101 junge Männer und Frauen haben am Freitagnachmittag in Penzberg ihre Abiturzeugnisse erhalten. Der Notenschnitt lag bei 2,13. Fünf Mal gab es eine 1,0. In Erinnerung bleiben die Abiturienten der Schule aber auch mit einem ganz besonderen Spiel.
Penzberg – Zum zweiten Mal hintereinander fand die Abiturfeier des Penzberger Gymnasiums in einem Veranstaltungssaal bei Roche statt, den das Unternehmen kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Den Sektempfang spendierte der Förderverein. „Dafür zahlt der Landkreis keinen Cent“, sagte Schulleiter Matthias Langensteiner. Obwohl eine Schule ja nicht nur eine „Büffel- und Pauk-Einrichtung“ sein soll, fügte er an. 101 Schüler und Schülerinnen erhielten am Freitag ihre Abiturzeugnisse – bei einer Feier mit klassischer Musik und viel Humor. Es war zugleich der letzte G8-Jahrgang. Den nächsten Abi-Jahrgang gibt es erst 2026.
Einen eigenen Blick warfen die SMV-Vertreter Matilda Schäfer, Aaron Blutke und David Su – aus der zehnten und elften Jahrgangsstufe – in ihrer Rede auf die Abiturienten. Wieso haben sie das Abi verdient? So fragten sie. Die Antwort: „Auf euren Partys gibt es keine komischen Leute.“ Mit dem Zusatz: „Denn es gibt keine komischen Leute.“ Als die Abiturienten in die Schule kamen, erzählten sie, habe der Döner 3,50 Euro gekostet. Heute seien es sechs Euro. Also: „Zwei Döner kosten so viel wie eine Abiball-Karte bei Euch.“ Und zum Abschied gaben sie ihnen mit auf den Weg: „Ab heute gehört Ihr zur Elite von Deutschland, denn Ihr habt nicht nur das Abitur bestanden, sondern das bayerische Abitur.“
Maßband wurde geden Tag um einen Zentimeter verkürzt
Humoristisch ging es mit der Abiturrede weiter. Luisa Bernböck und Joseph Spieker berichteten über Kontrollen des Oberstufenzimmers, obwohl es immer pieksauber gewesen sei, von sagenumwobenen Studienfahrten, in denen die griechische Partykultur studiert wurde – und eben vom „Maßbandeln“. Eine Idee, die ältere Semester vom Grundwehrdienst kennen. An den letzten hundert Tagen vor Ende der Prüfung wurde ein Maßband Zentimeter für Zentimeter verkürzt. Wer es vergaß und dabei erwischt wurde, egal ob Abiturient oder Lehrer, zahlte einen Euro in eine Party-Kasse. „Es begann eine Maßband-Jagd.“
Was mit diesem Jahrgang immer verbunden bleibt, sei das „Maßbandeln“, griff Direktor Langensteiner das Spiel in seiner Rede auf. Es sei „unter nicht restlos geklärten Umständen“ in das Schulleben getreten, „um eine immer dominierendere Rolle einzunehmen“. Das Maßbandeln habe eine eigene Dynamik entwickelt, und einige Lehrer hätten ungeahnte Energie entwickelt, jemand zu erwischen. Langensteiner erzählte, wie ihn drei Minuten vor der ersten Abiturprüfung – es herrschte angespannte Stille – plötzlich ein Abiturient fragte, ob er das Maßband dabei habe. „Hatte ich natürlich nicht, war ja Abiturprüfung“, so Langensteiner, der „unzähligen Strafzahlungen“ nur deshalb entging, weil ihn sein Sekretariat immer daran erinnerte, das Maßband mitzunehmen.
Abiturienten sollen neugierig und lebenshungrig bleiben
Das Maßband, sagte er, sei ein Zeugnis für das wertschätzende Schulklima und eigne sich als Symbol für die Zeit, die für die Abiturienten an der Schule zu Ende geht. Es beginne für sie nun eine zeitliche Freiheit. Die Frage sei, ob man die Abiturienten angemessen geschult hat im Umgang mit der Zeit. Man glaube, dass mit Digitalisierung und KI immer mehr Zeit zur Verfügung stehe. Stattdessen habe man das Gefühl, dass sie sich immer mehr beschleunigt und Zeit fehlt. Auch die Schule, so Langensteiner, habe dazu beigetragen. „Aber Ihr habt es mit Bravour gemeistert und habt bewiesen, dass Ihr mit der Zeit umgehen könnt.“ Zum Abschied sagte Langensteiner, dass man sich auf diesen Jahrgang immer habe verlassen können und er sich mit Herzblut eingebracht habe. „Wir werden Euren Spirit vermissen.“
Zweiter Bürgermeister Markus Bocksberger, selbst Vater eines Abiturienten und 1981 Schüler des Eröffnungsjahrgangs am Penzberger Gymnasiums („Abitur konnte man damals in Penzberg noch nicht ablegen, ich habe mich für G6 entschieden“), gab den jungen Frauen und Männern mit auf den Weg, neugierig, lebenshungrig und empathisch zu bleiben. „Das Leben macht Spaß, auch mit Arbeit.“ Stellvertretender Landrat Michael Marksteiner wünschte den Abiturienten, sie mögen mutig, selbstbewusst und offen ihren Weg gehen, um die Welt ein Stück besser zu machen. „Wir freuen uns, dass Ihr hinauszieht in die Welt und Eure Fingerabdrücke hinterlässt“, sagte die Vize-Elternbeiratsvorsitzende Angelika Bolten. „Wir sind mächtig stolz auf Euch.“