Stadt beschließt: Die Weilheimer sollen mehr Rad fahren

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Fahrradstraßen wie hier die Schöffelhuberstraße sind ein Pfeiler der Radverkehrsförderung in Weilheim. © Magnus Reitinger

Der Anteil der Radler am Gesamtverkehr in Weilheim soll deutlich steigen – und bis 2031 bei 19 Prozent liegen, fünf Prozent höher als heute. Dieses Ziel hat jetzt der Stadtrat beschlossen, gegen die Stimmen von FW und CSU. Das Ganze sei „ein Placebo“, kritisierte Letztere.

Weilheim – Eine Steigerung des Radfahr-Anteils um fünf Prozent binnen „fünf bis sieben Jahren“: Eben dieses Ziel hat sich der Stadtrat vor fünf Jahren schon einmal gesetzt – als Teil eines Grundsatzbeschlusses zur Radverkehrsförderung in Weilheim. Allein: Dieser Beschluss im November 2019 bezog sich auf keine aktuelle Datenbasis, insofern konnte auch kein konkreter Zielwert festgelegt werden. Genau einen solchen aber fordert die „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern“ (AGFK), deren Mitglied Weilheim bekanntlich werden möchte. Hier nachzubessern, das war eine der Hausaufgaben, die der Stadt Weilheim von den AGFK-Prüfern nach der „Hauptbereisung“ im vergangenen Herbst aufgegeben wurde (wir berichteten). Bis Ende Oktober hat das Rathaus nun noch Zeit, die Hausaufgaben zu erledigen, um das begehrte Zertifikat „Fahrradfreundliche Kommune“ zu bekommen.

Laut Gutachten liegt der Anteil des Radverkehrs in Weilheim derzeit bei 14 Prozent

Eben deshalb hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung das genannte Ziel erneuert und konkretisiert – und ließ dafür diesmal auch ermitteln, wie hoch aktuell der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen in Weilheim ist. Das Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen (SVK) beziffert diesen in einem Gutachten vom Mai 2024 auf 14 Prozent. Zählungen oder Befragungen vor Ort gab es allerdings nicht. Denn dafür hätte man einen „mittleren fünfstelligen Betrag“ investieren müssen, erklärte Manuel Neulinger (Grüne), der Verkehrsreferent des Stadtrates.

Ziel ist jetzt eine Steigerung um fünf Prozentpunkte bis 2031

Stattdessen ermittelte die Firma SVK – für einen „niedrigen vierstelligen Betrag“, wie es aus dem Rathaus heißt – den aktuellen Wert auf Grundlage der Verkehrsuntersuchung „Mobilität in Deutschland“ 2017 und deren Regionalberichten. Eine Methode, die auch von der AGFK anerkannt wird. Das Büro habe außerdem vor einigen Jahren schon ein Gutachten für den Kreis Weilheim-Schongau erstellt. Landkreisweit liegt der Radverkehrsanteil demnach bei 12 Prozent. Für Weilheim habe man „die Funktion als Oberzentrum, die kompakte Siedlungsstruktur und die damit verbundenen Wegelängen berücksichtigt“ und sei so auf den Wert von 14 Prozent gekommen.

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Ich bin eh der Meinung, dass man in Weilheim wunderbar Rad fahren kann. Wir müssen uns alle an der Nase fassen, öfter das Auto stehen zu lassen.

In Weilheim lässt sich gut radeln? Da muss ich massiv widersprechen. Das stimmt vielleicht für Erwachsene, aber nicht für Familien mit Kindern.

Auf dieser Basis schlug Weilheims Radverkehrsbeauftragter Stefan Frenzl vor, eine Steigerung des ermittelten Radverkehrs-Anteils um fünf Prozentpunkte auf 19 Prozent im Jahr 2031 zu beschließen. Zum Vergleich müsse der Anteil dann nach dem gleichen Verfahren erneut bestimmt werden – wofür in sieben Jahren wohl auch eine neue Studie „Mobilität in Deutschland“ zur Verfügung steht.

Grüne, ÖDP und SPD plädierten für ein ehrgeizigeres Ziel

Genau so hat es der Stadtrat denn auch entschieden. Zuvor gab es allerdings eine längere, kontroverse Diskussion. Vertreter von Grünen, ÖDP und SPD hatten sich für eine noch ehrgeizigere Zielmarke ausgesprochen, die zudem schon 2030 überprüft werden solle, wie etwa Verkehrsreferent Neulinger forderte. Immerhin habe sich sogar der Freistaat Bayern vorgenommen, bereits 2025 einen Radverkehrs-Anteil von 20 Prozent zu erreichen. Weilheim solle sich mehr trauen, fand auch Roland Bosch (ÖDP): „Wir haben alles, was wir dafür brauchen“, etwa ein „fertiges, sehr gutes Radverkehrskonzept in der Schublade“. Mit diesem gehe es „zu wenig vorwärts“, konstatierte Horst Martin (SPD) und drängte darauf, zumindest kleinere Maßnahmen daraus rasch umzusetzen.

CSU und FW haben Vorbehalte wegen Weilheims Finanzlage

„Letztlich hängt alles davon ab, was wir uns wirklich leisten können“, befand CSU-Sprecherin Marion Lunz-Schmieder mit Blick auf die angespannte Haushaltslage. Ihre Fraktion lehnte den Beschluss deshalb ab. Stefan Zirngibl nannte die Sache gar einen „Placebo-Antrag“, denn tatsächlich habe die Stadt nicht das Geld, mehr für den Radverkehr zu tun. Auch die Freien Wähler stimmten gegen das neue Ziel. Die Stadt Weilheim sei ohnehin „sehr ambitioniert“ bei der Radverkehrsförderung, erklärte Susann Enders, das sei auch „richtig im Sinne der Verkehrswende“. Aber, so Enders weiter, „wir haben nicht nur Radfahrer in Weilheim, wir haben auch Fußgänger, und auch für die muss etwas getan werden“ – etwa mit mehr Sitzbänken.

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Er wünsche sich „mehr Fuß- und mehr Fahrradverkehr“, betonte Tillman Wahlefeld seitens der „Bürger für Weilheim“ (BfW). Zwar könne er die Vorbehalte verstehen, „aber es geht darum, ob wir unsere Hausaufgaben machen und Mitglied bei der AGFK bleiben wollen“. Und seine Antwort sei klar: „Ja, das wollen wir.“

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