrebs reduzieren, wenn auch in geringerem Maße.

Alkohol dagegen erhöhe das Darmkrebsrisiko vermutlich, weil es zu einer Bildung von Acetaldehyd beitrage. In hohen Konzentrationen fördert Acetaldehyd Zellmutationen und erhöht die Bildung krebserregender reaktiver Sauerstoffprodukte.

Risiko Darmkrebs durch Kalzium reduzieren – Krebsexperte ordnet britische Studie ein

Laut Krebsregister erkranken in Deutschland mehr als fünf Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs „Die Studie bestätigt frühere, ähnliche Befunde, beispielsweise in der europäischen ‚Epic‘-Studie“, erklärt Rudolf Kaaks vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg der Nachrichtenagentur dpa. Kaaks geht davon aus, dass die Ergebnisse auch für Männer zutreffen.

Das Forschungsprojekt untermauere bisherige Erkenntnisse zur ernährungsbedingten Beeinflussung von Darmkrebs. Die positive Wirkung von Milch und Kalzium sei jedoch ausgeprägter als in früheren Studien. Kaaks verweist auf eine 2011 in Heidelberg durchgeführte Studie, an der er beteiligt war, die ebenfalls eine positive Wirkung von Kalzium zeigte. Damals war die Risikoreduktion jedoch nicht statistisch signifikant.

Dennoch kann der Konsum von Milch auch negative Seiten haben. Eine schwedische Studie deckte auf, dass ein Glas Milch pro Tag das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen könnte. Andererseits gibt es Gemüse, das bei regelmäßigem Verzehr krebshemmend wirken soll. (ml mit Material der dpa)

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